Bildnachweis: © Legacy Distribution / NewsMax TV | Werbemotiv zu "Served: Harvey Weinstein"

Unerwarteter Anruf aus dem Gefängnis: Harvey Weinstein bittet Oscar-Preisträger um Hilfe bei möglicher Rehabilitierung

von Sebastian Groß

Der inhaftierte Filmproduzent Harvey Weinstein hat sich überraschend an den renommierten Dokumentarfilmer Errol Morris gewandt, um Unterstützung bei einer möglichen Neubewertung seines Falls zu erbitten. Wie Morris bei einer Veranstaltung in Los Angeles verriet, erhielt er einen Anruf aus dem Gefängnis Rikers Island – am anderen Ende der Leitung: Harvey Weinstein.

Weinstein, der wegen mehrfacher Sexualdelikte zu 23 Jahren Haft verurteilt wurde, bezog sich in dem Gespräch auf Morris’ preisgekrönten Dokumentarfilm The Thin Blue Line von 1988. Der Film beleuchtet die fehlerhafte Verurteilung eines Mannes wegen Mordes an einem Polizisten in Texas und führte schließlich zur Freilassung des unschuldig Inhaftierten Randall Dale Adams. Weinstein habe laut Morris gefragt, ob dieser nicht auch in seinem Fall Beweise finden könne, „wie bei dem Mann aus The Thin Blue Line“.

Die Bitte wirkt angesichts der gemeinsamen Geschichte zwischen den beiden bemerkenswert: Während der Veröffentlichung von The Thin Blue Line in den späten 1980er-Jahren soll Weinstein Morris scharf dafür kritisiert haben, wie er seinen Film bewarb, und ihm sogar gedroht haben, ihn durch einen Schauspieler zu ersetzen. In einem Brief (siehe unten) von 1988, den Morris heute auf seiner Website veröffentlicht hat, bezeichnete Weinstein Morris’ Auftreten in der Pressearbeit als „schlicht langweilig“. Morris erinnerte sich zudem an Weinsteins umstrittenes Verhalten in dieser Zeit, darunter regelmäßige Besuche mit Escort-Begleitung.

Ob Morris der Bitte nachkommt, ist unklar. Es ist jedoch kaum anzunehmen, dass er sich auf ein solches Angebot einlässt. Morris gilt als einer der renommiertesten und integersten Dokumentarfilmer überhaupt. Er wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter der Oscar für seine Dokumentation The Fog of War im Jahr 2004, und trägt mehrere Ehrendoktorwürden. Weitere bekannte Dokus von ihm sind unter anderem Mr. Death, Standard Operating Procedure und der kürzlich bei Netflix gestartete Chaos: The Manson Murders.

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