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Quelle: themoviedb.org

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Junior Bonner ist ein professioneller Rodeoreiter, der quer durch die Staaten zieht, um sich bei Turnieren seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Am Unabhängigkeitstag kehrt er für die Parade und das Rodeo in seinem Heimatstadt Prescott in Arizona zurück. Doch er findet familiäre Probleme vor: Sein Bruder – ein Bauunternehmer – hat das Haus der Familie abreißen lassen und sein nichtsnutziger Vater – ein Frauenheld – lebt von seiner Mutter. Um seine Erzeuger einen Traum zu erfüllen, will Junior noch einmal ein Rodeo reiten…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Obwohl eigentlich auf seinem absoluten Karrierehöhepunkt gedreht, zählt Junior Bonner zu den weniger wahrgenommenen Werken von Sam Peckinpah (The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz). Das könnte daran liegen, dass er in relativ schneller Abfolge zwischen zwei seiner größten, populärsten und kontrovers diskutiertesten Klassikern veröffentlicht wurde (Wer Gewalt sät & Getaway) und dadurch etwas unterging, vielmehr aber wohl daran, dass er völlig untypisch ist im Vergleich zu seinem sonstigen Output und seinerzeit aufgrund der nicht erfüllten Erwartungshaltung eher stiefmütterlich behandelt und aufgenommen wurde. Peckinpah wurde berühmt und berüchtigt für beinhartes, staubtrockenes Genrekino. Western, Action, Thriller und Kriegsfilm und manchmal mehrere davon auf einmal. Ein Familiendrama passt dort irgendwie nicht rein und dennoch trägt auch dieser Film unverkennbar die Handschrift seines Regisseurs. Vielleicht noch mehr als all seine anderen Filme, denn außerhalb seiner vermeidlichen „Wohlfühlzone“ zu agieren und sich dennoch so treu zu bleiben ist eine beeindruckende Leistung. Dabei ist Junior Bonner nur auf den ersten Blick ein untypischer Pechinpah-Film, in Wahrheit war es nicht nur ein Herzensprojekt, sondern auch der womöglich einzige Film seiner Vita, der seine ursprüngliche Passion widerspiegelt.

Vor seinem Durchbruch im Filmgeschäft machte Sam Peckinpah an der University of Southern California seinen Master of Dramatic Arts und setzte sich dabei intensiv mit Werken von John Steinbeck (Früchte des Zorns) oder Tennessee Williams (Die Katze auf dem heißen Blechdach) auseinander, die ihn maßgeblich beeinflussten. Filmisch konnte er diese Passion jedoch nie ausleben, war er doch zunächst früh auf den Western geprägt und erzielte seine großen Erfolge später nun mal durch seine stilprägenden Genre-Hits. Junior Bonner blieb der einzige Versuch in seiner leider viel zu kurzen Karriere, sich seinen Vorbildern anzunähern. Erzählt werden eben jene klassischen Themen des großen US-Dramas: Über familiäre Krisen in schweren Zeiten des Umbruchs und der Veränderung, über schwindende Werte und das Festklammern an diese, auch wenn sie vielleicht nicht mehr zeitgemäß sein mögen. Über die Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit, Läuterung und späte Vergebung; aber auch über Zuversicht, selbst wenn die Zukunft ungewiss scheint.

Der mit seinen 40 Jahren schon am Karriereende angekommen Rodereiter Junior Bonner (Steve McQueen, Flammendes Inferno) hat gerade eine sportlich schwere Niederlage einstecken müssen, macht sich aber zum Unabhängigkeitstag trotzdem nach Jahren zurück in die Heimat nach Prescott, Arizona. Dort findet nicht nur ein großes Turnier statt, sondern es wird mal wieder Zeit für einen Familienbesuch. Dieser gestaltet sich allerdings als äußerst problematisch. Auf dem elterlichen Anwesen angekommen wird er gerade live Zeuge, wie das Haus seines Vaters Ace (Robert Preston, Das war der Wilde Westen) dem Erdboden gleichgemacht wird. Das gesamte Grundstück ist eine einzige Baustelle, denn sein jüngerer Bruder Curly (Joe Don Baker, Charly Varrick – Der große Coup) hat es ihrem alten Herrn für lumpige 15.000 $ abgeschwatzt, um darauf moderne Eigenheime zu errichten. Dieser erholt sich gerade im Krankenhaus und hegt den Traum, in Australien als Silberschürfer neu anzufangen. Junior meldet sich und seinen Vater für einen Wettbewerb beim Turnier an und versucht gleichzeitig, zwischen den Fronten zu vermitteln, was aber schnell dramatisch eskaliert.

Ein Peckinpah-Film ganz ohne Kugelhagel und nicht einem einzigen Todesfall, eine verhältnismäßig harmlose Kneipenschlägerei ist schon der Höhepunkt, wenn man auf Action fokussiert ist. Auf die typische Slowmotion muss aber nicht verzichtet werden, diesmal nur eben in ausgiebigen Rodeo-Szenen oder anderen, mehr oder weniger alltäglichen Dingen, was sich im ersten Moment merkwürdig anhören mag. Doch Sam Peckinpah gelingt es, seine erprobte Optik nicht aufgesetzt wirken zu lassen, sondern sie als erzählerisches Stilmittel sinnvoll einzusetzen. Denn all diese Szene geben nicht nur die Stimmung und lokalen Gegebenheiten bildlich wieder, sie spiegeln vor allem das Innenleben der Figuren nach außen. Junior Bonner ist mit Sicherheit Peckinpah’s ruhigstes und intimstes Werk, das seine Kraft aus dem Zusammenspiel seiner Darsteller*innen, seinem Szenenaufbau und den wohldurchdachten Dialogen bezieht. Auch für das ewig coole Raubein Steve McQueen eine seiner anspruchsvollsten Rollen, die er mit Bravour meistert. Es ist ohnehin irgendwie sonderbar, dass die beiden viel zu früh verstorbenen McQueen und Peckinpah nur hier und im direkten Anschluss bei Getaway zusammenarbeiteten, sie scheinen wie füreinander gemacht. Aber beide galten auch nicht als die einfachsten Zeitgenossen, vermutlich waren sie sich dahingehend zu ähnlich.

Fazit

Ein melancholischer Abgesang und sehnsüchtiges Loblied auf dem amerikanischen Traum zugleich und der Beweis dafür, dass Sam Peckinpah zu wesentlich mehr fähig war als nur knallhartem „Männerkino“. Schade, dass sowohl der kommerzielle Erfolg als auch das Lob der Kritik eher verhalten ausfiel. Auch wenn die Geschichte im Prinzip nicht viel Neues zu erzählen hat und die Thematik einem sehr vertraut vorkommt, wie behutsam sich Sam Peckinpah mit dieser auseinandersetzt und wie hervorragend er sie in Szene setzt bestätigt ihn als einen der wichtigsten und besten Regisseure seiner Zeit. Einem, von dem man im höheren Alter vielleicht noch mehrere Werke dieser Gangart hätte erwarten können. Leider werden wir das nie erfahren.

Kritik: Jacko Kunze

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