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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

1938 kommt ein namenloser, französischer Auftragskiller am Hafen von Vera Cruz an. Sein Ziel ist ein lateinamerikanisches Land, in dem er für Putschisten den diktatorischen Präsident erledigen soll. Doch für die Drahtzieher steht schon vorher fest, dass er als Mitwisser nach erledigter Arbeit ebenfalls ausgeschaltet werden muss.

Kritik

Im wahrem Leben vor seinen Erfolgen als Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur war José Giovanni alles andere als ein justiziell unbeschriebenes Blatt. Wegen der Beteiligung an drei Morden ursprünglich zu 20 Jahren Arbeitslager verurteilt erhielt er nach 12 Jahren Bewährung und krempelte sein Leben grundlegend um. Seine Vergangenheit spiegelte sich allerdings in praktisch jedem seiner Werke wider. Stets drehte es sich um Kriminelle oder dem Gesetz bzw. der Gesellschaft einst entglittene, die nicht wieder den Weg zurückfinden. Ursprünglich sicherlich selbstverschuldet, ab einem gewissen Punkt aber irreparabel ausgestoßen. Antihelden durch und durch. Aber somit auch Opfer, denen jede Resozialisierung verwehrt bleibt. Berührend und erschütternd aufgezeigt besonders in seinem persönlichen Opus Magnum Endstation Schafott von 1973. Somit beinhalteten seine Arbeiten meist eine sozialkritische Note, auch wenn viele von ihnen im Genre-Milieu angesiedelt waren. Eine derart famose Gratwanderung wie bei seinem Meisterwerk gelang ihm zwar davor und danach nie wieder, zumindest im Subtext klingt dieser pessimistische, bald (an)klagende Grundton immer mit.

Auch Im Dreck verreckt macht dabei keine Ausnahme. 1938, kurz bevor die gesamte Welt aus den Angeln gehoben werden sollte, landet ein namentlich nie genannter, französischer Hitman (Lino Ventura, Armee im Schatten) an der Küste Mexikos. Er reist weiter südlich in ein ebenso anonymes Land, in dem einige hochrangige Militärs und andere Strippenzieher ein Attentat gegen den ungeliebten und (angeblich) grausamen Präsidenten planen. „Der Greifvogel“ (Le Rapace, so der Originaltitel) soll ihr Vollstrecker sein. An seine Seite wird der milchgesichtige Miguel (Xavier Marc, Die Legende des Zorro) gestellt. Der Enkel des ehemaligen Staatschefs soll nach dem Tod des Diktators installiert werden und gleichzeitig die Lorbeeren für die Befreiung des Volkes einstreichen. Gemeinsam lauern sie in einem Apartment gegenüber dem Haus der Geliebten des Präsidenten auf dessen Ankunft und den perfekten Zeitpunkt, den Job über die Bühne zu bringen. Le Rapace lässt seinem niemals gleichberechtigten Partner wider Willen sehr deutlich spüren, was er von ihm und dem ganzen Vorhaben generell hält, aber für bare Münze stellt er sich eben dafür zur Verfügung. Nur in die Queere sollte man ihm bloß nicht kommen.

Lino Ventura ist gewohnt großartig in der Rolle des knurrigen, desillusionierten Zynikers, sein Gegenüber Xavier Marc jedoch wie seine Figur noch grüner als Gras hinter den Ohren. Das passt so gesehen perfekt auf die Rolle, lässt aber besonders in der ersten Hälfte nicht unbedingt ein angemessenes Zusammenspiel auf zumindest angepasster, funktioneller Augenhöhe zu. Generell liegen die Stärken des Films eindeutig im letzten Akt, plätschert die Handlung bis dahin doch etwas vor sich her. Natürlich wird dort das Fundament für das Finale gelegt und ist somit auch nicht schlecht, wirklich überzeugend ist bis zu diesem Punkt allerdings nur Ventura. Die Anspannung hält sich in Grenzen, was sich aus dem stillen Belagerungsmodus durchaus deutlicher herauskristallisieren ließe. Die angepeilte Charakterzeichnung ist im Prinzip schon nach locker 20 Minuten erreicht, danach hält einen das Drehbuch eher hin als das es dem Ganzen besondere Aspekte hinzufügt. Im ausgedehnten Finale steigert man sich dafür fast exponentiell. Die vorher schon dezent vorhandenen Westernanleihen treten deutlich zu Tage, viel deutlicher ist neben dem stark inszenierten, fesselnden Showdown jedoch die ernüchternde Moral von der Geschichte, die die trostlose Hauptfigur in seiner ganzen Skepsis nur bestätigt statt belehrt. Gut und Böse sind in diesem Spiel keine starren Begriffe, es sind aus der jeweiligen Perspektive geschält Floskeln. Die Geschichte wird von den Siegern geschrieben. War schon immer so. Und auf der Strecke bleiben in der Regel die „Soldaten“ an der Front, die Männer dahinter müssen zur Not nur schnell die Fahne wechseln.

Fazit

Ein insgesamt nicht ganz ausgewogener, unterm Strich dennoch wenigstens interessanter Film, der sogar das Potential für weitaus mehr besitzen würde. Die Intention kommt letztlich dennoch rüber und der fesselnde Schlussakt lässt nicht über alle, aber zumindest über einige vorangegangene, erzählerische Defizite hinwegsehen. Für seinen erst zweiten Spielfilm schlägt sich José Giovanni aber schon sehr ordentlich und legt sich bereits in einer stilistisch prägenden Ausrichtung fest.

Kritik: Jacko Kunze

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