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Quelle: themoviedb.org
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Verfügbar auf

Netflix

Inhalt

Basierend auf Archivmaterial und Interviews mit denen, die sie am besten kennen, erzählt der Film MERKEL zum ersten Mal für ein Internationales Publikum den unaufhaltsamen Aufstieg der dreifachen Outsiderin – Frau, Wissenschaftlerin, Ostdeutsche – und wie sie zur de facto Führerin der Freien Welt wurde.


Kritik

„Pull down the walls of ignorance and narrow-mindedness, because nothing has to stay as it is.“, fordert Angela Merkel im Mai 2019 während einer Rede vor Harvard-Studierenden in der Eröffnungsszene Eva Webers prägnanten Politikerinnen-Portraits. Dessen adjustierter Fokus und adjudizierende Perspektive offenbaren programmatisch ein Eingangszitat, das die ehemalige Bundeskanzlerin weniger nach der Leitfigur einer christlich-konservativen Mitte-Rechts-Partei klingen lässt als nach einer Vorkämpferin demokratischen Humanismus. Obwohl die Titelfigur von jeher Erstes war, wird sie als Zweites wahrgenommen.

Diese Diskrepanz zwischen liberalem historischen Image und konservativer politischer Agenda ist nicht nur eine fragwürdige Errungenschaft der 16 Jahre regierenden Staatschefin, sondern ihrer Dokumentaristin. Deren Langfilm-Debüt rekonstruiert anachronistisch den beeindruckenden Werdegang der in der ehemaligen DDR geborenen Pfarrerstochter aus rein außenpolitischem Blickwinkel. Dessen Fixpunkt ist die Beziehung zwischen Webers Geburtsland und ihrer Wahlheimat USA, deren Präsidenten als taktische Bezugspunkte fungieren. Obama wird zum geistesverwandten Verbündeten; Trump zum Negativkontrast, der Mauern aufbauen will, während Merkel sie einreißen möchte.

Ähnlich geschickt relativiert die subtil selektierende Inszenierung Merkels Versagen in der Russland- und Energiepolitik als moralisch motivierten Fehler, den ihr Handeln in der Flüchtlingskrise überstrahlt. Jede andere Interpretation wird kategorisch ausgeschlossen, genau wie die Themengebiete EU- oder Innenpolitik. Offenbar passt die reaktionäre Leitlinie einer Staatsfrau, die sich hartnäckig gegen Gleichstellungsmaßnahmen positionierte und eine dezidiert konservative Drogen-, Gesundheits-, Familien- und Sozialpolitik betrieb, kaum in das trügerisch neutral erscheinende Bild, das am meisten damit verrät, was es verbirgt.

Fazit

Die Abwesenheit Angela Merkels ist die auffälligste der Leerstellen einer filmischen Verneigung, die alles daran setzt, äußerlich objektiv zu erscheinen. Spannender als die euphemistische Exposition Angela Merkels außenpolitischer Verdienste ist Eva Webers Versuch, sich auf inszenatorischer Ebene die strategische Zurückhaltung ihrer Protagonistin anzueignen. Mittels Ausblenden, Akzentuierung und Dialektik entwirft die nur scheinbar objektive Doku eine filmische Bestätigung des von der vormaligen Kanzlerin selbst stets lancierten Öffentlichkeitsbilds ihrer Person als Verkörperung moralischer Integrität, Fortschrittlichkeit und Bescheidenheit.

Kritik: Lida Bach

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