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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Eine kleine Gruppe von Gestrandeten sieht sich auf einer abgeschiedenen Insel mit fleischfressenden Mikroorganismen konfrontiert.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Die grafische Zurschaustellung von Gewalt ist nicht unbedingt etwas, das man mit Filmen des, nennen wir es einfach mal "älteren Semesters", in Verbindung bringt. Dabei entstanden die ersten echten Gore- bzw. Splatterfilme bereits in den 60er-Jahren. Herschell Gordon Lewis, der von vielen Genrefans liebevoll als Godfather of Gore bezeichnet wird, gilt hierbei als Pionier. Sein Film Blood Feast aus dem Jahr 1963 wird gemeinhin als der erste Splatterfilm überhaupt angesehen. Ein anderes Beispiel für ein frühes Werk, das dereinst ebenfalls mit ungewöhnlich vielen sowie expliziten Gewaltszenen überraschte, ist The Flesh Eaters. Der (mittlerweile) reichlich unbekannte The Flesh Eaters wurde von Jack Curtis inszeniert und stellt dessen erste und einzige Regiearbeit dar. Es handelt sich dabei um einen niedrig budgetierten Horrorfilm mit Science-Fiction-Elementen. Das Drehbuch dazu stammt von Arnold Drake, der als Autor von Comic-Heften unter anderem für die Erschaffung von Comic-Superhelden wie den Guardians of the Galaxy oder aber der Doom Patrol mitverantwortlich war.

Obwohl die Dreharbeiten zu dem in Schwarzweiß gehaltenen The Flesh Eaters bereits 1961 begannen, fand dessen Veröffentlichung erst im Jahr 1964 statt. Wären während der Drehphase nicht Teile des Equipments wie auch die Sets durch einen Hurricane zerstört worden (was zu einem rund einjährigen Drehstopp führte), so hätte The Flesh Eaters dem wenig gelungenen Blood Feast womöglich den Titel „erster Splatterfilm“ abluchsen dürfen. Immerhin darf man sich rühmen, einem gewissen George A. Romero indirekt nicht nur einen Filmtitel stibitzt, sondern dadurch auch den finanziellen Erfolg gemindert zu haben. Romeros Night of the Living Dead hatte, nachdem er erst den Arbeitstitel House of Anubis trug, den Titel Night of the Flesh Eaters verpasst bekommen. Allerdings traf man während der Postproduktion die Entscheidung, den Titel abermals abzuändern, um so Verwechslungen mit The Flesh Eaters vorzubeugen ...  was zu verhängnisvollen Konsequenzen führte. Denn im Zuge dessen wurde versehentlich der Copyright-Hinweis aus den Credits entfernt. Die Folge: massive Einnahmeeinbußen aufgrund fehlenden Urheberrechtsschutzes. Aber genug über den Background widmen wir uns lieber dem Inhalt.

Irgendetwas ist im Wasser. Etwas Todbringendes. Das macht uns The Fleash Eaters bereits in den ersten Minuten unmissverständlich klar. Bevor wir allerdings erfahren, was es damit exakt auf sich hat, lernen wir erst einmal die ProtagonistInnen des Films kennen. Die Schauspielerin Laura Winters (Rita Morley, Studio One) sowie ihre Assistentin Jan (Barbara Wilkin, Black Spurs) heuern den Piloten Grant (Byron Sanders, The Doctors) an, um sie nach Provincetown zu fliegen. Auf dem Weg zu ihrem Ziel zwingt sie ein Sturm vor der Küste einer entlegenen Insel notzulanden. Obwohl das Eiland unbewohnt zu sein scheint, treffen sie dort auf den Meeresbiologen Prof. Peter Bartell (Martin Kosleck, The Spider). Dieser bietet den Gestrandeten freimütig Unterkunft in seinem Zelt an. Ungeachtet dieser Geste ist Grant jedoch misstrauisch. Und wir als ZuschauerInnen sind natürlich ebenfalls skeptisch. Ein Wissenschaftler an einem abgeschiedenen Ort, der obendrein noch mit deutschem Akzent spricht und das in einem Horrorfilm?! Nachtigall, ich hör dir trapsen!

Die Insel könnte so idyllisch wirken, aber grausige Entdeckungen machen jegliches zur Ruhe kommen undenkbar. Insbesondere als ein merkwürdiges Schimmern im Wasser wahrgenommen wird und sich dieses als Ansammlung von fleischfressenden Mikroorganismen entpuppt. Bloß einen Fuß in‘s Wasser zu setzen könnte den Tod bedeuten. Denn die winzigen Biester sind dazu in der Lage, einem in Sekundenschnelle das Fleisch von den Knochen zu fressen. Die Hoffnung unserer ProtagonistInnen liegt in einem Versorgungsboot, das in regelmäßigen Abständen auf der Insel vorbeischaut. Isolation in Verbindung mit einer monströsen Bedrohung ist ein im Horrorbereich gern verwendetes Szenario. Egal ob in Form von Höhlensystemen (The Descent), entlegenen Außenposten (The Thing), dem Grund des Meeres (Underwater) oder aber dem Inneren von Raumschiffen (Alien). Richtig genutzt sorgt die Vorstellung, selbst in so eine schier ausweglose Lage zu geraten für ein herrlich mulmiges Gefühl. Doch wo bei den genannten Werken allein schon das Ambiente für ein gewisses Maß an Unbehagen verantwortlich ist, sieht es bei The Flesh Eaters dahingehend ein wenig anders aus.

Ein weiter Sandstrand, grasbewachsene Dünen, strahlender Sonnenschein, dazu Meer so weit das Auge nur reicht. Ein schlichtweg prachtvolles Inselpanorama, dessen Schönheit das dort angesiedelte Grauen regelrecht kontrastiert. Ähnliches kennt man von Werken wie Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies, Jaws oder Midsommar. Auf der einen Seite die entsetzlichen Vorkommnisse, auf der anderen eine (Natur)Kulisse, die aufgrund ihrer Anmut zum Bereisen einlädt und so gar nicht zum stattfindenden Schrecken passen will. Da es an Land vermeintlich sicher ist, nehmen die unfreiwilligen InsulanerInnen ihre Situation relativ gelassen hin. Dementsprechend bekommen wir über weite Strecken hinweg Dialoge anstatt verzweifeltem Überlebenskampf, Action sowie nervenaufreibender Spannung geboten. Das mag jetzt womöglich eher ernüchternd als fesselnd klingen, ist allerdings weit weniger problematisch, als es vielleicht erscheint. Denn The Flesh Eaters bietet trotz simpler und klischeehafter Figurenzeichnung einige überraschend interessante Charaktere, deren Interaktion miteinander durchaus unterhaltsam ausfällt.

Zu verdanken ist dies nicht nur dem Drehbuch, sondern auch dem Cast, der sich höchst spielfreudig zeigt. Obwohl keine großen Namen mitwirken (die meisten kommen eher aus dem Fernsehbereich) machen die DarstellerInnen ihre Sache allesamt ausgesprochen gut. Insbesondere Rita Morley und die von ihr verkörperte Figur der Laura Winters stechen dabei hervor. Außerdem wären da ja noch die für die damalige Zeit drastischen Gewaltszenen. Egal ob mit einem Messer tief in menschliches Fleisch geschnitten wird oder Blut aus einer tiefen Kopfwunde quillt, Verletzungen muten schmerzhaft an. Den Höhepunkt markiert hierbei eine Szene, in der eine Person von innen heraus aufgefressen wurde. Wo eigentlich der Bauch sein müsste, lässt sich an den Rippen sowie der Wirbelsäule vorbei in die Ferne blicken. Das mag zwar nicht unbedingt sonderlich versiert getrickst sein, dürfte die gewünschte Wirkung dereinst aber nicht verfehlt haben. Selbst heute haftet der besagten Szene, ungeachtet ihrer Simplizität, noch etwas auf seltsame Weise Faszinierendes an. Allein schon deshalb, da das Gezeigte das Resultat eines höchst niederträchtigen Vorgehens ist.

Wenn wir gerade schon von Spezialeffekten sprechen, so sollte wohl nicht unerwähnt bleiben, mit welch kuriosem Vorgang eine andere Sequenz angeblich realisiert wurde. Um die Mikroorganismen dabei sichtbar zu machen, wie sie sich an einem menschlichen Bein gütlich tun, sollen nämlich kleine Löcher in das Bildmaterial gestochen worden sein. Unabhängig davon, ob dies nun stimmt oder nicht, der Effekt selbst wirkt gelungen. Und wer nun fürchtet, im Hinblick auf die mikroskopische Größe der Wesen gänzlich um ein kreatives Monsterdesign betrogen zu werden, kann beruhigt sein. Denn gegen Ende bekommt man die Biester in zwei (etwas längeren) Sequenzen doch noch in all ihrer hässlichen Pracht zu Gesicht. Abschließend lässt sich konstatieren, dass The Flesh Eaters ein interessantes Stück filmischer Vergangenheit darstellt. Einerseits wirkt Curtis‘ Werk im Hinblick auf Gewalt, Freizügigkeit und Erzählstil ziemlich modern, anderseits erscheint er aufgrund der (selbst für damalige Verhältnisse) weniger komplexen Technik inkl. des Schwarzweiß-Looks wie ein Kind der 50er-Jahre. Vielleicht ist es ja gerade das, was The Flesh Eaters zu einer kleinen Perle macht, die leider zu Unrecht in der Vergessenheit versunken ist.

Fazit

Bei „The Flesh Eaters“ handelt es sich um einen Horrorfilm mit Science-Fiction-Elementen, bei dem eine Gruppe Gestrandeter auf fleischfressende Organismen trifft. Obwohl sich Regisseur Jack Curtis' Werk über weite Strecken hinweg eher dialoglastig präsentiert und die erzählte Geschichte das Rad definitiv nicht neu erfindet, vermag „The Flesh Eaters“ nicht nur gut zu unterhalten, sondern auch zu überraschen. Für die damalige Zeit eher untypisch offenbaren sich einem hier nämlich ein paar unerwartet brutale Bilder. Jenen, die ältere Horrorfilme mögen, sei Curtis' Film wärmstens ans Herz gelegt. Denn „The Flesh Eaters“ ist eine kleine Perle des Horrorkinos der 60er-Jahre, die leider zu Unrecht kaum einer kennt.

Kritik: Constantin Wieckhorst

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