Von Stu am Donnerstag, 18 Dezember 2025, 11:31 Uhr
Bildnachweis: © HR | Szene aus "Glückskind: Der schwule Filmemacher Rosa von Praunheim ist 80"
Rosa von Praunheim ist im Alter von 81 Jahren gestorben, nur wenige Tage nachdem er seinen langjährigen Partner heiratete. Mit ihm verliert das deutsche Kino eine prägende Figur, deren Arbeit Filmgeschichte geschrieben hat und deren Einfluss weit über den Kinosaal hinausreichte. Als Regisseur, Autor und Aktivist hat er seit den späten 1960er-Jahren konsequent gesellschaftliche Tabus verhandelt und queere Lebensrealitäten sichtbar gemacht.
Bekannt wurde er 1971 mit Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt, einem Film, der die Schwulenbewegung in der Bundesrepublik nachhaltig prägte und heftige Debatten auslöste. Es folgten Werke wie Die Bettwurst, das mit kalkulierter Künstlichkeit bürgerliche Konventionen bloßlegte, sowie zahlreiche Dokumentar- und Spielfilme, in denen er Biografien, politische Kämpfe und persönliche Erfahrungen miteinander verschränkte. Seine Filme waren oft direkt, zugespitzt und bewusst einfach inszeniert – weniger am formalen Konsens interessiert als an Klarheit und Haltung.
Bekannte Filme seiner Vita sind außerdem noch Can I Be Your Bratwurst, Please? (1999), Meine Mütter - Spurensuche in Riga (2007), Die Jungs vom Bahnhof Zoo (2011), Härte (2015) und Rex Gildo - Der letzte Tanz (2022).
Neben seiner eigenen Arbeit förderte von Praunheim über Jahrzehnte junge Filmschaffende, etwa Tom Tykwer oder Axel Ranisch. Viele Regisseur*innen der jüngeren Generation nannten ihn Mentor und wichtigen Impulsgeber. Seine Rolle als Aktivist blieb dabei stets eng mit seiner Kunst verbunden: Film verstand er als Mittel der Aufklärung und der Einmischung.
Rosa von Praunheim hinterlässt ein umfangreiches Werk und einen nachhaltigen kulturellen Einfluss. Sein Tod markiert das Ende einer Künstlerbiografie, die sich konsequent gegen Anpassung stellte und Öffentlichkeit immer als Verantwortung begriff. Auch wenn er Tabus brach, etwa 1991 als der Hape Kerkeling öffentlich als homosexuell outete.
Am Ende teilte seine Wahlfamilie über Agenturen folgenden Brief:
Gestern Nacht ist Rosa von Praunheim, geliebter Ehemann, Freund und Mentor friedlich gestorben. Die Plötzlichkeit hat uns alle überrascht. Er hatte noch so viele Pläne. Umso glücklicher sind wir, dass wir noch ein wunderschönes Hochzeitsfest gemeinsam feiern konnten.
Rosa war Künstler, Filmemacher, Aktivist, Freiheitskämpfer, Vater der Schwulenbewegung, Mutter des queeren Aufbruchs, Revolutionär der Liebe. Furchtlos und hingebungsvoll hat er die Welt von ihren tauben Füßen auf den wachen Kopf gestellt. Wir verlieren einen schamlos neugierigen, unendlich einfühlsamen, und grenzenlos liebenden Menschen.
Love
Deine Wahlfamilie
Zum 80. Geburtstag wurde die Doku Glückskind: Der schwule Filmemacher Rosa von Praunheim ist 80 veröffentlicht, die ihr euch bis März 2026 noch kostenlos in der ARTE Mediathek ansehen könnt.
Ruhe in Frieden