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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der ultimative und umfassende Dokumentarfilm über den Ausnahmeschriftsteller George Orwell.

Kritik

Als eine rebellische, mitunter richtungslose Mischung aus System-Sezierung, Medienkritik und Demagogie-Demaskierung, lose zusammengeknüpft von biografischen Bruchstücken und Zitaten des Titelcharakters, funktioniert Raoul Pecks (Ernest Cole: Lost and Found) politisches Pamphlet besser als essayistische Exegese seiner Schriften denn als “ultimative umfassende Dokumentation” über den britischen Schriftsteller. Dessen durch Tuberkulose verkürztes Leben ist weniger Kernelement als Folie und Filter einer postmodernen Projektion seiner ideosynkratischen Ideen auf das Hier und Heute. Die totalitaristische und technologische Realitäten bieten beängstigendes Material für seine Warnungen vor medialer Manipulation, radikalisierter Rhetorik und ideologischer Indoktrination. 

Werdegang und Werk des Protagonisten liefern die biografischen und belletristischen Bezugspunkte eines analytischen Abgleichs Orwells dystopischer Szenarien mit der globalen Gegenwart. Deren beklemmende Parallelen zu seinen formativen Klassikern „1984“ und „Animal Farm“ sind augenfällig und allgegenwärtig. Nachrichtenausschnitte und Archivbilder zeigen die Schreckensszenen von Genozid, Besatzung und ethnischer Verfolgung aus Gaza, Myanmar, Indien und der Ukraine. Dem gegenüber steht das alarmierende Erstarken rechts-konservativer Kräfte in Russland, Ungarn, Deutschland, Frankreich und den USA. Dies sind bei weitem nicht alle, sondern lediglich die prominentesten Schauplätze. 

Benjamin Netanyahu, Victor Orbán, Marine Le Pen, Shri Narendra Modi, Yoweri Museveni, Nigel Farrage, George W. Bush, Putin und Trump, flankiert von Plutokraten wie Jeffe Bezos, Mark Zuckerberg und Elon Musk dienen als reale Pendants zu dem (wortwörtlichen) Diktatoren-Schwein Napoleon und Big Brother. Statt selbst Orwells Werke filmisch umzusetzen, zitiert Peck aus deren bekannten und fast vergessenen Adaptionen. s 1983 TV-Film The Crystal Spirit: Orwell on Jura zeigt den als Eric Arthur Blair geborenen Protagonisten auf der schottischen Insel, wo er „1984“ verfasste. 

Die Romanszenen illustrieren s 1956er Adaption sowie s definierende Filmfassung. und s 1954 erschienener Zeichentrick-Verfilmung von “Animal Farm” und  s 1999er Realverfilmung erinnern daran, wie oft Orwells Mahnungen bereits unbeachtet verklangen. So verdeutlichen Ausschnitte aus  s Verfilmung Ray Bradburys Fahrenheit „451“ die totalitären Tendenzen in den USA, wo Bücherverbote die Buchverbrennungen prognostizieren. Kenntnis der Buchvorlagen wird ebenso vorausgesetzt wie Grundwissen über Orwells Lebensgang. Sein Klassenstatus, kolonialistische Komplizenschaft und Krankheit liefern die kargen psychologischen Pole.

Fazit

Tagebucheinträge, Briefe, Romanauszüge und Essays George Orwells, dem Damian Lewis eine eindringliche Stimme verleiht, nutzt Raoul Peck als Off-Kommentar seiner collagenhaften Chronik historischer und aktueller Bezüge zu Orwells verstörenden Zukunftsvisionen. Diese sind Anlass und Akzente eines filmischen Diskurses über Desinformation, Sprachstrategie, Geschichtsklitterung, staatliche Überwachung und ethische Apathie. Die überwältigende Masse an Themen, Schauplätzen, Zeitebenen, Persönlichkeiten und Adaptionen macht das aktivistische Leinwand-Essay oft unübersichtlich und unstrukturiert. In einer Ära, in der Orwells futuristische Fiktionen längst alarmierend akut sind, ist der dokumentarische Denkanstoß dennoch bedrückend relevant.

Kritik: Lida Bach

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