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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Ein Mann mit dem Kurznamen „D“ kommt nur schwer über die Runden: Als Fahrer für ein Serviceunternehmen befördert er tagtäglich Menschen zu ihren gewünschten Zielorten – doch er spürt die Geldnot. Deswegen willigt er er eines Tages ein, für einen anderen Service zu arbeiten, bei dem ihm eine hohe Geldsumme winken könnte. „D“ lädt sich die nötige App dafür herunter und legt los  ohne zu wissen, welche Kunden und Aufgaben ihn in den kommenden Nachtstunden erwarten werden.

Ab 6. Juni 2025 als VOD erhältlich

Kritik

Lieferdienste, Reinigungsfirmen oder Taxiunternehmen – die Arbeitnehmer:innen für solche Firmen sind stets auf Achse auf den Straßen einer Stadt, ob auf dem (elektrischen) Fahrrad, einem Auto oder einem Transporter. Und nicht nur sind sie während ihrer Schicht in Bewegung: pünktlich sowie zuverlässig müssen sie sein. Teilweise wird penibel auf die Uhr geschaut, sodass keine zusätzliche Arbeitsstunde – und damit zusätzlich anfallendes Entgelt für die Arbeitgeber:innen – in Anspruch genommen wird. Den hohen Druck in dieser Branche spiegelte bereits der 2012 erschienene Thriller „Premium Rush“ mit Joseph Gordon-Levitt wider.

Regisseur und Drehbuchautor Michael Pierro zeigt in seinem Debütfilm den Tag eines Fahrers, der für ein an Uber angelehntes Unternehmen arbeitet. Das Kammerspiel im Viertürer ist eine gute wie einleuchtende Wahl, zeigt sie die drückende Atmosphäre als auch den Umstand für den Fahrer, an das Lenkrad seines Wagens quasi gefesselt zu sein. Denn dem von Nathaniel Chadwick gespielten Protagonisten mit dem Kurznamen „D“ rückt der Vermieter ständig auf die Pelle und seine Frau fragt sich, wann er wieder zu seiner Familie mit Sohn heimkehren kann. Knapp ist das Geld, die monatliche Auszahlung des privaten Taxi-Anbieters fällt dürftig aus. Da kommt die Gelegenheit gerade recht, für ein anderes Unternehmen zu fahren. Ein Kunde überreicht ihm eine ominöse Visitenkarte zu einem Firma, das ihm eine deutlich bessere Bezahlung in vierstelliger Höhe für eine Nacht verspricht.

Bei der Krux dieses Dienstes zieht Pierro dieselbe Verbindung wie in „Premium Rush“ – nämlich zur Unterwelt. Und bei der Art des Services bietet sich auch der Vergleich zu Michael Manns Collateral“.Er stellt seine Figur vor moralischen Scheidewegen: Für wie viel Geld ist man bereit, einen Auftrag anzunehmen und abzuschließen, nur um für sich und die Familie sorgen zu können? Und so cruisen wir mit dem Privat-Fahrer und einem Uber-Pendant für Verbrecher durch die Straßen einer amerikanischen Stadt.

Negativ fällt dabei ausgerechnet das Design der zentralen App aus. Zwar handelt es sich bei Self Driver um eine Indie-Produktion, doch etwas mehr Detailverliebtheit wäre von Nöten gewesen. So wird nicht der Zugriff auf Mikrofon, Kamera und Ortungsdienst eingangs thematisiert. Und das, obwohl die App jeden Schritt des Protagonisten verfolgt und bei Missachtung sofort bestraft. Ein anderer Auftrag ist so gestaltet, dass das Smartphone die Tat mit der Kamera begleiten und bestätigen muss. Kommt man ins Grübeln, so ertönt ein zehnsekündiger Countdown. Dieser tickt gnadenlos herunter, doch durch die dürftige Gestaltung einer der Kernkomponenten der Geschichte entstehen nicht nur Logiklücken. Sie lässt nur Vermutungen zu, wie gläsern sie den Auftragnehmenden macht und wie man im Zuge der Geldnot geradezu nackig im digitalen Raum dasteht. Hier verpasst es Pierro, eine noch einschüchterndere gegenwärtige Variante einer KI darzustellen, die bereits Michelle Monaghan und Shia LaBeoufs Charaktere in „Eagle Eye“ quer durch die Staaten jagte. Stattdessen nimmt der Regisseur seine Hauptfigur lieber mit auf einen psychedelischen Ausflug, wodurch die Nacht turbulenter, aber berechenbar wird.

Einen Aspekt greift die App dann doch glaubhaft auf, nämlich die Gamifizierung eines Dienstes oder einer politischen Agenda zwischen den Zeilen. Boni und Achievements, untermalt mit positiven Hinweistönen, geben dem Fahrer kleine Erfolgserlebnisse nach einem absolvierten Auftrag – damit sie natürlich bei Laune gehalten werden.

Im ersten Drittel vermittelt Pierro den stressigen Alltag eines privaten Fahrers eindrucksvoll und die Fahrt im folgenden Nachtleben ist durch und durch authentisch. Aus den begrenzten Einstellungen holt die Kamera im späteren Verlauf noch einiges heraus, das Schauspiel dabei bleibt jedoch unauffällig. Und mit der Zeit nutzt sich auch die ernste bis nachdenkliche Mimik von Chadwick ab.

Fazit

Mit „Self Driver“ präsentiert Michael Pierro eine in Teilen gelungene Zuspitzung einer Branche, dessen kurzfristige Jobs auf hohen Druck und Effektivität ausgelegt sind. Am Beispiel eines Uber-Abklatschs arbeitet sich der Regisseur an den Alltag eines Dienstfahrers ab. Die Frage „Für wie viel Geld bin ich bereit, meine Moral abzulegen“ verknüpft er wenig überraschend mit der Unterwelt und einer App. Diese bezieht zwar die manipulierende Gamifizierung in der Gegenwart gekonnt ein, ist aber an anderer Stelle nur dürftig ausgestaltet, sodass große Logiklücken in der Geschichte entstehen. Am Ende bleibt eine nächtliche Odyssee, die sich den finanziellen Gegebenheiten einer Indie-Produktion beugen muss, aber in seiner Aufbereitung mehr Potenzial gehabt hätte.

Kritik: Marco Focke

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