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Quelle: themoviedb.org

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Nachdem ihr Freund mit ihr Schluss macht, erhofft Catherine sich Ruhe und Entspannung auf dem jährlichen Ausflug mit ihrer besten Freundin Virginia zu dessen Landhaus. Doch auch an diesem Ort hausen nicht nur gute Erinnerungen und schon bald muss Catherine erkennen, dass es nichts bringt, vor Problemen wegzulaufen. Sie holen einen immer wieder ein.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der junge Filmemacher Alex Ross Perry scheint auf einem ziemlich guten Wege zu sein. Im vergangenen Jahr veröffentlichte er den Film „Listen Up Philip“ mit Jason Schwartzman (bekannt aus seiner Arbeit mit Wes Anderson, „Rushmore“) und Elisabeth Moss („Mad Men“), der in Sundance seine Premiere feierte und gute Kritiken bekam. Nun, ein Jahr später, bringt er mit „Queen of Earth“ ein Werk raus, bei dem er nicht nur erneut mit Moss zusammen arbeitet, sondern auch eines, das als knackiger Geheimtipp gehandelt wird.

Und das ist auch richtig so, denn die Arbeit von Herrn Perry hat mehrere Reize und vereint diese so geschickt, dass man am Ende zufrieden mit dem Film ist, aber unbedingt mehr sehen muss. Rein formal vereint der Regisseur das Psycho-Drama mit dem Gruselfilm und zielt damit in eine Kerbe, in der die frühere Arbeit von Roman Polanski („Ekel“) so fabelhaft funktionierte (die hier als Inspiration diente), und die auch heute zumindest in der Independent-Szene einigermaßen gut besetzt ist. Allerdings sieht der Film viel eher wie eine Charakterstudie aus und drängt die visuellen Horror-Elemente in den Hintergrund. Das bedeutet nicht, dass sie verschwinden; der Horror nämlich, der spielt sich unsichtbar in den Köpfen der beiden Frauen ab, die ein paar Tage zur Entspannung in ihrem Landhaus verbringen wollen.

Catherine (Moss) und ihre beste Freundin Virginia (Katherine Waterston), die gar nicht so genau wissen, wieso sie überhaupt beste Freundinnen sind, gehen einmal jährlich in das Ferienhaus von Virginias Eltern. Das haben die beiden schon oft so gemacht, und auch wenn sie sich immer wieder in die Haare kriegen, haben sie sich am Ende irgendwie lieb. Dieses Jahr ist aber was anders. Catherines Vater ist tot und ihr Freund verlässt sie gleich in der ersten Szene. Von ihm sieht man nicht viel. Man sieht nur Catherine, mit verweinten Augen, nassen Wangen und dem harten Schlag der Verzweiflung im Gesicht. Sie fühlt sich verlassen, gezwungenermaßen einsam. Und das hasst sie. Von dieser ersten Szene an regiert Elisabeth Moss jeden Bildausschnitt, in dem sie zu sehen ist. Das hat den Vorteil, dass ihre intensive Darstellung wirklich im Gedächtnis haften bleibt und den Nachteil dass die meisten anderen Darsteller wirklich kräftig gegen sie abstinken.

Catherine ist einsam und fährt mit Virginia in den Urlaub. Sie flieht vor ihren Problemen, vor den Ängsten und Sorgen und sie versucht, sich abzukapseln, die dunklen Seiten des Lebens zu vergessen. Perry inszeniert die Natur anfangs noch paradiesisch, klar, rein, friedliebend. Mit der Zeit wird sie einem immer bedrohlicher, dunkler und einengender vorkommen. Die abgelegene Hütte verkommt vom Ziel, von der Lösung der Probleme, zum Krisenherd, in dem sich alle losen Enden aus Catherines Leben ansammeln und gegenseitig hochschaukeln. Die Hütte wird gleichermaßen zum Ort des Schutzes und der Auslieferung. Der Reflex, vor den Problemen wegzurennen ist verständlich, aber er treibt sie in die Enge, in eine Sackgasse, wo sie mehr Energie auf weniger Raum anwendet und schließlich daran zu Grunde geht.

Was an „Queen of Earth“ so beeindruckend und faszinierend ist, ist die ruhige Inszenierung, die auch ihre wilden Spitzen und Ausreißer hat, aber wahnsinnig kompakt und straff daherkommt. Kudos to Alex Ross Perry. Die dysfunktionale Beziehung zwischen Catherine und Virginia wird in einer mehrminütigen Einstellung am deutlichsten, die das Gespräch zwischen den beiden einfängt und dabei immer hin und her zwischen den beiden Frauen wandert und sich eher auf die Zuhörerin konzentriert, als auf die Sprecherin. Das ist nicht nur interessant, weil diese Szene de facto kein Dialog ist, sondern zwei Monologe, die nicht wirklich aufeinander eingehen, sondern auch, weil man nur an den Augen der Darstellerinnen alles lesen kann, was man über den Stand ihrer Beziehung wissen muss. Die eine redet, die andere schweigt. Sie hört, aber sie hört nicht zu. Sie hängt ihren eigenen Gedanken nach, wartet, bis sie an der Reihe ist und erzählt dann von ihren eigenen Sorgen. Es ist der stille Egoismus, aber auch ein stiller Konflikt der beiden Frauen, die sich gegeneinander behaupten wollen, ohne einen Kampf auszutragen.

Fazit

Mit „Queen of Earth“ ist Alex Ross Perry ein sehr guter Film gelungen. Er springt wild zwischen den Zeitebenen hin und her, zeigt Szenen der meditativen Ruhe und reiht sie hinter Momente der destruktiven Ekstase. Alle Kommunikationsversuche sind zum Scheitern verurteilt, in diesem Drama, in dem die Streitigkeiten klein beginnen, weitere, tiefere Kreise ziehen und schließlich in ihrer dunklen Kraft Wurzeln schlagen und tiefer vordringen, als absehbar ist. Das ist toll, das ist hypnotisch, das erinnert an Polanski und Stanley Kubricks Gruselarbeit und mündet letztendlich in einem anderthalbstündigen Bilderrausch, der die Figuren und den Zuschauer konsequent in den Wahnsinn reißt. Ein Fest von Film, bei dem man erst hinterher merkt, wie angespannt man die ganze Zeit war.

Kritik: Levin Günther

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