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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

"Verführt und Verlassen" begleitet Schauspieler Alex Baldwin und Regisseur James Toback dabei, wie sie die Finanzierung für ihren nächsten Kinofilm stemmen. Dabei wird ein einzigartiger Blick hinter die Kulissen des Filmbusiness im Allgemeinen und die Verhandlungen im Rahmen der Filmfestspiele von Cannes im Besonderen gewährt.

Kritik

"It’s no way to live": Mit diesen recht markanten und traurigen Worten von Orson Welles („Citizen Kane“,  „F wie Fälschung“ sowie „Im Zeichen des Bösen“), lässt sich der Film „Verführt und verlassen“ von Regisseur James Toback und Schauspieler Alec Baldwin („Jagd auf Roter Oktober“) wohl am besten beginnen. Immerhin sagte Welles einst: „Ich blicke zurück auf mein Leben und es besteht zu 95% daraus Geld für Filme aufzutreiben und zu 5% daraus sie tatsächlich zu machen” - eine traurige Erkenntnis, die uns im Film "Verführt und Verlassen" mehr als einmal vorgeführt wird. Es folgt ein ein Blick hinter die wirklichen Kulissen der Filmindustrie, in eine Welt voller Verführung, Anbiederung und dem Suchen nach der Finanzierung. Denn während in Deutschland oder Europa meist die Wahl zwischen Auftragsproduktionen oder dem Wünschen diverser Filmförderungsgesellschaften auf einen Filmemacher warten, ist das System in den USA weit diversifizierter und konfuser. Es ist verantwortungsvoller (gegenüber den Produzenten), verführerischer, korrupter, skurriler und somit bestens geeignet für einen Dokumentarfilm voller Irrsinn, Wahn sowie Klagen.

Zu diesem Zweck, und um gleichsam diese perfekte Bühne zu nutzen, reisten Drehbuchautor sowie Regisseur James Toback und Schauspieler Alec Baldwin zu den Filmfestspielen von Cannes im Jahre 2012. Ein Treffen der Filmemacher, Schauspieler, Produzenten wie Filmfans (die das nötige Kapital besitzen). Perfekt also für eine ungewöhnliche Mission: Sie wollen Leute für ihre recht bizarre  Filmidee begeistern, Unterstützer heranholen und Geldgeber für die Produktion des Werkes akquirieren. Ein Film mit dem Titel „Der letzte Tango in Tikrit“: Einem politischen wie nihilistischen Erotikabenteuer im Mittleren Osten, in dem Alec Baldwin die Hauptrolle spielen soll. Es soll eine Irak-Version von „Der letzte Tango in Paris“ werden. Und was sind hierbei schon 15 Millionen US-Dollar? Somit beginnt eine Tortur durch Cannes. Durch Hotel-Suites und Konferenzräume, auf Luxus-Yachten und Partys mit Filmemachern, Produzenten und Investoren. Doch es ist ein Kampf gegen Windmühlen.

Und schließlich ist somit der geplante eigentliche Film auch gleichgültig. Es hätte auch um die Verfilmung einer schwulen-erotischen Version von „Robocop“ gehen können. Denn „Verführt und verlassen“ liefert uns einen ungewöhnlichen, aber dafür umso interessanteren Blick auf einen potenziellen Markt von Käufern und Verkäufern. Einen voller Stars, Ideen, Träumen, Enttäuschungen und eben auch Anbiederungen. Somit ist der Titel durchaus mit einer gewissen Aussagekraft bedacht. Regisseur Toback gelingt es gekonnt die Filmindustrie in seinem Kern zu parodieren und somit ein wenig zu entlarven. Egal ob Einblicke in die Welten von Altmeistern wie Bernardo Bertolucci, Roman Polanski, Martin Scorsese und Francis Ford Coppola oder die oftmals betonte Notwendigkeit selber als Produzent in Erscheinung zu treten. Denn wo Geld fließt, bleibt schnell die eigentliche Kreativität auf der Strecke. So musste Sir Charles Chaplin seinen Klassiker „Der große Diktator“ selbst auf Risiko finanzieren, da niemand ihm Geld für eine solch gewagte Produktion geben wollte. Doch nicht jeder ist finanziell Potent. Was bleibt ist daher meist die Beugung der eigenen Idee.

Zwar bleibt nicht die komplette Dokumentation gleichsam treffsicher und unterhaltsam, weil oftmals der rote Faden verlassen wird, doch die Einblicke sind erhellend. So liefert uns der Film viele Abschweifungen, dafür aber gelungene Einblicke, die so nicht so oft zu erleben sind. Somit möchte „Verführt und verlassen“ zum nachdenken anregen, etwas schockieren und vor allem, die gewisse Paradoxie Hollywoods in Szene setzen.

Fazit

„Verführt und verlassen“ ist klar ein Film für Fans: Eine Parodie auf das System selbst. Herrlich absurd, charmant und stets unterhaltsam. Ein Lob- wie Abgesang auf die Filmbranche zugleich. Ein Film der klar zum Nachdenken anregen soll. Denn wie viel Kreativität bei einem solchen System übrig bleibt, sehen wir oft genug im Kino. Und nicht zuletzt: Ich möchte „Der letzte Tango in Tikrit“ nun unbedingt sehen.

Kritik: Thomas Repenning

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