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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Sibiry, Choreograf aus Burkina Faso, lebt heute in Finnland und sucht echte Verbundenheit. Auf der Suche nach Sinn sehnt er sich nach seinem geliebten Heimatdorf und beschliesst, mit nichts als einem bescheidenen Minibus gegen Ungleichheit zu kämpfen.

Kritik

Tanz ist für ihn Freiheit, sagt Sibiry Konaté in einem frühen Moment Jenni Kivistös (Äiti) und Jussi Rastas’ (Colombia in My Arms) kontemplativen Künstlerporträts. Doch diese Freiheit ist nur eine momentane Flucht für den Contemporary Dancer und Choreographen aus Burkina Faso, der in Finnland einen festen Arbeitsort, aber keine neue Heimat gefunden hat. Schneegestöber und Eis, die sich wie eine weiße Decke über die Stadtkulisse legen, werden zum Sinnbild der emotionalen Einsamkeit und kreativen Starre, die mit Ausbrüchen tänzerischer Expressivität kontrastieren.  

Mit taktvoller Zurückhaltung und visueller Intuition nährt sich die Inszenierung dem Protagonisten, für den eine Reise in sein Heimatdorf zu einem zwiespältigen Schlüsselerlebnis wird. Die Freude über das Wiedersehen und das Gefühl authentischer Verbundenheit trübt die Erkenntnis, dass Sibiry in seinem alten Umfeld vor allem durch eine ökonomische Linse betrachtet wird. Alte Freunde und Angehörige sehen ihn als jemand, der es in Europa geschafft hat. Dabei ist die Realität seines Alltags als freischaffender Künstler eine andere.

Seine Existenz bestimmen materielle Unsicherheit, einem monotonen Geldjob, harter Arbeit und permanenter Suche nach Anerkennung. Der Druck, Erwartungen zu erfüllen, besteht sowohl in der Herkunftsgesellschaft als auch im europäischen Kulturbetrieb. Es sind diese aufmerksamen Beobachtungen und beiläufigen Erkenntnisse, die der differenzierten Auseinandersetzung mit Identität und Zugehörigkeit  ihre leise Intensität verleihen. Im Wechsel zwischen naturalistischer Observation und surrealen Schaubildern enthüllt die enigmatische Bildersprache die auf Menschen in der Disapora lastenden omnipräsenten Leistungsansprüche - physisch, sozial, familiär, strukturell, materiell.  

Jussi Rastas Kamera schafft eindrucksvolle Kontraste: Die weiten, ruhigen Landschaften Finnlands mit ihren kalten Farbtönen treffen auf das warme, lebendige Licht der Straßen und Plätze in Burkina Faso. Diese Gegenüberstellung wirkt nie plakativ, sondern offenbart auf subtile Weise die emotionale Zerrissenheit des Protagonisten. Er wandelt mit trügerischer Leichtigkeit zwischen zwei Welten, ohne in einer davon ganz zu Hause zu sein. Die ostindustrielle Tristesse eines finnischen Paketzentrums und der sonnenbeschienen Boden seines Heimatdorfes sind einander sozialdynamisch bedrückend nah.

Fazit

Tanzszenen werden zum organischen Ausdruck eines inneren Spannungszustands. Bewegung wird zur Sprache, in der sich der Protagonist Jenni Kivistös und Jussi Rastas’ intimer Charakterstudie artikuliert. Bewegung und Stillstand schaffen ein konstantes Spannungsfeld als motorische Metaphern für Aufbruch und Stagnation, Freiheit und Bedrängnis. Sphärische Szenen verlieren sich in schimmernden Flächen, Erinnerungen überlagern die Gegenwart. Traumhafte Dimensionen verweigern sich einem konventionellen Spannungsbogen. Der dokumentarische Blick bleibt dabei stets selbstreflexiv im Wissen, dass auch er Teil des Gefüges ist.

Kritik: Lida Bach

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