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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Katja, Sascha, Benni, Laila und Schöller leben in der brandenburgischen Provinz und stehen kurz vor dem Abitur. Sie sind eine verschworene Gemeinschaft, in der es untereinander auch schon mal kracht, in der man aber jederzeit füreinander da ist. Jetzt naht jedoch bald die Zeit lebensentscheidender Veränderungen, für die sich keiner der jungen Menschen wirklich bereit sieht.

Kritik

Das Langfilmdebüt der jungen Filmemacherin Melanie Wälde feierte seine Premiere im letzten Jahr auf der Berlinale und ging im Wettbewerb um den besten Erstlingsfilm ins Rennen. Dort zog er letztlich zwar den Kürzeren, wurde von der Jury jedoch lobend erwähnt. Das Drehbuch verfasste Wälde als ihre Studienabschlussarbeit an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin. Es befasst sich mit einer Clique von fünf jungen Menschen, die an der Schwelle zum Erwachsenwerden stehen. Auch wenn einige von ihnen noch im Elternhaus leben, haben sie sich emotional davon längst abgekapselt. Sie führen mehr oder weniger schon ihr eigenes Leben, in dem die Gruppe den zentralen Dreh- und Angelpunkt ausmacht. Ihr Alltag entspricht jedoch noch lange nicht dem eines bodenständigen Erwachsenen. Lediglich Katja (Marie Tragousti) und Sascha übernehmen als Trainer eines Ju-Jutsu-Kurses für Kinder etwas Verantwortung und versuchen auch ernsthaft die anstehenden Abitur-Prüfungen anständig hinter sich zu bringen. Ansonsten leben aber auch sie wie der Rest ihrer Freunde orientierungslos in den Tag hinein. Abhängen, kiffen, sich streiten und wieder versöhnen. Zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt suchen sie alle ihren Platz im Leben und werden sich langsam gewahr, dass es so wie jetzt vermutlich nicht mehr lange weitergehen kann.

Eine wirkliche, näher zu beschreibende Handlung besitzt Nackte Tiere eigentlich nicht. Wir werden einfach in den Lebensalltag dieser in sich ziemlich geschlossenen Gruppe geworfen und erfahren nur hier und da am Rande mal ein paar Details über das, was sich außerhalb dieses Mikrokosmos abspielt. Obwohl sie alle noch Schüler und zum Teil sogar noch minderjährig sind, tauchen Eltern oder Erziehungsberechtigte so gut wie gar nicht auf. Lediglich in einer Szene, die natürlich auch noch der Höhepunkt eines eskalierenden Konfliktes ist. Ansonsten scheinen die Fünf sehr auf sich allein gestellt. Oder viel mehr sich selbst überlassen. Längst scheint es keinen Erziehungsauftrag für sie zu geben oder wurde aufgegeben. Sie müssen sich selbst gegenseitig stützen, ohrfeigen und auffangen, wobei die taffe Katja dabei klar die Rolle der Rudelführerin zuteilwird. Mutter Gans, Objekt der Begierde und züchtigende Hand zugleich, dabei in dieser nicht freiwillig gewählten Position mit sich selbst längst nicht im Reinen. Auch sie hat keine Ahnung, was die nahe Zukunft bringen wird. Sie hat vage Pläne die mal kurz angerissen werden, deren Umzusetzen scheint allerdings in weiter Ferne.

Diese Coming-of-Age Milieustudie mutet oftmals an wie ein Nouvelle Vague-Versuch aus Brandenburg. Konzentriert wird sich nicht auf einen Plot, sondern ausschließlich auf die entstehende Stimmung und die Gefühlswelten der Figuren. Das ist sicher sehr ambitioniert, wirkt aber mehr als einmal auch sinnlos-bedeutungsschwanger. In besonders zu Beginn vernuschelten Dialogfetzen (in der ersten Hälfte braucht man bald Untertitel) ist es mitunter recht anstrengend diesem Independent-Darling zu folgen. Das bessert sich irgendwann deutlich und sobald man etwas mehr mit den Figuren vertraut ist, gelingt auch ein emotionaler Zugang zu ihnen, der aber über ein flüchtiges Interesse mit gelegentlich guten Momenten nicht hinauskommt. Der Film will sicherlich genauso sein: Lose, assoziativ; von unaufgeräumter, flirrender Impulsivität getrieben. Das macht ihn lebendig und authentisch, aber dennoch kaum wichtig oder bedeutsam. Er lässt sich selten greifen, wabert so herum und ist irgendwann vorbei, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Seine große Stärke sind die unverbrauchten und teilweise hochveranlagten Darsteller, allen voran Marie Tragoustie. Die hat das gewisse Etwas. Es wäre nicht verwunderlich, wenn wir von ihr in Zukunft noch einiges zu sehen bekommen. Und auch Melanie Wälde sollte man im Auge behalten, auch wenn dieses Debüt nicht über den Status einer zum Leben erweckten Abschlussarbeit hinauskommt.

Fazit

„Nackte Tiere“ besitzt seine Qualitäten und lässt vor wie hinter der Kamera einiges an Potential durchscheinen, unterm Strich bleibt jedoch wenig Nachhaltiges zurück. Und da es sich hier eindeutig nicht um ein reines Unterhaltungsprodukt handelt, sollte dies doch seine primäre Funktion darstellen. Ein solider, erster Gehversuch. Mal schauen was die Zukunft bringt, Luft nach oben ist noch reichlich vorhanden.

Kritik: Jacko Kunze

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