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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Linda wird von verstörend-erotischen Fantasien geplagt, in den jemand nach ihr zu rufen scheint. Zu diesem Zeitpunkt tritt sie eine Geschäftsreise zu einer kleinen Insel vor der türkischen Küste an, wo sie für die Gräfin Carody eine Erbschaft abwickeln soll. Die bildhübsche Schönheit zieht sie sofort in ihren Bann, was nicht weiter verwunderlich ist: Das anzutretende Erbe ist das von Graf Dracula und die Gräfin ist seine unsterbliche Geliebte.

Kritik

„Sie müssen ganz müde sein von der langen Reise. Wollen Sie nicht erst mal schwimmen gehen?“

Der Titel ist Programm und bei einem Film vom berühmt-berüchtigten, spanischen Trash- und Schmuddel-Schlawiner Jesús „Jess“ Franco (Der Hexentöter von Blackmoor; hier unter dem Pseudonym Franco Manera) darf man das auch erwarten. Bis zu seinem Tod im Jahr 2013 unermüdlich als Fließbandregisseur von Horror,- Exploitation- und Softpornofilmchen, mitunter alles in einem. Wie hier, einem seiner bekanntesten und beliebtesten Streifen.

Ein Jahr zuvor drehte er noch mit Nachts, wenn Dracula erwacht die – nach der tatsächlich ernst gemeinten, eigenen Ansicht – „werkgetreueste Adaption des Romans“, für die ihm (angeblich) Hauptdarsteller Christopher Lee (wer sonst?) unendlich dankbar war. Naja, das bleibt anzuzweifeln, befragen lassen sich beide leider nicht mehr. Wer den Film gesehen hat, darf mal abseits der auch nur grenzwertigen Werktreue ehrlich in Frage stellen, warum ihm irgendjemand dafür loben könnte. Nun, bei dem wundervoll schmissigen Titel Vampyros Lesbos, benutzt er das Grundgerüst der Dracula-Geschichte und rückt es in einen völlig neuen Kontext. Dem der offenbar sexuell nicht optimal ausgelasteten Anwältin Linda (Ewa Strömberg; Der Mönch mit der Peitsche), zu deren schlüpfrigen Tagträumen selbst nur ihr Psychiater den fachmännischen Ratschlag bereithält, dass sie es sich mal ordentlich besorgen lassen sollte (dafür bezahlt man doch gerne die sündhaft teuren Therapiestunden). Leider bleibt dafür keine Zeit, denn die Arbeit ruft und damit dann doch ein erotisches Abenteuer mit der gar nicht sonnenscheuen Vampirin, Gräfin Nadine Carody (Soledad Miranda; In Nachts, wenn Dracula erwacht noch als die Lucy zu sehen und noch vor dieser Uraufführung verstorben), die in Linda ihre potenzielle Gefährtin gefunden zu haben glaubt.

„Es macht Spaß, nackt im Sand zu liegen. Besonders zu zweit, finden Sie nicht auch?“

Klar, nackt - im Sand oder sonst wo - ist immer super und wertet jeden Film tendenziell deutlich auf. Bei Jess Franco zu seiner Sturm- und Drangzeit sowieso, der hat bei den traumhaften Set-Bedingungen wohl eh am liebsten gleich ohne Hose gedreht. Vampyros Lesbos könnte problemlos – und so scheint es anfangs auch – nur ein weiteres Feuchter-Männertraum-Schundwerk sein, von dem man ihm natürlich auch später nicht gänzlich lossprechen kann. Der ansatzweise vorhandene, emanzipatorische Grundgedanke einer aus guten Gründen männerverachtenden und gleichzeitig unglaublich verführerischen Fürstin der Dunkelheit - die sich dazu noch einen männlichen Leibeigenen als willenlosen Diener hält, der aber nur die Drecksarbeit erledigen darf – wird selbstverständlich vergraben unter voyeuristischen Schauwerten und heißen Lesbenliebesakten, die eher den Mann als die Frau erotisch bedienen. Weitaus weniger geschmacklos und befremdlich in seiner Ausrichtung wie andere Sex- und Horrorgenremixturen der 70er (die Fummel- und Schlachteplatte Nackt unter Kannibalen von Nichtskönner Joe D’Amato dürfte da einer der Marktführer sein) und irgendwann gewinnt dieser Film tatsächlich einen ungeahnt geschmeidigen Reiz, auch wenn Jess Franco eben Jess Franco bleibt.

Vom vernünftigen Erzählen einer Geschichte und akkurater Handwerkskunst verstand er nicht allzu viel. Der Schnitt bzw. der Szenenübergang ist manchmal dilettantisch, die Dialoge im Idealfall witzig und das einzige Stilmittel das Franco im Übermaß nutzt ist der Sergio Leone-Zoom, immer und überall, egal ob das den Moment irgendwie nützt. Das Resultat funktioniert weder als Horrorfilm noch als Softsex isoliert, dafür bietet er von beiden Komponenten zu wenig wirklich Ansprechendes. Die Mixtur hat aber mit benötigter Anlaufzeit was, gerade da dies wohl einer der ästhetischsten Franco-Film sein dürfte. Das blutrote Art déco, manch wundervolle Beleuchtungsideen und Set-Pieces berauschen die Sinne mehr als die blanken Brüste der Darstellerinnen und der eigens komponierte OST von Manfred Hübler & Siegfried Schwab ist großartig; wechselhaft zwischen frühem Elektro, Funk und Soul. Eines der markantesten Stücke  - The Lions And The Cucumber – verwendete Quentin Tarantino 26 Jahre später in Jackie Brown.

Fazit

Bevor man es sich gewahr werden will, hat einen „Vampyros Lesbos“ dann doch an der Angel (oder wo auch immer), obwohl das nichts anderes zu sein scheint als hurtiger Franco-Trash für den Maschinenraum hinterm Hosenstall. Die rudimentäre Intention einer Gender-Umkehrung der klassischen Dracula-Story ist in Momentaufnahmen gar nicht mal so doof, Bilder und besonders der Soundtrack sind weit über billigem Euro-Schund-Status, viel besser wurde Jess Franco nicht mehr. Ein gewisses Maß an Faszination und dem bestehenden Kultfilmpotenzial lässt sich ihm kaum absprechen. Nicht gut, aber…selbst erleben.

Kritik: Jacko Kunze

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