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DVDMAX

Kritik von DVDMAX

Gesehen: August, 2003

Eyes Wide Shut - Die Charaktere verschließen die Augen, damit ist jedoch nicht die wortwörtliche Möglichkeit des Verschließens der Augen gemeint, viel mehr muss das Verschließen sinnbildlich gesehen werden. Die Augen werden verschlossen vor der Wahrheit, die beispielsweise bei unserem Protagonisten Bill in dem Moment ins Bewusstsein gerät, als seine Weltordnung von seiner Frau Alice komplett infrage gestellt wird. Für einen Marineoffizier, gewissermaßen ein Objekt der sexuellen Begierde und Phantasie, den Alice flüchtig in einem Sommerurlaub kennengelernt hatte, wäre sie bereit gewesen, Mann und Tochter zu verlassen. Mit diesem Geständnis beginnt nun auch für den Mann Bill ein Prozess der Entsubjektivierung. Während seine Frau Alice ihre Maske fallen lässt, setzt Bill sie nach dem Geständnis der Untreuephantasie seiner Frau erst auf. Dabei verschließt Bill nicht nur die Augen vor seiner Rolle als Ehemann, Vater oder Arzt, auch seine Gefühle bleiben bis kurz vor Ende des Films erstarrt. Ob Absichten, Sehnsüchte, Wünsche oder Anliegen; alles bleibt im Verborgenen...

Mit "Eyes Wide Shut" kreiert der Meisterregisseur sein letztes großes Werk und magischer und besser hätte ein Abschluss von Kubrick nicht aussehen können. Die Maskenball-Szene ist nicht nur audiovisuell eine oder besser gesagt die großartigste Leistung in Kubricks bahnbrechender Filmbiografie, sondern bietet darüber hinaus so viele Andeutungen auf die unterschiedlichsten Bereiche, seien es Kultur, Religion oder soziale Stände. Auch die Entsubjektivierung von Bill erreicht auf dem Maskenball ihren Höhepunkt. Das Maskieren ist eine Normalität, der Demaskierte entpuppt sich jedoch als Außenseiter. Sex, ein intimer, eigentlich mit Liebe verbundener Moment zwischen zwei Menschen, verkommt zu einem Moment der Emotionslosigkeit, mit dem einzigen Ziel, die Libidoenergie zu entlasten. Liebe scheint es nicht mehr zu geben, alles und jedes ist bedeutungslos.

"Eyes Wide Shut" ist perfekt; ein Film, der sich zu einem meiner absoluten Lieblingsfilme hochgearbeitet hat. Kubricks sinnliche Ergründung von Obsessionen und Gefühlslagen ist ein tiefenpsychologisches Meisterwerk! Er lässt die Fassade einer perfekten Ehe mehr und mehr zerbröseln und zeigt dem Zuschauer eine herausragende Odyssee der vollkommenen Entmenschlichung. Inszenierung, Schauspielerleistungen, Musik, Dialoge; selten wurden alle diese Komponenten so grandios miteinander in Einklang gebracht. Das Thema Sexualität nicht rauschhaft-stimulierend auf die Leinwand zu bannen, sondern sinnlich und psychologisch; das konnte eben nur ein Meister wie Kubrick...

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