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Quelle: themoviedb.org
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Immersion ist der Schlüsselbegriff von Josephine Deckers bruchstückhaftem Beziehungspuzzle. Das Versinken in einer Rolle, sei es auf der Theaterbühne, der Kinoeinwand oder im Alltag ist das Kernelement ihres Laienpsychogramms einer ambivalenten Ménage-à-trois. Angelpunkt der von psychologischer Ambiguität überfrachteten Dreieckskonstellation aus zwei Mutterfiguren und einer Tochterfigur ist die junge Madeline (Helena Howard). Die 19-Jährige leidet an psychotischen Episoden, die Madeline zum unkalkulierbaren Risiko für andere und vor allem sie selbst machen. Dieses Bild eines gestörten Teenagers, der nur mit Tabletten und ständiger Kontrolle den Alltag bewältigen kann, präsentiert zumindest Madelines angespannte Mutter Regina (Miranda July, The Future). Oder ist die angebliche Geisteskrankheit nur ein Zweckkonstrukt, um das explosive Temperament, die sprühende Kreativität und familiäre Loslösung ihrer Tochter zu unterdrücken?

Die eines Pulp-Thrillers würdige Prämisse liest sich weit spannender, als sie sich auf der Leinwand auswächst. Wie in Butter on the Latch und Thou wast mild and lovely, mit denen die Regisseurin bereits im Berlinale Forum zu Gast war, entwickelt sie Story und Figuren durch optische Spielerei und narrative Abstraktion. Die Kamera rückt in intime Nähe zu den Protagonisten, distanziert sich, taumelt oder verliert den Fokus. Letztes gilt nicht nur auf visueller Ebene. Decker vertieft sich in immer neue, immer verstiegenere Ideen, das Chaos im Kopf der Titelfigur darzustellen, dass ihr die Handlung entgleitet. Dabei ist ein Mangel an dramatischem Potenzial keineswegs das Problem der energetischen Beziehungskiste, in der noch Theaterregisseurin Evangeline (Molly Parker, 1922) sitzt.

Ihre Schauspielgruppe profitiert von Madelines schöpferischer Energie. Madeline wiederum sieht in Evangeline eine stabilere Elternfigur als die selbstmitleidige Regina und den nur durch eine Porno-Sammlung präsenten Vater. Doch bevor sie in Evangelines schöne Scheinwelt abtaucht, wird überdeutlich, dass die im physischen und symbolischen Sinne werdende Mutter Evangeline nicht minder besitzergreifend ist. Den Königsweg aus diesem Dilemma der Fremdbestimmtheit impliziert der Filmtitel. Madeline muss selbst Regisseurin ihres Lebens sein, ihre eigene Schöpfung statt eine Rolle, die andere ihr auf den Leib schreiben. Optimales Medium dieser kathartischen Abnabelung ist ein – immersives! - Theaterstück, das Evangeline um Madeline entwickelt. Die Befreiung fühlt wohl am intensivsten das Publikum. Endlich raus aus den möchtegern-avantgardistischen Untiefen und aufatmen!

Fazit

Mit einem exzellenten Darstellerinnen-Trio und einem soliden Plotgerüst hat Josephine Decker eine ideale Ausgangsposition, um ihre filmischen Ambitionen endlich in ein überzeugendes Gesamtwerk zu packen. Doch einmal mehr stolpert die Regisseurin quasi über ihre eigenen Füße mit ihrem Hang zu strapaziösen Kameraspielchen und absurden Szenen. Beides wirkt zu gewollt und letztlich unaufrichtig, um den rudimentären Plot oder seine Figuren voranzubringen. Ein paar Anläufe bis zum ersten veritablen Spielfilm braucht es wohl noch.

Kritik: Lida Bach

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