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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Zwei Introvertierte mit Hang zum Body-Horror: Mia Wasikowska und Christopher Abbott sind das neue Traumpaar des Genrekinos. Laut Nicolas Pesces abgründig verdrehter S&M-Komödie folgt der perfekte Mord wie die tollste erotische Fantasie oft einer Choreografie. Für den schüchternen Reed hat die etwas mit Chloroform und einer Säge zu tun. Akkurat plant er jeden Schritt, bevor er zum Rendezvous ins Hotel lädt. Dummerweise folgt im Leben nichts dem Skript, und so ist das einsame Callgirl da auf dem Bett womöglich gar nicht das wehrlose Opfer seiner Träume.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mit The Eyes of my Mother inszenierte Jung-Regisseur Nicolas Pesce vor zwei Jahren einen Arthouse-Terror, der Großes versprach. Mitsamt einer eigenwilligen, künstlerisch wertvollen Bildsprache sowie einer zugleich poetischen wie verstörenden Erzählung, warf der ursprüngliche Videoclip-Regisseur den Zuschauer in ein Meer des Grauens, dass trotz kurzer Laufzeit zu faszinieren wusste und neugierig auf das nächste Projekt des Amerikaners machte. 

Piercing – so der Name des neuen Pesce-Projekts – wirkt da zunächst wie eine 180-Grad Wende: Bunte Farben, poppige Bildsprache, smoother Soundtrack. Hat sich Pesce der verstörend-poetischen Filmmacherei etwa entzogen? Ganz und gar nicht. Mit seinem neusten Werk macht der Regisseur vom Grundsatz nämlich schon einmal so einiges richtig. Er kopiert seinen Erstling nicht, sondern würzt ihn nur mit ähnlichen Basiszutaten, er versucht sich an etwas komplett Neuem, ohne seine Stärken zu vergessen. Die Faszination an den Abgründen der Menschen, gerade in Bezug auf Gewalt, bleibt nach wie vor bestehen und wird auch in Piercing wieder aufs Verstörendste ausgekostet. Pesce beweist mit seinem zweiten Langfilm überraschenderweise aber auch einen großen Sinn für Humor. 

Im Gegensatz zum düsteren Angstabstieg in The Eyes of my Mother stellt Piercing die groteske Absurdität des menschlichen Triebes mitsamt all seiner Absonderlichkeiten durch eine humoristische Herangehensweise dar. Den Figuren wird, trotz furchtbarer Situationen und krankhafter Vergangenheit, Katharsis durch Humor gewährt. Eine Weiterentwicklung zum düsteren Weltbild seines Erstlingswerks.

Damit vermischt Pesce in Piercing verschiedenste Filmtöne, neben den humoristischen und gewaltsamen Passagen des Films darf es ab und zu nämlich sogar romantisch werden. Wenn unsere beiden Protagonisten nach und nach tiefe Parallelen in ihren eigenwilligen Wünschen erkennen und sich auf einem ganz neuen, gausamen, aber doch intimen Level verstehen lernen, wandelt sich Piercing von der Torture-Porn-Comedy plötzlich zur absonderlichen Romanze. Der Film ist natürllich trotzdem nichts für Zartbesaitete, Piercing artet immer wieder in extreme Gewaltmomente auf und schreckt, vor allem bei der Darstellung von Gewalt- und Sexakten nicht vor expliziten Momenten zurück.Die Inszenierung bleibt dennoch größtenteils zurückhaltend. Nachdem Pesce in The Eyes of my Mother oftmals die Cinematographie zum Star des Geschehens machte, hält sich diese in Piercing erstaunlich zurück, fällt langsam und unauffällig aus. Das ist grundsätzlich nichts Verwerfliches und bietet den guten Darstellern um Christopher Abbott (It comes at Night) und Mia Wasikowska (Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln) mehr Raum zum Scheinen, ab und zu hätte man sich bei Pesces neustem Werk jedoch eine etwas auffälligere, kreativere Inszenierung gewünscht. 

Und das liegt daran, dass es dem Film, trotz Höhepunkten, teilweise schwerfällt, seine knappen 81 Minuten Laufzeit zufriedenstellend zu füllen. Nach tollem Set-Up plätschert Piercing irgendwann ein wenig zu sehr vor sich hin, nimmt unnötige Umwege und streckt die vielversprechende Prämisse (basierend auf einem Roman von Ryû Murakami) auf eine kinoreife Laufzeit. Und das ist schade, hätte der Film doch genug Mittel besessen, diese Zeit etwas besser zu füllen, die Höhepunkte nicht so schnell abzuspeisen und ein wenig mehr bei der Entwicklung einer dichteren Atmosphäre zu werkeln. So ist auch Piercing wieder das Werk eines Ausnahmeregisseurs, mit klarer Vision, der sich nicht davor zurücknimmt sich tonal weiterzuentwickeln, der es aber noch nicht so ganz versteht seinen Erzählungen einen gelungenen Rhythmus zu verleihen.

Fazit

Nicolas Pesce gehört auch mit „Piercing“ nach wie vor zu den spannendsten neuen Stimmen im Horrorkino, der es bewerkstelligt auf den Stärken seines Erstlings „The Eyes of my Mother“ aufzubauen und diese durch neue tonale Blickwinkel zu ergänzen. So ganz rund ist das Filmerlebnis dann aber immer noch nicht, nach wie vor stören unnötige narrative Umwege den Filmrhythmus und sorgen, trotz knapper 81 Minuten Laufzeit, für Leerlauf. Sollte Pesce diese erzählerischen Holprigkeiten bei seinem kommenden "The Grudge"-Remake abstellen können und sich trotzdem auf seine eigenwilligen Stärken verlassen dürfen, steht uns etwas Besonderes ins Horrorhaus. 

Kritik: Thomas Söcker

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