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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Unter der sengenden Sonne Siziliens sammelt der Teenager Oscar mit seinem herrischen Vater und seinem Bruder Altmetall auf den Müllhalden. Ein paar Kilometer weiter putzt der aus Nigeria geflüchtete Stanley die Kirche. Er darf für sechs Monate bleiben und genießt den Schutz des Priesters. Oscar und Stanley , die scheinbar alles trennt, stehen vor ähnlichen Hürden. Werden sie sich erkennen, wenn sie aufeinandertreffen?

Kritik

Dass Michele Pennetta (Pescatori di corpi) in seinem zweiten Langfilm das Gefühl zielloser Leere, das die beiden jungen Männer im Mittelpunkt des neo-realistisch angehauchten Diptychs umfängt, greifbar vermittelt, ist weniger Verdienst inszenatorischer Expertise als an inhaltlicher Kongruenz. Das semi-fiktionale Doppelporträt des jugendlichen Oscar, der mit seinem ruppigen Vater und Bruder in der sizilianischen Provinz Schrottmetall sammelt, und des nigerianischen Einwanderers Stanley, der sich mit Aushilfsjobs durchschlägt, sucht genauso erfolglos nach einer Perspektive wie seine verschlossenen Charaktere.

Deren verständliche Frustration überträgt sich unweigerlich auf ein Publikum, dass sich von der melancholischen Momentaufnahme mehr erhofft als sehnsuchtsschwere Landschaftsbilder und nachdenkliche Nahaufnahmen zweier Menschen, deren Innenwelt die dramaturgische Distanz überwindet. Die Unklarheit über die Authentizität der naturalistischen Alltagsszenen untergräbt neben der emotionalen Wirkung vor allem die unterschwellige Sozialkritik. Die Analogie zwischen einheimischer Unterschicht und Flüchtlingen schafft einen markanten, jedoch enttäuschend unterentwickelten Bezug zwischen nationalistischen Grenzen und eisernen Klassenhierarchien, vor denen Oscar und Stanley kapitulieren. 

Doch statt die Parallelen zwischen rassistischer und bourgeoiser Ausgrenzung zu ergründen und die komplexen Mechanismen systemischer Benachteiligung offenzulegen, verlieren sich der Regisseur und seine Co-Drehbuchautoren Arthur Brugger und Pietro Passarini in subtilen Sozialkitsch. Den verstärkt eine penetrante christliche Symbolik, die Armut überhöht und Außenseiter als von Gott behütet darstellt. Diese klerikale Implikation in einem vermeintlichen lebensechten Werk, das Kontext bewusst zurückhält, wirkt nicht nur manipulativ, sondern angesichts der kolonialistischen, ausbeuterischen Geschichte der Kirche zynisch.

Fazit

Oberflächlich betrachtet erscheint Michele Pennettas lakonische Skizze zweier junger Menschen, deren grundverschiedener biografischer Hintergrund sie vor die gleichen unüberwindbaren gesellschaftlichen Hindernisse stellt, wie eine sozialkritisch ambitionierte Doku. Tatsächlich sind die intimen Aufnahmen der nie direkt zu Wort kommenden Figuren Teil einer geschickten (Teil)Inszenierung, die ihre stimmungsvollen Bilder Siziliens rauer Natur, das Bewusstsein für bedrückend reale Chancenlosigkeit und letztlich auch ihre Protagonisten einer fragwürdigen Glaubensbotschaft unterstellt. Diese Instrumentalisierung macht die Hoffnungslosigkeit des Szenarios noch bitterer.

Kritik: Lida Bach

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