Gäbe es da nicht die persönlichen Begegnungen des Titelprotagonisten mit seiner weiblichen Kundschaft, wäre Denis Côtés (That Kind of Summer) jüngstes Projekt ein Musterbeispiel für die verspäten filmischen Nachläufer des Corona-Kinos. Die formell und inhaltlich gleichsam schlichte Doku ist eines jener beobachtenden Werke mit minimalem Aufwand an Recherche, Material und Konzept und einer möglichst geringen Zahl an Mitwirkenden. Wirklich wichtig ist davon nur einer, nämlich Paul aka „Cleaning Simp Paul“, wie sein Online-Alias lautet. 

„Simp“ ist ein Begriff, den das bourgeoise Zielpublikum offiziell nicht benutzen kann, weil die Bekannten dann fragen würden, woher sie so ein Wort kennen. Dass diese Frage in Zukunft mit dem Verweis au Côtés Film beantwortet werden kann, ist einer dessen Verdienste. Sonst gibt es nicht sonderlich viele. Aber zurück zur Wortbedeutung. Simps sind Männer, die es genießen, sich von Frauen beherrschen zu lassen und ihnen zu dienen. So wie Paul.

Er ergibt sich vor der Kamera diesem Rollenspiel, bei dem er mehrmals pro Woche die Wohnungen seiner „Gebieterinnen“ putzt und ihnen danach och als Fußbank dient. Ein andermal traktiert ihn eine Domina mit Elektro-Schocks. Dass Sexwork hier unaufgeregt und authentisch dargestellt wird, und Kinks als unspektakulärer Teil eines gewöhnlichen Lebens erscheinen, ist immerhin ein lobenswerter Kontrast zu den üblichen Negativ-Klischees. Ganz frei ist die observative Doku indes nicht von Voyeurismus.