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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Ulee Jackson hat alle Hände voll zu tun, sich um seine Bienen und seine Familie zu kümmern, die schwieriger als ein Bienenkorb zu hüten ist. Er sorgt für seine zwei Enkelinnen, da sein Sohn im Gefängnis ist und seine Schwiegertochter davongelaufen. Die, schwer drogensüchtig, holt er sich auch noch ins Haus, als sein Sohn ihn inständig darum bittet. Schließlich stehen auch noch die kriminellen Kollegen des Sohnemanns vor der Tür und wollen ihren Anteil an der Beute.

Kritik

Die schönsten Geschichten im Filmgeschäft sind doch oft diese Comebacks aus dem Nichts, selbst wenn sie nicht von langlebiger Natur sind. Der einstige (New)Hollywood Rebell Peter Fonda (Easy Rider) war zwar nie richtig weg vom Fenster, aber seit den wilden 70ern nur noch ein prominenter Schatten in oft höchst mittelmäßigen Arbeiten. Auch der 1997 auf dem Sundance Film Festival präsentierte Ulee’s Gold ist nur eine klitzekleine Independent-Produktion und trotz vieler guter Ansätze weit entfernt von einem stillen Meisterwerk, die bemerkenswerte Leistung seines fast vergessenen Hauptdarstellers machte dafür medienwirksam die Runde. Von der Kritik gefeiert konnten sich auch die großen Preisverleihungen kaum dessen verweigern und relativ überraschend wurde Peter Fonda sowohl bei den Golden Globes als auch den Oscars als bester Hauptdarsteller (in einem Drama) nominiert. Bei den Globes setzte er sich sogar durch, auch weil (ausgerechnet) sein Oscar-Konkurrent Jack Nicholson (Besser geht’s nicht) dort aufgrund der Differenzierung von Drama und Komödie in einer anderen Kategorie startete. Trotzdem ließ er Namen wie Daniel Day-Lewis (Der Boxer), Matt Damon (Good Will Hunting) oder Leonardo DiCaprio (Titanic) hinter sich. Mehr als nur ein Achtungserfolg.

Ulysses „Ulee“ Jackson (Peter Fonda) ist ein verwitweter Vietnamveteran, der in einem Provinzkaff in Florida seine beiden Enkeltöchter Casey (in ihrem Spielfilmdebüt: Jessica Biel, Total Recall) und Penny großzieht. Oder es zumindest versucht. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich als Imker, eine alte Familientradition, die so wohl nicht fortgeführt wird. Denn sein einziger Sohn Jimmy sitzt nach einer Serie von Raubüberfällen im Gefängnis und dessen Frau Helen (Christine Dunford, Love & Basketball) ist abgetaucht. Doch plötzlich gibt es ein Lebenszeichen. Jimmy’s alte Komplizen haben die schwer drogensüchtige Helen bei sich und geben sie in Ulee’s Obhut. Nicht aus reiner Nächstenliebe versteht sich. Sie fordern als „Lösegeld“ die Beute, die Jimmy mutmaßlich vor seiner Inhaftierung irgendwo versteckt hat. Ulee will damit eigentlich nichts zu tun haben, kann aber die Mutter seiner Enkelinnen nicht einfach verrecken lassen. Er nimmt sie bei sich auf und bekommt Unterstützung durch seine Nachbarin Connie (Patricia Richardson, Hörmal, wer da hämmert), die Forderungen der Knastvögel sind ihm dabei ziemlich egal. Langsam bekommen er und die Kinder wieder einen Zugang zu Helen, aber natürlich scharren die „Gläubiger“ schon mit den Hufen und Geduld wie Besonnenheit zählen nicht gerade zu ihren naturgegebenen Stärken.

Der schon seit über einem Jahrzehnt nicht mehr aktive Independent-Filmemacher Victor Nunez (Ruby in Paradise) liefert mit Ulee’s Gold ein anfangs vielversprechendes Kleinstadtdrama ab, in dem Peter Fonda von Anfang an heraussticht wie ein Fels in der Brandung. Sein zurückgenommenes, bescheidenes, aber gerade deshalb so nuanciert-berührendes Spiel unterstreicht das eher subtil abgehandelte, zwischenmenschliche Fiasko seiner Figur perfekt. Denn obwohl Ulee tugendhaft, streng, stoisch und ein stückweit verbittert erscheint, er ist geplagt von Schuldgefühlen. Für den Einsatz in Vietnam ließ er Frau und Kind allein zurück, widmete sich auch danach lieber seiner Bienenzucht als den Problemen daheim. Das Jimmy und in der Folge auch Helen auf die schiefe Bahn geriet sieht er als unmittelbares Resultat seiner fehlenden Präsenz oder auch Desinteresses, auch wenn er das nie offen aussprechen würde. Deshalb steht es für ihn auch außer Frage, sich trotz der schwierigen Bedingungen um Helen zu kümmern und damit auch ihren Kindern einer schmerzhaften Konfrontation zu unterziehen. In diesen Momenten, praktisch den ersten 2/3 des Films, erweist sich Ulee’s Gold tatsächlich als kleines Goldstück. Zumindest, wenn er sich nicht aus der zwischenmenschlich behutsamen Ruhe bringend lässt und mehr über das famose Spiel von Peter Fonda erzählt, als es später zwingend ausformulieren zu müssen.

Der letzte Akt, er ersäuft leider in einem Wiedergutmachungs-Husarenritt, den man mit wenigen Reduzierungen problemlos akzeptieren könnte, aber das ist eindeutig nicht nur eine Spur zu viel. Hier werden so viele akute wie schon lange vernarbte und schwerwiegende Baustellen aufgerissen, nur um sie praktisch an einem Wochenende mehr oder weniger vollständig zu kitten. Fehlt am Ende eigentlich nur noch die Hochzeit, zum Glück blendet man vorher ab. Das ist jetzt überspitzt und wird der grundsätzlichen Stimmung des Films nicht gerecht, aber es soll nur deutlich machen, wie sehr einem bis dahin wirklich guten Drama die Zügel aus der Hand gleiten. Das mag in seiner Versöhnlichkeit für viele sicherlich befriedigend und angenehm sein, dem offensichtlichen Potenzial ist dies nicht unbedingt dienlich. Aber allein das Aufbäumen von Peter Fonda echtfertigt das Ansehen ohne Wenn und Aber.

Fazit

Von Peter Fonda famos gespielt baut „Ulee’s Gold“ eine interessante Geschichte auf, die sich leider im Schlussakt in einem Feel-Good-Harakiri verrennt. Immer noch mit dem Schleudersitz in Reichweite, nur aus einem unerklärlichen Grund zieht er das knallhart durch. Schade. Trotzdem natürlich alles andere als schlecht und über weite Strecken sogar sehr sehenswert, das Feintuning könnte und dürfte ruhig ausgewogener sein.

Kritik: Jacko Kunze

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