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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der 15-jährige Quodrat lebt Ende der 80er auf den Straßen Kabuls. Den Tag verbringt er meistens vor dem Kino damit, Kinokarten und Kleinwaren auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. In seiner Fantasie wird Quodrat zum Helden von Bollywood-Filmen der glanzvollen Bollywood-Ära. Als er eines Tages von den Behörden der Stadt erwischt wird, beginnt ein neues Leben in Kabuls Kinderheim. Doch die Mudschahedin rücken näher. 

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Für das Einfangen prägender Alltagserlebnisse aus der Sicht ihrer jungen Protagonisten hat Shahrbanoo Sadat (Not at Home) ein bemerkenswertes Talent; für das Erzählen einer kohärenten Geschichte weniger. Inszenatorische Ambivalenz prägt die quasi-biografische Coming-of-Age-Story, mit der die afghanische Regisseurin an den viel beachteten Auftakt ihrer fünfteiligen Verfilmung des 800 Seiten wuchtigen Tagebuchs ihres engen Freundes Anwar Hashimi (Wolf and Sheep) anknüpft. Dessen Jugend als Waisenkind im kommunistisch regierten Kabul der ausgehenden 80er wird zum Leitfaden der episodischen Handlung. 

Letzte versteht sich weniger als dramatisches Porträt individueller Entwicklung denn als Quilt repräsentativer Alltagsvignetten. Deren herausragende Stärke ist der von Virginie Surdej, die bereits dem Vorgängerfilm malerische Bilder schenkte, mit immersiver Authentizität rekonstruierte Zeitkolorit. Mit spielerischer Leichthändigkeit wechselt die Kamerafrau zwischen von Sadats Anfängen im Cinema Vérité geprägtem Naturalismus und der bunten Melodramatik des Bollywood-Kinos. In die Songs damaliger populärer Produktionen phantasiert sich der 15-jährige Qodrat (Laiendarsteller Qodratollah Qadiri) in emotional überwältigenden Momenten. 

Jene Tagträume sind auch für das Publikum willkommene Flucht aus der dramatischen Routine von Heimleben, Schulunterricht und Freizeitabenteuern der rein männlichen Clique. Die auffällige Abwesenheit weiblicher Charaktere, abgesehen von Statistenrollen als umschwärmte Mitschülerin oder Lehrerin, wirkt ebenso eklatant wie die soziale und politische Apathie der richtungslosen Inszenierung. Die Reduktion der omnipräsenten Propaganda zur nostalgischen Kulisse untergräbt neben der historischen Glaubwürdigkeit die brüchige Charakterisierung der unsympathischen Figuren, die nicht ansatzweise so überzeugend wirken wie die Szenerie.

Fazit

Ob die intellektuellen, emotionalen und psychosozialen Defizite der flach skizzierten Protagonisten verschlüsselter Verweis auf systemstrukturelle Mängel sein sollen, bleibt eine diverser Leerstellen in Shahrbanoo Sadats filmischem Mosaikstein. Der naive Rückblick auf eine Jugend im Kabul während der Sowjetintervention ist geprägt von den darstellerischen Schwächen der jungen Laien sowie der narrativen Sprunghaftigkeit einer Handlung ohne Spannungskurve, psychologische Entwicklung und dramatische Fallhöhe. Umso eindrucksvoller sind die atmosphärischen Szenenbilder und Kameraaufnahmen, die das unterrepräsentierte Geschichtskapitel plastisch greifbar machen.

Kritik: Lida Bach

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