{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Ein junges taubstummes Mädchen (intensiv: die zum Drehzeitpunkt noch 17jährige Rosie Day aus der TV-Serie „Homefront“) wird, nachdem es mit ansehen musste wie ein Trupp Soldaten rund um den gnadenlosen Anführer Goran (etwas Over-The-Top: Sean Pertwee, der Father aus „Equilibrium“) ihre Mutter getötet hat, in ein Bordell geschleppt, dass sich auf die Versorgung müder Kämpfer spezialisiert hat. Dort angekommen verliebt sich der Besitzer des Etablissements Viktor (glaubhaft schmierig: Kevin Howarth aus „The Last Horror Movie“) jedoch in sie, gibt ihr den Namen Angel und hält sie fortan als seine persönliche Mischung aus Putzfrau, Dienerin und Bettgefährtin. Um nicht ebenfalls als normale Prostituierte arbeiten zu müssen, muss sich Angel jedoch zusätzlich auch noch um die Vorbereitung der anderen Mädchen im Haus kümmern. Diese Arbeit besteht hauptsächlich darin den Mädchen Blut vom Körper zu waschen, ihnen etwas Schminke ins Gesicht zu klatschen und sie mit Drogen vollzupumpen, damit sie die nächste brutale Vergewaltigung durch einen zahlenden Kunden besser überstehen. Angel fügt sich in ihr aussichtsloses Schicksal, bis eines Tages die junge Vanya (übelkeitserregend gut: Dominique Provost Chalkley am ehesten bekannt durch die TV-Serie „Britannia High“) zu den Mädchen stößt und auf Grund ihrer Kenntnis der Gebärdensprache mit Angel zu kommunizieren beginnt. Zwischen den beiden Mädchen entsteht eine Art Freundschaft, die in ersten aufkeimenden Fluchtgedanken mündet, jedoch durch das Auftauchen von Goran und seinen Männern gefährdet wird.

Kritik

Nach dem Krieg ist vor dem Krieg

Ende des 20. Jahrhunderts kam es auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien zu einer Serie von Kriegshandlungen, die gemeinhin unter dem Namen Balkankrieg zusammengefasst wurden und in ihrem Verlauf mehr als 100.000 Menschleben kosteten. Neben der immensen Zahl an zivilen und militärischen Opfern kam es im Zuge des jahrelangen Konflikts zu einer Destabilisierung der gesamten Region, was wiederum Plünderungen, Menschenhandel und Prostitution Tür und Tor öffnete. In eben diesem Umfeld siedelt Make-Up und Special Effects Artist Paul Hyett („The Descent“, „Doomsday“) sein Regiedebüt „The Seasoning House“ an, bei dem er sich auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet. Die beinharte Mischung aus Prostitutionsdrama und Rape & Revenge Streifen, die seit Ende letzten Jahres bereits auf mehreren Festivals reüssiert ist, hat ihren offiziellen Kinostart in den UK am 28. Juni 2013.

Trotz seiner eher genretypischen Grundstory, um eine, sich an ihren Peinigern rächende junge Frau, ist „The Seasoning House“ ein unbequemer Film, der sich hart an der Grenze des Erträglichen entlang bewegt. Weniger durch die sehr wohl vorhandenen äußerst blutigen Todesszenen, sondern vor allem durch die schmerzhaft realistischen, extrem harten Misshandlungs- und Vergewaltigungssequenzen, die in viel zu regelmäßigen Abständen ungemein klar und nüchtern über die Leinwand huschen und bei denen Kameramann Adam Etherington Nichts, aber auch wirklich Garnichts, der Fantasie überlassen hat. Als Stichwort sei an dieser Stelle lediglich ein im Zuge des Geschlechtsverkehrs (wenn man das bestialische Treiben denn so nennen mag) brutal gebrochenes Becken genannt. Diese rohe Erbarmungslosigkeit und absolute Ausweglosigkeit wird durch die nihilistische Kulisse des verwahrlosten Hauses, in der man den Gestank von Blut, Schweiß, Erbrochenem und Scheiße beinahe riechen kann, noch zusätzlich verstärkt. Das wiederum spricht für die effektive Ausstattung des Films, trägt aber nicht gerade zur leichteren Verdaulichkeit des Streifens bei.

The Seasoning House“ ist – zumindest in den ersten zwei Dritteln seiner Laufzeit – folglich nicht nur auf Grund des zeitlichen und örtlichen Settings und der düster realistischen Optik sondern auch wegen der hemmungslosen Zurschaustellung von Gewalt (an Frauen) ein etwas atypischer Vertreter der aktuellen, vergleichsweise sanften US-amerikanischen Rape & Revenge Welle („Last House on the Left“). Da wird geblutet, geschrien, geheult, geprügelt, erstochen und erwürgt, ohne dass dabei der unfreiwillige Koitus wirklich unterbrochen wird. Erst mit Beginn des letzten Drittels und damit des Überlebenskampfes von Angel schlittert „The Seasoning House“ vom hyper-realistischen Drama-Thriller-Mix in Richtung klassischer Genrestreifen, was der Produktion einen ungewollt klischeehaften Touch verleiht. Eigenartiger Weise erleichtert dieser Stimmungsknick die emotionale Verwertbarkeit des Gesehenen und erinnert den geneigten Betrachter daran, dass es sich letzten Endes doch nur um einen (Unterhaltungs-)Film handelt.

Die Glaubwürdigkeit eines Streifens dieses Genres steht und fällt bekannter Weise mit den Leistungen der weitgehend unbekannten Darsteller. Diese wurden im Falle von „The Seasoning House“ durch die Bank gut gecastet und können ganz in ihren jeweiligen Rollen aufgehen, da ihre Gesichter – mit Ausnahme von Sean Pertwee, dessen markante Züge schon so manche (Independent-)Produktion veredelt haben – noch nicht mit einem bestimmten Rollentypus in Verbindung gebracht werden. Vor allem Rosie Day und Dominique Provost-Chalkley beeindrucken durch ihr schmerzhaft realistisches Schauspiel. Trotz eines eher kurzen Gastspiels hat sich in diesem Zusammenhang jedoch auch der monströse Newcomer Ryan Oliva, der den undankbaren Job des brutalen Vergewaltigers mit vollem Körpereinsatz mimt, eine gesonderte Erwähnung verdient.

Fazit

„The Seasoning House“ ist ein unbequemer, ausgesprochen brutaler Rape & Revenge Streifen, der nach einem derb realistischen Beginn mehr und mehr Richtung stereotypischer Genrestreifen abrutscht, ohne dabei allzu viel Qualität einzubüßen. All jene Zuschauer die einige der härtesten Vergewaltigungsszenen der jüngeren Filmgeschichte als integrativen Bestandteil der Handlungsentwicklung und nicht als reine Torture Porn Befriedigung verstehen können, werden mit einem durchaus gelungenen Drama-Thriller-Action-Mix belohnt, der in den letzten 20 Minuten noch einmal richtig aufdreht. Der Rest sollte von dem Streifen wohl besser die Finger lassen und sich wie der Autor dieser Zeilen an weniger realistischen und somit auch weniger unangenehmen Slasher-Streifen erfreuen.

Kritik: Christoph Uitz

Wird geladen...

×