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Quelle: themoviedb.org
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Verfügbar auf

Netflix

Inhalt

John Hull erblindete 1983 nach mehreren Jahrzehnten allmählichen Sehkraftverlustes. Um diese einschneidende Veränderung in seinem Leben besser verarbeiten und annehmen zu können, führte Hull drei Jahre lang Audio-Tagebuch. Insgesamt sechzehn Stunden Tonbandaufzeichnungen legen in einmaliger Weise Zeugnis davon ab, wie sich der Verlust des Sehvermögens vollzieht und wie der Betroffene eine neue Welt „jenseits des Sichtbaren“ für sich entdeckt.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wie muss es sich anfühlen, die Fähigkeit des Sehens zu verlieren, bis zu dem Punkt, an dem nichts bleibt außer totale Dunkelheit? Für John Hull wird dieses Gefühl der panischen Ungewissheit zur konkreten Realität, denn nach einigen Phasen, bei denen er bereits im Kindesalter unter vorübergehendem Verlust seines Augenlichts litt, diagnostizieren ihm die Ärzte nach zahlreichen operativen Eingriffen Anfang der 80er Jahre, dass er in naher Zukunft dauerhaft bis an sein Lebensende erblinden wird. 

Da er sich mit seinem schweren Schicksal nicht einfach abfinden wollte, begann der Theologe und Professor an der Universität von Birmingham mit den Aufzeichnungen von Tonbändern, auf denen er den Prozess seiner Erblindung festhalten und fortschreitende Entwicklungen sowie Gefühle reflektieren wollte. Zu Beginn der 90er wurden diese Tonbänder bereits in Buchform veröffentlicht, doch nun dienten sie den beiden Filmemachern Pete Middleton und James Spinney abermals als Grundlage für ihr Werk Im Dunkeln sehen

Der Film gestaltet sich als Vermischung von Realität und Fiktion, denn die Regisseure verwenden ausschließlich die originalen Tonbandaufnahmen von Hull, während die geschilderten Ereignisse von Schauspielern nachgespielt und Dia- sowie Monologe lippensynchron in die einzelnen Szenen eingeflochten werden. Das Resultat ist ein unkonventioneller Hybrid aus dokumentarischen Wurzeln und inszenierter Interpretation, die einem Gedankengänge und Empfindungen eines Menschen vermitteln, der seinen Alltag plötzlich in vollkommener Finsternis verrichten und sich mit dem eigenen Leben völlig neu arrangieren muss. 

Obwohl sich der Sinn der gespielten Szenen mitunter nicht so ganz erschließen mag, wenn selbst banalste Momente wie der Gang zur Arbeit oder das gemeinsame Sitzen auf dem Sofa vor der Kamera nachgestellt werden, während die Stimme von Hull erklingt, ist die erschütternde Emotionalität der Thematik ungebrochen. Wenn der Ehemann und zum damaligen Zeitpunkt seiner endgültigen Erblindung Vater von drei Kindern beschreibt, dass es ihm nach mittlerweile drei Jahren ohne Augenlicht zunehmend schwerfällt, sich daran zu erinnern, wie seine Frau aussieht oder nur noch vage, verblassende Bilder seiner kleinen Kinder im Kopf zu haben, entfaltet Im Dunkeln sehen nur alleine durch die melancholisch-zerbrechliche Stimmgewalt des Theologen eine erschütternde Intensität, die zu Tränen rührt. 

Die Vorzüge ihres filmischen Formats nutzen Middleton und Spinney daher vor allem für die Visualisierung von Traumsequenzen oder Gefühlen, die das Regie-Duo in surreale Bilder transformiert, die sich, wie der gesamte Film, mit dem starken Kontrast zwischen dem Schönen und dem Schrecklichen sowie Lähmung und Akzeptanz beschäftigen. Wenn sich durch das Prasseln des Regens außerhalb des Hauses ganze Klangwelten für Hull öffnen und schließlich auch die Inneneinrichtung komplett durchnässt wird, entstehen in diesem Film Momente, in dem die unsichtbare Schönheit des Lebens nicht nur wieder sichtbar, sondern förmlich greifbar wird.

Fazit

Mit „Im Dunkeln sehen“ haben Pete Middleton und James Spinney ein höchst außergewöhnliches Werk geschaffen, in dem dokumentarische Ansätze mit fiktiv inszenierten Stilmitteln verknüpft werden. Die Schilderungen und Gedankengänge eines Mannes, der sich mit endgültiger Erblindung abfinden muss, während er sein Leben als Universitätsprofessor und Familienvater so gut wie möglich weiterführen will, berührt durch melancholische Momentaufnahmen sowie surreal-bestechende Bilderfluten, die einem das Innenleben eines Erblindeten eindringlich nahebringen.

Kritik: Patrick Reinbott

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