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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Wochen nach dem größten Taifun der Geschichte Philippiniens dokumentiert Lav Diaz das Leben der Menschen, die überlebt haben und noch immer im Chaosgebiet leben.

Kritik

Lav Diaz, der große philippinische Regisseur, der in seinen fiktionalen Langfilmen stets auf soziale und gesellschaftliche Missstände in seinem Heimatland hinweist, dreht im Jahr 2013 einen Film über den stärksten Taifun der verlässlichen Wetteraufzeichnung in den Philippinen. Mit zweieinhalb Stunden ein vergleichsweiser kurzer Streifen, dokumentiert der Filmemacher sein Land in einem Zustand, das einer Verrückung gleicht. Das Wasser steht Wochen nach dem Taifun noch immer in den Straßen, noch immer treiben Müll und Geäst durch die Bäche. Menschen stochern im Müll herum, auf der Suche nach etwas Wertvollem. Vielleicht nicht einmal etwas, was man zu Geld machen könnte, sondern einfach etwas, womit man sein neues Zuhause anfangen könnte. Einen Grundbaustein für die Zukunft, die einfach nicht anfangen will.

Die Zeit ist stehen geblieben. Kinder spielen auf den Straßen und am Gewässer, direkt neben den riesigen Containerschiffen, die an Land und bis auf die Straßen gespült wurden. Manche Kinder sind auf der Suche nach Gegenständen, andere nur auf der Suche nach Schatten unter dem gnädigen Stahlungetüm, das eigentlich auf dem Wasser gleiten sollte, hier aber direkt neben einer Bushaltestelle zur letzten Ruhe gekommen ist. „Safety First“ steht auf einem der großen Schiffe, die da mitten in die Häuser (mittlerweile eher: Bruchbuden) der Einwohner gerasselt ist. Erst an der Asphaltkante der Straße ist der Rumpf zum Stehen gekommen. Menschen, die das große Ganze in Ordnung bringen könnten oder gar wollten, gibt es hier nicht. Die Menschen, die im Chaos leben, haben es akzeptiert und die Unbetroffenen sind desinteressiert.

Ein interviewter junger Erwachsener berichtet, dass die Hälfte der Bevölkerung des Landstrichs „weg“ sei. Er spricht von einem traurigen Leben. Eines, das Diaz jedoch kurz darauf mit Hoffnung anreichert; als wir ihm in das Dorf folgen, sehen wir Kindergruppen, die ekstatisch „Let It Go“ von Frozen singen, zudem gibt es Musik in ein paar Hütten. Die letzten Minuten zeigt Diaz wie die Jugendlichen und Kindern von den Tankern, die im Wasser stehen, ins Wasser springen. Immer höher klettern sie dabei, von immer höheren Geländern springen sie ins Wasser. Ein Zeugnis der Hoffnung. Es zeigt Freude, wo kein Grund dafür gegeben ist, es zeigt Mut und das unbändige Leben. Ein trauriges Leben mit Musik und hoffnungsvollen Kindern. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte; ein Leben, das verloren gegangen ist, aber dabei ist, sich selbst zu finden.

Lav Diaz, der hier Regie, Buch, Kamera und Schnitt übernommen hat und nur von der Hauptdarstellerin Hazel Orencio aus seinem vorigen Film Florentina Hubaldo CTE an der Tonangel unterstützt wurde, fragt sich und den Zuschauer nach der Normalität in dieser Welt. Was ist der Sinn des hier gezeigten Lebens? Haben Begriffe wie Zuhause, Alltag, Lebensaufgabe, Traum, Bedeutung noch eine klare Definition? Auffällig ist auch das Stilmittel der Stille, denn auch wenn Storm Children Book One nach der Bedrohung spielt, dominiert hier die zermürbende Kraft des leeren Nichts. Die Zerstörung ganzer Landteile prägt das Bild, nichts ist von früher erkennbar. Die vielen Hektar Müll sind die verbliebenen Anzeichen von Leben, von vielen Geschichten, von vielen Welten, die ausgelöscht wurden. Über sechstausend mal.

Fazit

Der Regisseur Lav Diaz zeigt in seiner Dokumentation „Storm Children Book One“ das Leben nach dem größten Taifun in der Geschichte der Philippinen. Er breitet dazu ein Cluster von Alltäglichkeiten aus, zeigt sich einmal mehr experimentierfreudig (zeigt gar einen Sachverhalt aus mehreren Perspektiven und nutzt Slow Motion) und zeichnet das Bild eines Landes, das auf der Suche nach Normalität in einer Extremsituation ist.

Kritik: Levin Günther

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