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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Im Januar 1988 feiert Birgit Scherzers „Keith“ einen überragenden Erfolg an der Komischen Oper in Berlin, Hauptstadt der DDR. Für die junge Choreografin ist das Tanzstück der Durchbruch. Sieben Tänzer*innen treten in „Keith“ auf. Ein knappes Jahr später werden vier von ihnen mit Birgit die DDR verlassen haben, einige flüchten während der Gastspiele beim „Klassenfeind“.Die meist aus „einfachen“ Verhältnissen stammenden Tänzer*innen sind vom Staat zu Leistungsträgern ausgebildet worden. Als künstlerische Elite, deren Licht weit strahlt und die ein Aushängeschild für die DDR ist, dürfen sie in den Westen reisen.

Kritik

Es gibt Lebensfragen, deren Antwort selbstverständlich scheint. Bis sie sich tatsächlich stellen. Vor einer dieser Fragen stand das Ensemble von Birgit Scherzens Bühnenstück Keith, uraufgeführt an der Komischen Oper 1988 im geteilten Berlin. Inspiriert wurde der Überraschungserfolg von einer Keith-Jarrett-Platte, zu der Salar Ghazi eine persönliche Bindung hat. Genau wie zu einer Reihe der Protagonisten, die der Dokumentarfilme in seinem umfangreichen Debütfilm zurückblicken lässt: Auf ihren Umgang mit der Frage: „Gehen oder bleiben?

In matten Schwarz-Weiß-Bildern, deren Grau in Grau beiläufig die Tristesse der alltäglichen Assimilation transportiert, entfalten sich Biografien, die zugleich Schaufenster in die allzu oft zwischen Verniedlichung, Verklärung und Verhöhnung versickernde Lebensrealität der DDR werden. Als Vorzeige-Talente genossen die damals jungen Tänzer*innen Privilegien, wie die Reiseerlaubnis ins westliche Ausland, das unentwegt lockte. Denn hinter der Suggestion von Freiheit stand die Dauerüberwachung, die Leistungserwartung, das starre Schema, dem die staatlichen Aushängeschilder entsprechen sollten. 

Die Nähe zu einigen der Künstler*innen und der einer geschmuggelten Handkamera zu verdankende Reichtum an historischem Filmmaterial sind zugleich Vorzug und Crux des Projekts. Selbiges beschäftigte Ghazi knapp 12 Jahre und so lange fühlt sich die wortwörtliche Revue bisweilen an. Radikale Kürzung hätte nicht nur die Konturen geschärft, sondern den Fokus. Die aussagekräftigsten Momente reflektieren über subtile Manipulation, unbewusste Indoktrinierung und die eigene Zugänglichkeit für Propaganda, die zur Normalität wird, wenn sie überall ist.

Fazit

Der Umfang des filmischen Materials, das Salar Ghazi über ein Jahrzehnt zusammentrug, erdrückt fast die individuellen biografischen Handlungsstränge, die sich zu einem Muster künstlerischer Ausbruchsversuche verweben. Historische Aufnahmen von Proben und Parties unterbrechen die in schwarz-weiß gehaltenen Interviews mit dem Tanzensemble der Komischen Oper, dessen Mitglieder Wege aus der DDR in den Westen fanden - und manchmal wieder zurück. Die Ausgewogenheit der Tanzfiguren mangelt jedoch dem überlangen Zeitbild, das thematische Gegenwartsbezüge übersieht - oder ängstlich vertuscht.

Kritik: Lida Bach

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