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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Die Kamera durchstreift zwei herrschaftliche Anwesen – einen aristokratischen Landsitz in Irland und ein bourgeoises Stadtpalais in Marseille –, die heute als Museen öffentlich zugänglich sind. Nach und nach entpuppen sich die Besucher*innen als Performer*innen.

Kritik

Musik und Gesang werden zu kreativen Mitteln der Rückeroberung und Emanzipation in Bárbara Wagners und Benjamin de Burcas  filmischer Polyphonie. Deren Rebellionsgeist setzt einen pointierten Kontrast zu den eleganten Schwarz-Weiß-Bildern, deren museale Kulissen ihre eigene Geschichte von hegemonialer Unterdrückung, kolonialistischer Aneignung und religionspolitischer Reglementierung erzählen. Im stillen Dialog mit den Räumen werden aus den Zuhörenden künstlerische Katalysatoren einer anderen Historie. Musische Darbietung beleben mal buchstäblich, mal im übertragenen Sinne zum Schweigen gebrachte Stimmen. 

Sie erklingen in den zwei Schauplätzen, denen das Regie-Duo (Rise) jeweils ein Kapitel ihres filmischen Librettos widmet. Ein anglo-irisches Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert und ein Familienanwesen, errichtet im 19. Jahrhundert in Marseille werden zu Bühnen der allegorischen Konfrontation zwischen Herrschenden und Beherrschten. Jahrhunderte später bergen die heute für Besucherführungen geöffneten Gebäude weiterhin die Macht ihrer Erbauer über die Überlieferung ihrer privilegierten Perspektive. Ihren Ruhm und Reichtum glorifizieren nicht nur zu Antiquitäten stilisierte Statussymbole. 

Die historischen Vorträge reproduzieren die alten Hierarchien, indem sie das Wort für die Herrschenden ergreifen, während die Nachfahren der Unterdrückten schweigend zuhören. Wenn sich in den prunkvollen Räumen unvermittelt Musiker in gewöhnlicher Kleidung zu Impromptu-Konzerten zusammenfinden, ist dies in mehrfacher Hinsicht ein Aufbegehren. Nicht nur die Redner, auch die Räume lauschen nun der Mundart und den folkloristischen Klängen, die bisher ausgesperrt waren. Diese visionäre Zweckentfremdung gewinnt umso mehr Relevanz in unserer Zeit erzwungener Kulturschließung.

Fazit

Nicht einmal eine halbe Stunde benötigen Bárbara Wagner und Benjamin de Burca, um unterstützt von rund 30 Künstler*innen das konfliktreiche Erbe hegemonialer Oppression zu konterkarieren. In einer symbolträchtigen Variation werden die vorgegebenen Rollen neu verteilt. Die Wortführer alten Geldes, alter Macht und elitärer Exklusivität, konserviert in zu Museen umgewandelten Herrschaftshäusern, werden Publikum eines klanglichen und gesanglichen Protests. Diese bravourös inszenierte Phantasie, die gewichtige Motive mit bemerkenswerter Leichtigkeit umsetzt, hallt bis in die Gegenwartsrealität nach.

Kritik: Lida Bach

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