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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Dokumentation über das Krankheitsbild Morgellons, bei dem Frauen (meist mittleren Alters) zu spüren meinen, wie sich Parasiten unter ihrer Haut bewegen, ihnen bunte Partikel und Fäden aus der Haut wachsen und sie unter anderen unspezifischen Symptomen leiden... 

Kritik

Eigene Gefühle, für die es keine logische Erklärung zu geben scheint, für andere verständlich und nachvollziehbar zu kommunizieren, ist eine große Hürde. Es ist schwierig, die Verzweiflung seines Gegenübers nachempfinden zu können, ohne die Möglichkeit, sie jemals selbst zu erfahren. Ein Extrembeispiel dafür stellt die Erkrankung Morgellons dar, die vor allem im Internet große Aufmerksamkeit auf sich zog: Frauen mittleren Alters berichteten von Fäden, die sie aus ihrem Körper ziehen konnten, von Bewegungen unter der Haut, von Haarausfall und weiteren oftmals sehr unspezifischen Symptomen. Medizinische Untersuchungen ergaben, dass den Frauen nichts fehlt. Um sich ein Gehör zu verschaffen, dokumentierten sie ihren Krankheitsverlauf in Video-Blogs auf Plattformen wie YouTube. 

Regisseurin Penny Lane (Eier!hat es sich in der Dokumentation The Pain of Others zur Aufgabe gemacht, den Betroffenen eine Plattform zu geben und ihre Beschwerden für den Zuschauer greifbar zu machen. So besteht der Film zum Großteil aus Ausschnitten der Videos jener Blogs, so dass wir den Verlauf der Erkrankung und der Hysterie in chronologischer Reihenfolge folgen können. Unterbrochen werden diese Ausschnitte ausschließlich von Nachrichten auf Sendern wie CNN, in denen Fachexperten darauf hinweisen, dass es bei Patienten keine Befunde gegeben hat, und Morgellons eine rein psychosomatische Erkrankung seien. Dadurch gelingt es zum einen, die Verzweiflung der Betroffenen zu skizzieren, dass es keine Hilfe für sie gibt und sie sich in der Öffentlichkeit als verrückt dargestellt fühlen, und zum anderen, die Plattformen, auf denen sich die Eilmeldungen so wie die Video-Blogs befinden, gegenüberzustellen. So empfinden wir die Nachrichten als kühl und sachlich in ihrer Vortragsweise, während die Video-Blogs subjektivistischer und emotionaler Natur sind. 

Lane gelingt es dadurch aufzuzeigen, warum Morgellons vorrangig als Internet-Phänomen funktionieren. Nur dort scheint es eine öffentliche Plattform für diese Empfindungen zu geben und nur dort können sich die wildesten Theorien rundum die Erkrankung entwickeln. Sie erkennt das Problem und ergänzt diese persönlichen Perspektiven durch eine weitgehend wertneutrale Dokumentation des Phänomens. Am Ende des Filmes bleibt eine Einblendung: Wenn man jemanden kennt, der unter Morgellons leidet, solle man sich bitte melden. Damit macht sich der Film für eine noble Position stark und betont, dass ein Problem besteht, dessen Ursachen zu finden sind. Ob die Beschwerden wirklich parasitärer, wie es die Betroffenen oftmals behaupten, oder psychosomatischer Natur sind, ist ausschließlich für die Behandlung von Relevanz. Man sollte Morgellons in jedem Fall mit aller aufzubringender Empathie entgegentreten. Dem Verfasser dieser Kritik - und das lässt sich bei dem Fokus des Filmes auch der Regisseurin unterstellen - ist es an dieser Stelle wichtig, dass man sich von Verschwörungstheorien, die im Internet kursieren, distanzieren sollte. 

The Pain of Others ist darüber hinaus ein Film, der dem Zuschauer stets Raum für eigene Überlegungen und skeptisches Nachfragen lässt. So sieht man auf der Leinwand in manchen Fällen deutlich, dass der vermeintliche Faden, den sich eine Frau aus der Haut zieht, eher wie ein Hautpartikel aussieht. In einer anderen Szene sind es wiederum ganz klar Fäden. Ist das nicht ein Beleg für die physische Existenz von Morgellons? Oder könnten Videos innerhalb dieses Internet-Phänomens auch gestellt sein, um Aufmerksamkeit für die eigene Person oder Verschwörungstheorien zu gewinnen? In einer weiteren Szene erklärt eine Betroffene, dass jeder an Morgellons leide und dieses Erkrankungsbild der Grund für unsere Sterblichkeit sei. Könnten Morgellons Folge einer Angst vor dem Tod im mittleren Alter sein? In vielen Szenen wirken die Betroffenen wirr, in anderen wiederum klar und in ihren Ausführungen einleuchtend. Am Ende bleibt der Zuschauer mit einem unbehaglichen Gefühl zurück, mit einer gewissen Unwissenheit, die wichtig ist, um uns das Phänomen näher zu bringen.

Fazit

"The Pain of Others" ist ein wichtiger Dokumentarfilm, der uns für die Empfindungen anderer sensibilisiert, die wir selbst nicht nachvollziehen können, der die richtigen Fragen stellt und dabei nie Licht ins Dunkle bringt, der eher daran interessiert ist, ein Phänomen aus verschiedenen Perspektiven zu vermitteln, anstatt eine bestimmte Meinung aufzudrängen.


Kritik: Maximilian Knade

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