5.9

MB-Kritik

Die letzte amerikanische Jungfrau 1982

Comedy, Romance, Drama – USA

5.9

Lawrence Monoson
Diane Franklin
Steve Antin
Joe Rubbo
Louisa Moritz
Brian Peck
Kimmy Robertson
Tessa Richarde
Winifred Freedman
Gerri Idol
Sandy Sprung
Paul Keith
Phil Rubenstein
Roberto Rodríguez
Blanche Rubin
Michael Chieffo

Inhalt

Gary, Rick und David sind beste Freunde und immer auf der Jagd nach heißen Girls. Gary verliebt sich in seine Mitschülerin Karen, die jedoch mit dem smarten David ins Bett hüpft. Mit schwerwiegenden Folgen…

Kritik

Frisch aus dem heiligen Land emigriert und mit den fetten Dollar-Zeichen in den Augen war es für die CANNON-Gründer Menahem Golan & Yoran Globus naheliegend, das eigene Sprungbrett über den großen Teich für den amerikanischen Markt neu aufzulegen. Bis heute ist Eis am Stiel der weltweit erfolgreichste israelische Film, Grundstein eines achtteiligen Franchise, das sich bereits ab der ersten Fortsetzung deutlich vom Geist der eigentlichen Vorlage entfernte und in einer Endlosschleife des immer gleichen Bums-Fallera-Schlüsselloch-Abspritzers für minderjährige Hosenstall-Entdecker weit über den Höhepunkt geschleudert wurde. Da die Amis nicht synchronisieren, das durchschnittliche Zielpublikum ungern liest und ausländische Filme aus Prinzip nur intellektuelles Randgruppen-Volk guckt, wird lieber geklont. Mit den selben Produzenten und auch noch dem Ursprungs-Regisseur Boaz Davidson im Handgepäck, leicht verdientes Geld am Stiel. Aber nicht Schokoladeneis in der Waffel! Denn das ist – in der deutschen Synchro – ganz offensichtlich „Kebab mit Kraut“. Muss und kann man selbst beim Zuschauen nicht verstehen…

Die letzte amerikanische Jungfrau ist nichts anderes als ein 99,9%-Remake von Eis am Stiel. Exakt die gleiche Nummer in Red, White & Blue, mit den notdürftigsten Anpassungen. Der schüchterne Gary fährt Pizza statt Eis aus, die Handlung befindet sich im (damaligen) Hier und Jetzt, der Soundtrack wechselt dementsprechend von Schmuse-Rock der späten 50er zu 80er-Hits von The Police oder The Human League und die Girls werden mit falschem Zuckerdosen-Koks aus der immer noch potthässlichen Unterwäsche gelockt. Da wurde scheinbar das speckige Feinripp-Unterhemd von Zachi Noy (Ninja,die Killer-Maschine) maximal nur ausgewaschen und mit importiert. Auch sonst geht man lieber gar kein Risiko ein und besetzt die Hauptrollen des herzensgut-sensiblen Gary (Lawrence Monoson; Freitag, der 13. – Das letzte Kapitel), des smarten Draufgängers Rick (Steve Antin; Die Goonies) und des mopsigen Tollpatschs David (Joe Rubbo; hatte danach nur zwei Minirollen und weg war er) mit selbst optisch unverschämt-deutlichen Abziehbildern, deren bescheidenen Rest-Karrieren Bände für deren Talent sprechen. Außerhalb der USA interessieret sich auch niemand für dieses überflüssige Remake, da konnte man ja – wie verrückt -  das Original gucken. Dem weiß der hauseigene Raubbau rein gar nichts hinzuzufügen, praktisch alles wird fleißig von Eis am Stiel wiedergedreht. Muss das für Boaz Davidson herausfordern gewesen sein. Diese Demotivation spiegelt der Film wieder, der theoretisch ja kaum schlechter sein dürfte als die Vorlage.

Warum war Eis am Stiel denn seiner Zeit so ein Abräumer? Sicher nicht, weil er ein großartiger Film im eigentlichen Sinne war. Er wusste geschickt eine (möchte man meinen) zeitlose Teenager-Problematik glaubhaft und auf das Publikum sensibilisiert abgestimmt zu verkaufen, auch weil er seine Handlung um fast 20 Jahre zurück verlagerte. Als man noch wesentlich naiver handelte. Romantischer, intuitiver, weniger rational. Mit dem Transfer in die USA der 80er geht der Charme schon deftig flöten, ganz abgesehen von der eh lieblosen Umsetzung, die rein darauf bedacht ist, das vorher schon Gezeigte weniger interessiert hinzuklatschen. Ein sehr oberflächliches, banales und lustloses Remake eines ohnehin nicht sonderlich tiefgründigen, dafür sehr ehrlichen und hingebungsvollen Stück Coming-of-Age-Kinogeschichte, dass sich noch für seine Figuren, die Geschichte und das Publikum interessierte. Damit hat das hier nichts mehr zu tun. Ein gänzlich überflüssiger Film, der lediglich davon lebt, dass die Vorlage nicht schlecht ist.

Fazit

Sollte es tatsächlich (in Deutschland) Menschen geben, die noch nie "Eis am Stiel" gesehen haben, könnten die mit "Die letzte amerikanische Jungfrau" wahrscheinlich etwas anfangen. Sehen darin wahrscheinlich ein durchschnittliches Teenie-Drama mit leichten Schlüpfrigkeiten. Der Rest kann sich diese nutzlose US-Version getrost schenken.

Autor: Jacko Kunze
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