Nachdem Winnie-Pooh und Tigger dem bereits zum Opfer fielen, ist es nun auch bei einem frühen Mickey Mouse-Vorgänger der Fall: Die Rechte am 20er-Jahre Cartoon-Auftritt der Maus – damals noch unter dem Namen Willie – sind abgelaufen. Sie ist jetzt Teil der public domain. Wie schon bei Winnie the Pooh: Blood and Honey wurde das als Einladung verstanden, mit Screamboat eine Horror-Version des fröhlich pfeifenden Zeitgenossen zu schaffen. Dabei ist das nicht einmal der erste Versuch. Schon letztes Jahr erschien mit The Mouse Trap ein solcher Slasher-Film. Dass es am Ende immer Filme dieser Art sind, die Popularität bekommen, ist mit shock value und monetären Gründen gut zu erklären. Trotzdem ist es schade, dass der Übergang in die public domain nicht mit einer Kinowelle an kreativen Projekten von Fans einhergeht, in die man ein wenig finanzielles Vertrauen investiert. Aber vielleicht braucht das seine Zeit und im Hintergrund wird bereits getüftelt. Bis dahin widmen wir uns mit Screamboat eben einem weiteren Märchen-Horrorfilm.
Und für welche dieser Figuren würde sich ein Horrorfilm besser anbieten, als der Vorgänger von Mickey? Nicht nur ist der sympathische Mäuserich das Aushängeschild eines der größten Medienkonzerne der Welt. Auch gibt es im Internet jede Menge Creepy Pasta, die ihren Ursprung unter anderem in den gruseligen Untertönen alter Cartoons findet. Wirft man zum Beispiel einen Blick auf Steamboat Willie, dem Vorbild von Screamboat, findet man eine Ansammlung vor, die man heute zurecht als Tierquälerei bezeichnen würde. Der Kontrast zur Heiterkeit des Films macht diesen unheimlich. In einer seiner besten Szenen greift Screamboat das auf. Man wünscht sich mehr davon, stattdessen schlägt der Film sonst in die altbekannte Slasher-Kerbe.
Dabei hebt sich Screamboat teilweise von anderen Märchen-Slasher-Reboots ab. David Howard Thornton, den meisten wohl bekannt aus den Terrifier-Filmen, macht hier einen Unterschied. Er gibt die verwahrloste Horror-Maus mit der pantomimischen Expression, mit der er Art the Clown zur Kultfigur hat werden lassen. Er ahmt auch die typischen Charakteristika der Disney-Maus nach: das Pfeifen, das Tanzen, das Lachen. Hinzu kommt, dass Willie in einem Ganzkörperkostüm auftritt und nicht bloß mit übergezogener Maske, wie das in anderen Filmen dieser Art üblich ist. Man hat Thornton auf die Größe einer mutierten Maus schrumpfen lassen. Das führt zu einigen komischen Momenten, was die Physis der Kills anbelangt, aber auch weil Willies Größe von Szene zu Szene variiert.
Stellenweise versucht man sich an satirischen Tönen Disney gegenüber, um offene Türen bei frustrierten Reboot-, Legacy Sequel- und Franchise-Zuschauenden einzurennen. Schön ist dabei die Idee, Figuren einzubinden, die an Disney-Prinzessinnen erinnern. Leider ist die Umsetzung jedoch völlig überdreht und kippt ins Gehässige. Auch darüber hinaus wirken die Figuren völlig austauschbar und entwickeln keine Chemie zueinander. Die Handlung wirkt lose und dümpelt vor sich hin, sodass sich der mit 102 Minuten eh schon zu lang geratene Film nochmal deutlich länger anfühlt. Das Setting des Schiffs hätte eine der großen Stärken von Screamboat werden können, wird jedoch bis auf wenige Momente kaum genutzt.
Auch der Grundton des Films ist zu grimmig. Obwohl er sich nicht allzu ernst nimmt, wirkt die Bootsfahrt um New York mit wenig sympathischen Charakteren, einem sleezy Kostümdesign und einer Monotonie, die hin und wieder von blutigen Kills unterbrochen wird, nie launig. Er kann nicht die Leichtigkeit eines Party-Slashers aufbringen, der er wohl sein möchte. Vergleicht man Screamboat beispielsweise mit Freitag der 13. – Todesfalle Manhattan, der ebenfalls New York und eine Bootsfahrt als Motive wählt, wird das deutlich. Letzterer spielt mehr mit der Stadt New York, hat weniger brutale, dafür deutlich ikonischere Kills ("Gib mir deinen besten Schlag!") und stellt eine launigere Truppe zusammen. An diesen Unterhaltungswert kommt Screamboat leider nie heran.