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Auch Zombies können romantisch sein.

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Kritik

In einer post-apokalyptischen Welt haben es der Zombie R (Nicholas Hoult) und seine Clique auf die letzten noch existierenden Menschen abgesehen. Die Erinnerungen, die sie in sich aufnehmen, wenn sie die menschlichen Gehirne verspeisen, werden zu ihren eigenen und erinnern sie an das, was sie auch einmal waren: Menschen. Eines Tages kommt es zu einer folgenschweren Begegnung mit einer Gruppe menschlicher Teenager. Als R sich das Gehirn von einem der Gruppe einverleibt, wird er überwältigt von Liebesgefühlen zu Julie (Teresa Palmer), der Ex- Freundin des Getöteten, die auch zu den Teenagern gehört. R entführt Julie unentdeckt zu seinem Unterschlupf, einem ausrangierten Flugzeug auf dem nahegelegenen Airport. In den kommenden Tagen bemerkt Julie, dass mehr in R steckt als nur ein gefühlskalter Zombie – und R selbst entwickelt immer menschlichere Züge. Als die beiden fliehen, da Rs Clique ihnen auf die Schliche gekommen ist, überschlagen sich die Ereignisse und Julie gelingt es schließlich, sich allein zu ihrer menschlichen Kolonie durchzuschlagen. Die leitet ihr Vater, General Grigio (John Malkovich), und der kennt nur ein Ziel: alle Zombies auslöschen. Damit gerät R in höchste Gefahr, denn natürlich macht er sich auf den Weg zu Julie.

Filmtheoretiker vermuten hinter dystopischen Filmen meist ein Abbild der jeweiligen Zeit ihrer Entstehung. Die Untoten dagegen schlurfen so oft und regelmäßig über die Leinwand, dass es ja irrsinnig wäre, alles immer wieder auf das Neue zu Tode zu analysieren. Doch nun vermitteln Zombies auch Liebe. Ein Appell an die Menschlichkeit? Zombies spielen Shakespeare. Ein Appell an eine neue Genredefinition? Auf jeden Fall bringt Jonathan Levines Romanadaption „Warm Bodies“ frischen Wind in die bis dato doch sehr ausgeschlachteten Geschichten um Untote und ihre Verbindung mit der diesseitigen Welt. Ein Konzept, welches bis zu einem gewissen Punkt aufgeht, am Ende aber arm an Ideen wird und sich Altbewährtem bedienen muss.

Die Vorstellung, dass ein Zombie sich verliebt und mit einem Mädchen anbandelt, erscheint skurril. Doch spätestens nach dem ersten Trailer versprach „Warm Bodies“ etwas anderes zu werden, als man mit der Vorstellung assoziiert. Keine dumme Teenie-Romanze, sondern vielmehr eine Parodie auf die Untoten-Klischees, gepaart mit einer logischen und soliden Hintergrundgeschichte. Als dumm würde man die tragische Geschichte um „Romeo & Julia“ nämlich auch nicht betiteln – und die Anleihen sind enorm. Dieser Fakt macht „Warm Bodies“ nur noch eindrucksvoller und amüsanter, wenn es darum geht, Zombies, Liebe und Shakespeare zu verbinden.

Schon mit „50/50“ ist Regisseur Jonathan Levine die Gradwanderung zwischen einem ernsten Thema und einer humorvollen Inszenierung gelungen. Eine Verbindung gelingt ihm auch in „Warm Bodies“. Die Frage, wie es denn eigentlich ist, ein Zombie zu sein, wird in Form des Alltagsauszugs von R (Nicholas Hoult) nachgegangen. Mit seinen selbstreflektierenden Fragen und Handlungen gibt R „private“ Einblicke in sein Leben und das ist mehr als komisch. Mit passenden Songs aus alten und neuen Zeiten, einer puren Ironie und witzigen Gegebenheiten gelingt der Auftakt des Films. Konversationen zwischen Zombies erscheinen besser als die „Wetten, dass…“-Sendungen, das grausame Fressen wird zur Unterhaltung und der Grund, warum die Untoten so sehr auf Gehirne stehen, wird offenbart.

Mit der Tristheit seines Lebens ist es vorbei, als R seine Julie (Teresa Palmer) kennenlernt. Zombie und Mensch dürfen nicht zusammen sein, ebenso wenig wie die Montagues und Capulets – und obwohl der Konflikt von Anfang an im Raum steht, widmet sich der Film erst einmal den skurrilen Unterschieden zwischen den beiden Figuren. R erfährt eine innere Verwandlung und auch Julie merkt, dass der Zombie, der sie gekidnappt hat, gar nicht so unmenschlich ist. Doch die Tybalt-Romeo-Auseinandersetzung, sprich die Begegnung von R und Julies Freund Perry (Dave Franco), steht zwischen dem angehenden Liebespaar. In einem weiteren Wirrwarr aus Anspielungen, Humor und gelungenen Ideenumsetzungen gipfelt „Warm Bodies“ dann in der – nun für jeden Zuschauer offensichtlichen – Balkonszene, in der die Liebe gestanden wird – zumindest auf Zombie-Art.

Ab diesem Punkt offenbart „Warm Bodies“ aber seine Schwächen. Das Konzept ist leider nicht zu Ende gedacht, die Ideen gehen aus und so geschieht es, dass sich Regisseur Levine bekannter Genrekonventionen bedienen muss, in denen Zombies zwar Freunde sind, aber der Umstand auch völlig außer Acht gelassen werden kann. Spannung kommt dabei nicht auf. Die Vaterfigur von Julie, General Grigio (John Malkovich), ist ebenso oberflächlich wie seine Hintergrundgeschichte – Charaktertiefe wird nur angedeutet – und die bösen Boneys (quasi Zombies im Endstadium) sind nur halb so gruselig, wie sie vielleicht einmal sein sollten. Der Konflikt, den Julie und R beheben müssen, ist älter als Shakespeares Tragödie und wird nur noch durch Action, ein bisschen Ballerei und Pseudo-Dramatik untermalt. Da fehlt leider die Innovation, da interessieren Zombies kaum noch und wirkt eh alles, wie aufgezwungen.

Fazit

Regisseur Jonathan Levine präsentiert in „Warm Bodies“ eine facettenreiche Geschichte mit einem großen Unterhaltungspotenzial, welches im ersten Teil des Films auch gelungen umgesetzt wird. Zwar verliert der Film danach seine Ideenumsetzung, kann aber am Ende als gutes Mash-Up von behandelten Themen und Genres angesehen werden.

Kritik: Philipp Schleinig

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