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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

1548 wird John Steward, besser bekannt als der scharlachrote Henker, wegen sadistischer Folterungen bei der Ausübung seiner Pflicht zum Tode verurteilt und in einem Schrein von Messern durchbohrt. Kurz vorher schwört er grausame Rache. Über 400 Jahre später kommt ein Fototeam in dem Schloss an, um dort Aufnahmen für ein Buchcover zu schießen. Der eigenwillige Schlossherr will sie zunächst wieder vor die Tür setzen, gestattet ihnen dann doch eine Nacht in seinem Heim. Während ihrer Arbeit brechen sie das Siegel des Schreins. Der scharlachrote Mönch kann seine Ankündigung nun in die Tat umsetzen…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mitte der 60er waren die HAMMER-Studios mit ihren am Fließband gedrehten Horrorfilmen die Adresse auf dem europäischen Genremarkt. Von dem Kuchen wollten natürlich auch andere gerne etwas abhaben. Regisseur Massimo Pupillo („Djangö tötet leise“, hier unter dem schnittigen Namen Max Hunter) orientiert sich zunächst stark an dem Stil der britischen Kult-Schmiede, die ersten Minuten könnten praktisch 1:1 aus einem HAMMER-Film stammen. Der Fluch eines hingerichteten Folter-Henkers, eine mittelalterliche Burg und eine Truppe noch ahnungsloser Opfer, die einige hundert Jahre später ihm ganz unbedarft in die Falle tappen. Die schaurig-schöne Stimmung der (guten) HAMMER-Produktionen erreicht „Der scharlachrote Henker“ (auch bekannt als „Scarletto – Schloss des Blutes“) dabei niemals, lässt italo-typisch eher mal etwas albernen Humor raushängen, kündigt gleichzeitig durch die sommerlich bekleideten Damen und die Legende vom folternden Henker an, dass man sich hier auf mehr Fleischbeschau und Gewalt freuen darf, als bei der damals noch eher handzahmen, britischen Konkurrenz.

So soll es auch kommen, wenn nach heutigen Maßstäben selbstverständlich nicht sonderlich skandalös oder gar schockierend. Damals reichte das, um „Der scharlachrote Henker“ drastisch zu beschneiden oder in manchen Ländern gar zu indizieren. Die aktuelle DVD-Auflage enthält u.a. die ursprüngliche deutsche Fassung, die um stattliche 10 Minuten gekürzt ist. Es existierten wohl unzählige Schnittfassungen, ob es überhaupt jemals eine allgemeine, finale Version gab ist nicht genau bekannt, zum Teil wurden die Varianten direkt für den jeweiligen Markt hergestellt. Richtig Freude lässt sich sicher nur mit dieser (wahrscheinlich) kompletten Fassung haben, denn „Der scharlachrote Henker“ offenbart seine echten „Qualitäten“ erst in der letzten halben Stunde, bei der damals am häufigsten die Zensur-Schere angesetzt wurde. Bis dahin ist das zwar ein ganz netter Billig-Schinken mit Euro-Retro-Charme, von echter Spannung aber keine Spur. Für einen nicht mal 85 Minuten langen Film lässt man sich sehr viel Zeit, bis der flippige Folterknecht endlich richtig von der Kette gelassen wird. Ein zu lange eher trantütiges Vergnügen, aber abwarten, dann geht plötzlich die Post ab. Sobald sich Ex-Bodybuilder Mickey Hargitay („Lady Frankenstein“) frisch eingeölt in das knallige Kostüm wirft, das sich auch ideal für eine mexikanische Wrestlingshow oder die Parade beim Christopher Street-Day eignen würde, geht der Film ab wie Schmitz Katze nach 6 Litern Energy-Drinks.

Der darstellerisch völlig untalentierte Hargitay gibt Vollgas und kaspert als wahnsinnige Rumpelstilzchen durch seinen Hobbykeller, da bleibt kein Auge trocken. Das erinnert stark an einen dieser Kindergeburtstag-Halunken aus der 60er Jahre „Batman“-Serie, inklusive der Handlanger im Partnerlook (Motto: Leichtmatrose auf Landgang, was den unfreiwillig homoerotischen Subtext des Films noch zusätzlich befeuert). Passen dazu gibt es neben den klassischen Folterwerkzeugen wie einer Streckbank auch einige extravagante Gimmicks: Das scharf-beklingte Nippel-Kitzler-Ünglücksrad hat schon was, das Highlight ist selbstredend ein riesiges Spinnennetz, in dem eine künstliche Spinne (die mehr einer missgebildeten Schildkröte ähnelt) mit vergifteten Beinen wie in einer billigen Kirmes-Geisterbahn auf sein Opfer zu baumelt. Wer baut so was Umständliches und Beklopptes? Herrlich. Im Gegensatz zu den Tötungsmaschinen vom Joker und Co. erfüllen diese tatsächlich mal ihren angedachten Zweck, dementsprechend fließt nun auch Blut. Dabei wirkt alles so cheesy und überdreht, mitten drin der scharlachrote, euphorisch-wilde Gummiball, das sich die theoretisch grausame Gewalt praktisch einfach nicht ernstnehmen lässt, ob das überhaupt mal so angedacht war, nicht zu erkennen. Ein uriger Kontrast, der diesem exploitativen Mega-Trash in der letzten halben Stunde zu einem wahren Feuerwerk der guten Laune macht. Wäre der komplette Film so, eine Granate. Geduld ist leider zwingend aufzubringen und verhindert eine klare Empfehlung (selbst die natürlich nur unter Vorbehalt) für diesen schrägen Blödsinn, der zu träge aus der Hüfte kommt. Am Ende lässt sich der aber prima für einen heiteren Filmabend in guter Runde nutzen. Vierzig Minuten zum Vorglühen, dann abfeiern.

Fazit

„Der scharlachrote Henker“ ist weit entfernt von einem fachlich „guten“ Film, funktioniert als Horror- oder Gruselfilm nicht mal ansatzweise und braucht reichlich Anlaufzeit, geht dann aber ungebremst mit dem Kopf durch die Wand. Ein schriller Schwachsinn für Freunde des schlechten Geschmacks, in seinem Finale schon auf Augenhöhe mit einer ordentlichen Roger Corman-Produktion („Star Crash - Sterne im Duell“). Nur eben nicht über die volle Distanz, dann wäre hier locker ein ganzer Punkt mehr drin. Knapp 30 Minuten sind aber pures (Katzen)Gold.

Kritik: Jacko Kunze

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