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Quelle: themoviedb.org

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1981 schrieb ein Teenager Parolen gegen Ceaușescu an Häuserwände. Die aufwendigen Ermittlungen und Überwachungsprotokolle der Securitate offenbaren das Ausmaß des repressiven Staats, während Fernsehbilder ein ganz anderes Rumänien zeigen.

Kritik

Radu Judes ("Mir ist es egal wenn wir als Barbaren in die Geschichte eingehen") Uppercase Print ist bereits in seinem Konstrukt sehr verschachtelt: Jude verfilmt das Theaterstück „Tipografic Majuscel“ von Gianina Carbunariu, welches wiederrum auf dem realen Fall des rumänischen Widerständlers Mugur Calinescu basiert. Dieser verbreitete 1981 in Botosani mehrere Kreidebotschaften, in welchen er das sozialistische Regime des Landes offensiv ansprach. Calinescu forderte bessere Versorgung, Solidarität mit den Sozial-Benachteiligten und freie Meinungsäußerung. Deswegen geriet er in das Visier des rumänischen Geheimdienstes. Jude arbeitet diesen politischen Fall nun als Mischung aus Theateraufführung, Archivmaterial und inszenierten Interviews auf und erschafft so die filmische Akteneinsicht eines kontroversen Falles. 

Aufgebaut ist Uppercase Print fast schon als eine Art Fernsehshow. Die Szenen, die den Fall Calinescu thematisieren, sind als klare Bühnenbilder inszeniert, in welchem die Darsteller in emotional reduzierter Redeweise Monologe direkt in die Kamera sprechen. Polizisten, Militäroffiziere, forensische Ermittler und auch Straßenarbeiter analysieren die Kreidebotschaften Calinescus nach ihren sozial-politischen Bedeutungen und rollen den Fall so von seinen Anfängen an auf. Später kommen auch Calinescu selbst, sowie dessen Familie, zur Sprache. Zusammengehalten wird das durch zahlreiche rumänische Werbespots aus den 80ern, sowie Wochenshows und Kochshows. Jude verschafft dem Publikum durch dieses Kanäle-Zapping den Überblick über die rumänische Kultur und rahmt den Fall dadurch als implizite Verdeutlichung der staatlichen Unterdrückung. Das kann auf weite Strecken befremdlich wirken, ist aber gleichzeitig sehr effektiv da Jude so die Werbesendungen in einen anderen Kontext setzt. 

So ergeben sich, besonderes durch den Einsatz von sozialistischen Parteiwerbespots ironisch, sarkastische Einlagen, die den Patriotismus des Regimes ad absurdum führen. Gleichzeitig lässt sich das Präsentierte in frage stellen. Sehen wir hier eine künstlerische Ermittlung oder eine simplifizierte Präsentation eben Medien, die Jude durch den Einsatz des Werbematerials entlarvt? Die Rolle von Calinescu ist sowohl treibende Kraft des Filmes wie auch dessen blinder Fleck, da er nur als Repräsentation existiert. Dadurch gestalten sich die relevanten Themen um Abhörung, Unterdrückung und vergifteten Landesstolz immer abstrakter. Oftmals gehen sie im Strudel aus Informationsvermittlung und Spielszenen sogar fatal unter. Uppercase Print gestaltet sich so über die Laufzeit von 128 Minuten als sehr anstrengende Angelegenheit, da Jude sich, scheinbar aus Angst vor Simplifikation, weigert, konkret zu werden.

Fazit

„Uppercase Print“ ist keine leichte uns sehr verschachtelte Aufarbeitung eines Falles, der die Unterdrückung des sozialistischen Regimes im Rumänien der 1980ern offenlegte. Dennoch ist Jude ein faszinierender Ansatz gelungen, dessen inszenatorischer Wagemut zu pointierten Beobachtungen führt.

Kritik: Jakob Jurisch

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