{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Mubi

Inhalt

In einem Pariser Café muss der junge Poet Orphée mit ansehen, wie eine geheimnisvolle Frau einen Streit provoziert, bei dem ein anderer Dichter zu Tode kommt. Er folgt der Frau, die die Prinzessin genannt wird, in Wahrheit aber eine Todesbotin ist. Orphée gerät immer mehr in ihren Bann. Als aber dieeifersüchtige Prinzessin seine Frau Euridice ermorden lässt, reist Orphée selbst ins Totenreich, um sie zurückzuholen. Das ist jedoch mit einer harten Bedingung verbunden.

  • Azci37zojznecirobe36fx9r1yr
  • 9lda8jznrfy7jngj066gdepxhvs
Quelle: themoviedb.org

Kritik

Im zweiten Teil  seiner Orpheus-Trilogie geht Jean Cocteau (Das Blut eines Dichters) vom bereits gesetzten Denkmal der Dichtkunst hinüber zu dessen wohl zwingendsten Gegenstand: der Liebe. Demnach schenkte er ihr einen Film, der auf die Sage von Orpheus und Eurydike zurückgreift, um sie in die Moderne zu verlagern. Orphée stellt zweifelsohne das Herzstück der Trilogie dar. Die drei Filme sind formell wie inhaltlich nicht zuletzt seinem Dasein als Dichter gewidmet, als den er sich trotz vielfältiger Begabungen stets verstand. Ganz in diesem Sinne macht die Sage hier keinesfalls einen lapidaren Zeitsprung, sondern wird liebevoll der Gegenwart eingehegt. Wie schon bei Das Blut eines Dichters wird eine Überzeitlichkeit dadurch gewonnen, dass moderne und archaische Ästhetiken vermengt werden. 

Generell schließt Orphée an die Stilistik und Motive seines Vorfilms an. Wieder soll es eine Geschichte zwischen Leben und Tod sein. Wieder soll es um die Tragik des modernen Dichters gehen. Wieder um das Frustvakuum zwischen unerfüllter Begierde und Sissyphos-Arbeit. Fühlte sich Das Blut eines Dichters noch gefällig in seiner poetischen Form und seinen surrealistischen Bildern an, findet Cocteau in Orphée ganz zu sich. Nicht nur scheint der unartikulierte Weltschmerz in der antiken Sage eine Heimat zu finden, auch versteht er es, dem Mythos eine neue Richtung zu verleihen: am Ende siegen Dichter und sein Thema über die Zeit. Erneut wird das Außerweltliche des Künstlers betont, das dem Leben Tragik und Erlösung spendet. 

Die Besonderheit der Orpheus-Sage liegt sicher in ihrem tragischen Witz: Orpheus kann seine Eurydike retten, wenn er sie auf den Weg aus der Unterwelt zurück ins Menschenreich nicht anblickt. Welcher wirklich Liebende würde sich jedoch nicht nach ihr umdrehen? Die Liebe muss scheitern. Entweder dreht sich Orpheus nicht um, entpuppt sich als nicht wahrhaftig liebend, oder aber er dreht sich um und verliert seine Eurydike im Moment der Vereinigung. Cocteaus Orpheus (Jean Marais, Fantomas) ist von langatmigeren Qualen geprägt, die ein jähes - fast zufälliges - Ende finden. Übrig bleibt nur ein seufzendes "So musste es kommen". Orphée verleiht dem Mythos moderne Räumlichkeit, ohne ihn seiner tragischen Essenz zu berauben. 

Der Stich, den man uns in diesem Moment versetzt, berührt uns, weil er uns an die Zeitlosigkeit mancher Ideen glauben lässt. Nicht zuletzt auch an die der Dichtkunst, deren außerweltliche Dokumentation uns manches Leid überkommen lässt. In diesem Sinne lässt sich vorsichtig behaupten, dass das Werk einen optimistischeren Ton gewinnt, als es sein Vorfilm tat.  Die verdichteten 95 Minuten stehen Orphée dabei hervorragend und ermöglichen eine Ausgewogenheit zwischen Erzählung und surrealistischen Einlassungen, die tricktechnisch erneut so kompetent umgesetzt sind, dass der Film auch nach 70 Jahren nichts an seiner optischen Faszination einbüßen musste. Das dramatische Schauspiel und die pathetische Filmmusik geben ihren Rest und untermalen die Sogkraft, die dieses Werk ausstrahlt. 

Fazit

"Orphée" ist der zweite Teil und das Herzstück der Orpheus-Trilogie des Dichters Jean Cocteau. In einem erneut surrealistischen Gewand hegt das Werk die zeitlosen Ideen des Mythos der Gegenwart ein und weitet das im Vorfilm errichtete Denkmal der Dichtkunst aus. Die grandiose Tricktechnik, die pathetische Filmmusik und das dramatische Schauspiel sorgen dafür, dass das Werk auch nach 70 Jahren nicht aus der Zeit fällt. 

Kritik: Maximilian Knade

Wird geladen...

×