Es wurden bereits so viele Filme über den Zweiten Weltkrieg gedreht, dass man sich nur darüber wundern kann, dass offenbar noch nicht alle Geschichten über diese grausame Zeit auserzählt wurden. Die Vorkosterinnen widmet sich der Geschichte der jungen Frauen, die seit 1944 das Essen für Hitler vorkosten mussten. Der Film basiert auf dem Leben von Margot Wölk, über die Rossella Pastorino einen Roman verfasste. Erst kurz nach ihrem 95 Geburtstag offenbarte Margot Wölk, was ihr damals passiert ist. Die meisten Medien haben ihre Story dankbar aufgenommen und halten die Geschichte ohne Einschränkungen für die Wahrheit. Es gibt jedoch auch kritische Stimmen, wie die Tageszeitung Die Welt, in der behauptet wird, dass die Geschichte über Vorkosterinnen „mit den dokumentierten Belegen nicht kompatibel ist“. Es soll sich laut der Zeitung nur um ein Gerücht gehandelt haben und der wahre Kern der Geschichte würde nur darin bestehen, dass man Margot Wölk erzählt hätte, sie sei eine Vorkosterin gewesen, was jedoch nicht der Wahrheit entsprach. Was genau damals passiert ist, lässt sich nicht mehr mit Bestimmtheit aufklären, unter anderem, weil Margot Wölk ihre Geschichte recht spät offenbarte und nach so vielen Jahren alle Zeitzeugen aus ihrem Umfeld bereits verstorben sind.
Für die Bewertung dieses Films spielt es allerdings keine Rolle, ob die Geschichte wahr oder nur teilweise wahr ist oder sogar komplett ausgedacht wurde. Das ändert nichts daran, dass die Inszenierung des Films leider ziemlich arm an Höhepunkten bleibt und die Stellen, die eigentlich als Höhepunkte gedacht sind, gehen in dem Meer aus Belanglosigkeiten unter. Der Film dauert ganze zwei Stunden und nach der ersten halben Stunde ist immer noch nichts passiert, was die Aufmerksamkeit des Zuschauers zu fesseln vermag. Die einzige Stelle, die zu Beginn ansatzweise spannend ist, ist die Rekrutierung der jungen Damen als Vorkosterinnen, im Grunde der Moment, wo sie noch gar nicht wissen, was mit ihnen geschieht. Die Spannung verpufft trotzdem recht schnell, denn man erzählt ihnen nur, dass sie das Essen für Hitler vorkosten sollen. Das klingt im ersten Moment ziemlich grausam, aber diese ganze Grausamkeit ist trotzdem recht spannungsfrei inszeniert, weil der Film zum größten Teil darin besteht, dass die Frauen essen und währenddessen ab und zu mal angebrüllt werden bis sie heulen und trotzdem weiter essen. Es kommen ein paar Nazi-Befehle und das typische „Heil Hitler-Rumgebrülle“ und im Grunde passiert eine ganze Weile nichts weiter, außer, dass der Mann von Rosa ein Soldat ist und im Krieg vermisst wird.
Es fällt trotzdem schwer Empathie für die Figuren zu entwickeln, auch wenn die Schauspielerinnen ohne Frage ihre Rollen großartig spielen. Allerdings sind die Essensszenen so lahm inszeniert, dass man sich fragt, was daran so furchterregend sein sollte. Ja, die Frauen können jederzeit sterben und werden beim Essen beobachtet und ab und zu mal angebrüllt. Das hört sich jedoch alles nach dem Alltag in einer typischen deutschen Familie an und ab einem gewissen Zeitpunkt wünscht man sich sogar, dass die Figuren vergiftet werden, damit in diesem Film endlich mal etwas passiert. Sicherlich hat der Film ein paar traurige Momente, aber er erreicht nie den nötigen Grad an Grausamkeit, die man bei einem Film über Nazis erwartet und wenn doch ein paar grausame Tendenzen auftauchen, dann gehen sie sofort unter, weil der Film einfach viel zu lang ist und hätte man ihn nur auf 90 Minuten reduziert, dann hätten sich die kleinen Höhepunkte auch mehr wie Höhepunkte angefühlt. Auch das Erzähltempo ist viel zu langsam und die Atmosphäre ist nicht düster genug. Die Vorkosterinnen ist ein Film, der eher wie eine Geschichtslektion wirkt, bei der es unmöglich ist, mit den Figuren mitzufühlen. Der Film bietet weder Platz für Identifikationsmöglichkeiten noch Raum für Empathie. Dabei hat er so viel Potenzial, weil die Story an sich interessant ist, aber leider nicht wendungsreich genug, um daraus einen zwei Stunden Film zu machen. Während solche Filme wie Das Leben ist schön oder Schindlers Liste einen bis ins Mark erschüttern, lässt Die Vorkosterinnen einen völlig kalt und das liegt an der unspektakulären Inszenierung, nicht an der Thematik und auch nicht an den Schauspielern, denn sie bringen das nötige Talent definitiv mit. Insgesamt bleibt der Film daher bedauerlicherweise hinter den Erwartungen zurück.