Na, die Nase voll von festlichem Friede, Freude, Eierpunschkuchen? There’s Something in the Barn aus dem Jahr 2023 liefert all jenen filmischen Nachschub, die keinen Bock auf allzu viel Harmonie oder den x-ten weihnachtlichen Romantic Comedy-Streifen haben… von letzteren existieren ohnehin viel zu viele. Stattdessen präsentiert sich dieses aus Norwegen stammendes Werk als eine winterliche Horrorkomödie, bei der, wenn man es denn so ausdrücken möchte, eine home invasion im doppelten Sinne geboten wird. Inszeniert wurde There’s Something in the Barn von Magnus Martens, der zuvor bereits u. a. einzelne Folgen für Serienformate wie Banshee, 12 Monkeys, Fear the Walking Dead oder den Actionfilm SAS: Red Notice abgeliefert hat. Doch nun genug des Vorgeplänkels, steigen wir lieber in die Handlung ein.
Eine amerikanische Familie, bestehend aus Vater, Stiefmutter, Tochter und Sohnemann, siedelt im Winter nach Norwegen um, wo sie in das mitten in der Natur gelegene Haus eines kürzlich verstorbenen Onkels ziehen. Die skandinavische Ruhe wird ihnen guttun, so der Gedanke des Vaters. Im Idealfall werden sich gar die Wogen zwischen seiner hübschen Lebensgefährtin und seiner Teenager-Tochter glätten. Wen er diesbezüglich jedoch nicht auf der Rechnung hat, ist der Scheunenelf, der in der (wer hätte es gedacht) Scheune neben ihrem neuen Häuschen wohnt. Anfänglich ist es nur der Sohn, der um die Existenz der sagenumwobenen Gestalt weiß. Und wer schenkt schon einem Kind Glauben?! Innerhalb des Horrorgenres jedenfalls kaum jemand. Dabei können Fjøsnissen, so die norwegische Bezeichnung des Fabelwesens, eigentlich durchaus nette Gesellen sein. Vorausgesetzt man verärgert sie nicht.
Im Gegenzug für süße Leckereien gehen sie einem sogar durchaus mal helfend zur Hand. Heimlich, während die Menschen schlafen, versteht sich. Was die vom Aussehen her an „zwergengroße“ Wichtel erinnernden Wesen aber überhaupt nicht mögen, sind Veränderungen, laute Geräusche sowie grelles Licht. Alles Dinge, mit denen sich der Scheunenelf durch die Neuankömmlinge aus Übersee konfrontiert sehen wird. Insbesondere da sein „Wohnzimmer“ als Veranstaltungsort für eine Feier „missbraucht“ wird. Quasi eine etwas andere Art der home invasion. Als man ihm später dann obendrein noch eine Portion Surströmming (dieser vergammelte Stinkefisch, den manche als Delikatesse ansehen) zum Futtern hinstellt, reist ihm endgültig der Geduldsfaden und er greift nicht nur zum Vorschlaghammer, sondern ruft obendrein noch Verstärkung, um das Haus der amerikanischen Auswanderer zu stürmen.
Bis es so weit ist, müssen wir uns allerdings eine ganze Zeit gedulden. Denn zunächst einmal sollen wir die Familienmitglieder, darunter sehr motiviert aufspielend Martin Starr aus Spider-Man: Homecoming sowie Amrita Acharia aus The Serpent Queen, wie auch einige Nachbarn kennenlernen (wobei Nachbarn aufgrund der abgelegenen Lage etwas hochgegriffen erscheint). Der damit einhergehende „culture clash“ führt immer wieder zu amüsanten Momenten, etwa wenn wiederholt die Waffenpolitik von Amerika zur Sprache kommt. Zudem bekommen wir einige spektakuläre und wirklich wunderschön anzusehenden Aufnahmen der in Schnee und Eis gekleideten Landschaft geboten. Das sorgt nicht nur für ein stimmungsvolles Ambiente, sondern ebenso für weihnachtliche Vibes, die durch den gelungenen Score noch verstärkt werden. Was man There's Something in the Barn ankreiden kann, ist die eher als „zweckmäßig“ zu bezeichnende Figurenzeichnung sowie dass der Film als Ganzes gerne mal auf Klischees zurückgreift.
Nichtsdestotrotz sind die Charaktere durchaus sympathisch geraten. Das schließt auch den zipfelmützentragenden Elf aus der Scheune ein, den man zu einem gewissen Grad verstehen kann (und soll). Immerhin sind sie es die Neuankömmlinge aus Übersee, die mit einigen für den Elf unangenehmen Aktionen den Konflikt überhaupt erst lostreten. Ein Konflikt, der entfernt an die Besiedlung des amerikanischen Kontinents durch die Pilgerväter sowie das Zerwürfnis mit den indigenen Völkern und die daraus resultierenden Kämpfe erinnert. Nur hier eben im Zeitraffer bzw. auf wenige Tage reduziert. Passend dazu kommen die mystischen Ureinwohner Norwegens im Zuge der kämpferischen Auseinandersetzungen mit kulturellen Errungenschaften wie einem Motorschlitten, einer Handfeuerwaffe sowie schmackhaftem „Feuerwasser“ in Berührung. So mancher Lacher ist da nahezu unumgänglich. Von Grusel, Horror sowie echten Spannungsmomenten kann hingegen kaum die Rede sein.
Ein kleinwenig Blut darf zwar vergossen werden, es ist aber überdeutlich, dass There‘s Something in the Barn ähnlich wie Joe Dantes Gremlins (von dem er sich definitiv hat inspirieren lassen) in erster Linie spaßige Unterhaltung mit weihnachtlichem Einschlag kredenzen möchte. Etwas, dass ihm tatsächlich ganz gut gelingt. Wirklich originell ist Martens‘ Werk dabei letztendlich aber nicht und echte Highlights, die einem längere Zeit in Erinnerung bleiben, sind ebenfalls keine vorhanden. Das konnten ähnlich gelagerte Filme wie Krampus, Rare Exports oder der soeben bereits erwähnte Gremlins um einiges besser. Lohnenswert ist There‘s Something in the Barn trotzdem. Allein schon deshalb, weil er das Herz am rechten Fleck trägt und weil bei den Fjøsnissen anstatt "einfach" CGI-Kreaturen hinzuklatschen auf echte (kleinwüchsige) Darsteller gesetzt wird. Kein krasser Überflieger, doch als Filmtipp für die Festtage mehr als tauglich.