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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Im Jargon der Unterwelt ist Chas Devlin ein “Performer”, ein Gangster, der seine Gegner brutal einschüchtert. Turner ist ein zurückgezogen lebender Rock-Superstar. Als Chas Turner kennen lernt, prallen zwei völlig unterschiedliche Welten aufeinander, was ebenso exotischen wie explosiven Zündstoff liefert. James Fox und Mick Jagger zeigen als Chas und Turner unvergessliche darstellerische Leistungen in einem faszinierenden Spiel zwischen Illusion und Realität, Dekadenz und Untergang. Auf der Flucht versteckt sich Chas in Turners höhlenartigem Haus. Bald überschlagen sich die unheimlichen Ereignisse derart, dass alle Dämme brechen, traditionelle Rollen nicht mehr gelten und Chas sein Gefühl für die Realität völlig verliert. Wobei Turners experimentelle Selbstfindung ebenfalls in eine schockierende letzte Performance mündet.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Performance ist auf vielerlei Weise ein beeindruckender Debütfilm, der seinerzeit allerdings für einige Kontroversen sorgte und trotz seiner Fertigstellung im Jahr 1968 erst 1970 nach der Übernahme durch Warner Brothers auf die Öffentlichkeit losgelassen wurde. Ein Debüt war es gleich für drei der wichtigsten „Performer“: der Schotte Donald Cammell (Des Teufels Saat) verfasste hier zwar nicht sein erstes Drehbuch, führte allerdings erstmals Regie, jedoch nicht allein. An seine Seite holte er sich den bis dato ausschließlich als Kameramann tätigen Engländer Nicolas Roeg, der hiermit auch sein Erstlingswerk einer ganzen Reihe von überaus erfolgreichen Regiearbeiten feierte, allen voran das drei Jahre später erschienene Meisterwerk Wenn die Gondeln Trauer tragen. Ein Start nach Maß, aber auch vor der Kamera gab hier jemand seinen cineastischen Einstand. Niemand geringerer als Rolling Stones-Frontmann- und Rampensau par excellence Mick Jagger (Freejack) gab hier sein Schauspieldebüt. Natürlich in der Rolle eines exzentrischen wie androgynen (Ex)Rockstars, der einen untergetauchten Gangster auf eine ganz neue Erfahrungs- und Wahrnehmungsebene befördert. 

Besagter Gangster hört auf den Namen Chas (James Fox, Sexy Beast) und ist der eisenharte Vollstrecker vom Londoner Unterweltboss Harry Flowers (Johnny Shannon, Something to Hide). Kompromisslos und brutal verfolgt er jeden seiner Befehle, doch als er ein einziges Mal nicht haargenau dessen Anweisungen folgt, hat das für ihn fatale Konsequenzen. Ausgebootet und gejagt von seinem Ex-Chef findet Chas per Zufall den scheinbar perfekten Zufluchtsort, wo ihn nie jemand vermuten würde. Er belauscht ein Gespräch, in dem er erfährt, dass der zurückgezogene und schrullige Ex-Rockstar Turner (Mick Jagger) für das in seinem Haus gelegene Keller-Apartment einen Untermieter sucht. Chas gibt sich selbst als Musiker aus, um ausgerechnet unter diesem „Gesocks“ abzutauchen, das er vollständig verabscheut: Langhaarige, Beatniks & Hascher. Das vermeidlich perfekte Versteck verwandelt sich allerdings in eine Art genauso perfekten, wenn auch völlig unfreiwilligen Hinterhalt, denn Turner und seine Gespielinnen führen Chas in eine Welt von Rausch und Exzess ein, in der er sich vollkommen verliert und schlussendlich eine Seite an sich entdeckt, die er nie für möglich gehalten hätte – und ihm zum Verhängnis werden könnte.

Schon in seinem ersten Part, der noch wirkt wie ein harter, schroffer Brit-Gangsterfilm seiner Zeit - à la Get Carter oder The Long Good Friday - scheint Performance mehr wie eine flirrend-verzerrte Illusion eines Genrefilms. Wilde Schnitte, extrovertierte Bilder und ein stetiges Gefühl von kontrolliertem Chaos. Das Narrativ hinkt bereits hier etwas hinterher, ist aber jetzt schon relativ irrelevant, viel zu faszinierend ist dieser inszenatorisch elektrisierende Rauschzustand, mit dem Donald Cammell & Nicolas Roeg sich hier eindrucksvoll ins Schaufenster stellen. Auf die Spitze getrieben wird das Ganze aber dann, wenn Mick Jagger die Bühne betritt und der Film sich endgültig in einen einzigen Fiebertraum verwandelt, der ein konservatives Narrativ in Grund und Boden stampft. Eine Mischung aus Charakter- und Milieustudie, psychedelischem Experiment und immer noch einem Hauch von Genrefilm, die nicht nur zwischen den Zeilen auch als früher, sehr offensiv Beitrag zum queeren Kino betrachtet werden kann und darf. Das ist skurril, abenteuerlustig, großartig inszeniert, darin natürlich auch ein stückweit sperrig und extrem spleenig. Eben wie ein Trip auf Magic Mushrooms: Unkontrollierbar, aber im Idealfall wunderschön und sinneserweiternd. Und mal ganz ehrlich: das könnte damals auch ein ganz normaler Sonntagnachmittag im realen Hause Mick Jagger gewesen sein. Der musste da vermutlich nicht all zu viel „spielen“, höchstens noch aufräumen. 

Fazit

Ein knallig-mutiges Debüt von zwei hochtalentierten Filmemachern, von denen allerdings nur einem der wirklich große Durchbruch gelang. Aber auch das hätte gut und gerne scheitern können, denn Nicolas Roeg verfolgte diesen Stil danach sehr konsequent fort. Er hatte wahrscheinlich einfach nur das bessere Händchen bei seinen Projekten als Donald Cammell, der danach ja auch noch den ein oder andere sehr guten, aber weniger erfolgreichen Film verantwortete („Das Auge des Killers“). Ihr einziges Zusammenspiel ist ein kleiner Kultfilm für sich und verfügt über einen hohen Rewatch-Faktor, um sich dem ganzen Exzess voll mit Haut und Haar hinzugeben. 

Kritik: Jacko Kunze

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