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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Nach einem gemeinsamen Abend auf einer Party wird der selbstbewusste Student Alexandre Farel, Sohn eines prominenten Fernsehjournalist und der erfolgreichen Autorin Claire der Vergewaltigung beschuldigt. Ausgerechnet von der 17-jährigen Tochter des neuen Lebensgefährdten von Claire. Die bewegten Wochen und Monate bis zur Verhanlung bringen die zerstrittenen Eltern einander wieder näher. Doch was geschah wirklich in dieser Nacht?

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Weit geschickter als sein langatmiges Justizdrama inszeniert Yvan Attal (They Are Everywhere) seine eigene Neutralität in einer dramaturgischen Debatte, deren filmische Formulierung bereits auf die Voreingenommenheit des Regisseurs und Co-Drehbuchautors schließen lässt. Schon der von Karine Tuils gleichnamiger Romanvorlage übernommene Originaltitel charakterisiert die Vergewaltigung, die in über zwei Stunden vermeintlich seziert wird, als lässliches Vergehen, welches die Menschlichkeit des Angeklagten nicht etwa durch ihre Grausamkeit und Widerwärtigkeit anzweifeln lässt, sondern durch ihre Häufigkeit und gesellschaftlichen Konsolidierung vielmehr bestätigt. 

Die Besetzung des 22-jährigen Stanford-Studenten Alex Farel mit seinem eigenen Sohn Ben Attal (Der Hund bleibt), dessen biologische Mutter Charlotte Gainsbourg (The Passengers of the Night) Alex’ Filmmutter Claire spielt, gibt der in die Position des Beschuldigten und der 17-jährigen Anklägerin Mila (Suzanne Jouannet) geteilten Handlung einen emotionalisierten Subtext, den Alex’ Verteidiger dem Gericht und gleichzeitig dem Kinopublikum vorträgt: Es kann jeden treffen. Gemeint ist damit nicht etwa, dass jede Frau zum Opfer sexueller Übergriffe werden könne, sondern jeder Mann Opfer einer Vergewaltigungsanklage. 

Die binäre Polarisierung der Geschlechter durch die Betitelung von Alex’ Handlungsbogen mit „Er“, Milas mit „Sie“ zeigt symptomatisch die polemische Politisierung des Stoffs. Rechtsbewusstsein wird zu anti-bürgerlichem Lobbyismus degradiert, sexuelle Ausbeutung romantisiert, sexuelle Nötigung erotisiert zum Rollenspiel. Während Alex als komplexe Persönlichkeit aus guter Familie dargestellt wird, bleibt Mila reduziert auf ihren jüdischen Glauben. Spätestens die spekulative Evokation antisemitischer Ressentiments enthüllt die republikanisch-patriarchalische Ideologie einer Inszenierung. Aus deren Perspektive ist menschenverachtende Gewalt eine banale Interpretationssache.

Vergewaltigung erscheint als triviales Missverständnis, basierend auf einer vorgeblichen sozialen Diskrepanz zwischen pharisäerhaftem, prüdem Proletariat und kosmopolitem, intellektuellem Großbürgertum. Dominanz von Cis-Männern über Cis-Frauen (ein die Filmwelt völlig beherrschendes Konzept) auf jeder Ebene präsentiert Attal als Normal- und Sollzustand eines patriotisch-patriarchalen Gesellschaftsideals, dessen christlich-konservative Grundfesten durch Sozialismus, Feminismus und Judaismus gefährdet erscheinen. Sexuelle Erniedrigung wird zum Ausdruck aufrichtiger Zuneigung verzerrt, Perversion mit kreativer Brillanz gleichgesetzt und eine Einschränkung der Lustbefriedigung wohlhabender Männer mit staatlicher Zensur.

Fazit

Hinter der brüchigen Fassade der Neutralität, evoziert mit dem signalsetzenden Stilmittel perspektivischer Handlungskapitel, vereinen Yvan Attal Misogynie, Elitarismus, Neo-Liberalismus und Antisemitismus zu einem menschenverachtenden Täterplädoyer. Dieses betrachtet die Ahndung sexueller Gewalt als repressive Kriminalisierung männlicher Sexualität, mittels derer hysterische Mädchen und eifersüchtige Frauen berufliche Zukunft und Familienleben sensibler junger Männer zerstören. Mittels eines fähigen Ensembles, manipulativer Melodramatik und handwerklicher Solidität verkauft die zähe Union von Kriminalstück, Familien- und Gerichtsdrama seine perfide Dialektik als demokratischen Denkanstoß.

Kritik: Lida Bach

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