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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Die 14-jährige Jeanne lebt in der Kommune auf dem Bauernhof, seit sie zwei Jahre alt ist. Ihre Mutter und ihr Vater wohnen in Stadtkommunen und kommen nur selten zu Besuch. Dies ist eines der Gesetze, das Otto, der Herrscher der Kommune, so bestimmt. Jeanne genießt ihr Leben in der freien Natur, bis sie sich in den 16-jährigen Jean verliebt und ihr Kindheitsparadies Risse bekommt. 

Kritik

Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment. Für die Friedrichshof Kommune im österreichischen Burgenland ist der plumpe Spruch quasi Gesetz. Bei Verstoß dagegen droht Ausschluss aus der autark bewirtschafteten Gemeinschaft oder einer Zurückstufung in der Hierarchie. An deren Spitze steht König Otto (kaum Charsima: Clemens Schick, Andor), ein Proto-Faschist im Malerkittel, der sein vorwiegend weibliches Gefolge im Gruppenkreis grunzend und grimassierend indoktriniert: Romantische Paarbeziehungen sind verboten. Jede mit jedem, aber Liebe ist verpönt.

Schweinische Kindergartenlieder werden zu Gitarrengeklimper improvisiert, Erwachsene brabbeln in Babyblabla vor „Papa“ Otto, der über das Gruppengericht präsidiert. Selbst für Kinofiktion klingt es zu grotesk, war aber so. Denn Otto ist nicht irgendeiner, sondern Muehl, selbsternannter Psychologe, Aktionskünstler und Bestie von Beuys, der mit seiner Verehrung Rudolf Steiners einer vergleichbaren Schwurbellehre anhing. Anfang der 80er besuchte er Friedrichshof, wo Muehl über zwanzig Jahre regierte und zahlreiche der dort lebenden Kinder psychisch, physisch und sexuell missbrauchte.

Christopher Roth (Axolotl Overkill) zeigt davon wenig bis nichts in seiner Mischung aus Sekten-Soap und Coming-of-Age-Kitsch, auch wenn die Versuchung, Beuys’ Namen fallen zu lassen, dann doch zu groß war. Die Parallelen der in Pseudo-Medizin, Pädagogik und Psychoanalyse fest verwobenen Ersatzreligionen, die mit dem Spießbürgertum aufräumen wollen, aber gerade dort ihre Anhänger finden, interessieren den Regisseur und Drehbuchautor noch weniger als die Kanonisierung Muehl’schen Mülls im Kulturbetrieb, der den Täter weiter beklatscht.

Das ausgedehnte Spektakel der Kommunen-Vollversammlung wird dafür nach einer Filmstunde sogar wiederholt. Weitergekommen ist die Handlung inzwischen nicht. Die minimalen Entwicklungen liefern Buntstift-Bilder, die kargen Hintergrundinformationen die Off-Stimme der 14-jährigen Jeanne (Jana McKinnon, Tatort: Luna frisst oder stirbt). Die Objektivierung der allein durch ihre Sexualität definierten Protagonistin erotisiert auf abgeschmackte Weise das perverse System, das Roth zum isolierten Idyll verklärt. Der schwere Missbrauch wird bagatellisiert, die psychischen Langzeitfolgen negiert und die Hauptschuld auf Muehls Anhängerinnen geschoben.

Fazit

Es gäbe viel zu erzählen über Otto Muehls Sex-Kommune, in der er bis 1991 Kinder missbrauchte: über normalisierte Übergriffigkeit, Kontrollkult, Gruppendynamik, kollektive Enthemmung, Manipulationsmuster und Freiheitsillusion, das Versagen von Behörden und Justiz, die Muehl erst walten ließen, dann kaum bestraften sowie die Komplizenschaft eines Kulturbetriebs, der ihn weiterhin hofiert. Nichts davon beachtet Christopher Roth, der die Memoiren der in der Sekte aufgewachsenen Jeanne Tremsal mit spekulativem Spanner-Blick zum Rebellionsmärchen mit Teenie-Romantik aufbereitet.

Kritik: Lida Bach

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