5.1

MB-Kritik

Metropolis 2000 1983

Action, Sci-Fi, Thriller – USA, Italy

5.1

Giancarlo Prete
Fred Williamson
George Eastman
Anna Kanakis
Ennio Girolami
Venantino Venantini
Massimo Vanni
Giovanni Frezza
Iris Peynado
Andrea Coppola
Vito Fornari
Zora Kerova
Fulvio Mingozzi
Marinella Troian
Jona Truschkowski
Franco Maria Salamon

Inhalt

2019. Die Welt ist nach einem Atomkrieg zerstört. Nur wenige Völker besiedeln noch die Erde. Der atnagonistische One möchte alle anderen Völker auslöschen und mit seiner rein männlichen Truppe eine neue Rasse aufbauen. Skorpion allerdings, ein saucooler Einzelgänger, möchte nicht getötet werden, sondern weiter sein Leben genießen - und hat deshalb ein Problem mit der vernichtenden Politik seines Widersachers.

Kritik

Ach ja, das italienische Genre-Kino. Immer für die ein oder andere Entdeckung gut. Wurde man in den 60er und 70er Jahren oft noch mit echter Qualität konfrontiert (neben dem ganzen Unfug, versteht sich) waren die 80er schon sehr speziell. Während Sandalenfilme, Gialli, Italo-Western oder Poliziotteschi ihren Zenit längst überschritten und nur noch sporadisch zu sehen waren, eroberten vermehrt billige Rip-Offs von US-Blockbustern die Bahnhofskinos und Videotheken. Söldneraction, Gang-Filme und Science Fiction mit dem Schwerpunkt Postapokalypse bevorzugt und oftmals auch alles drei zusammen. Ein besonders billiges und kurioses Exemplar stellt hierbei Metropolis 2000 dar, das alternativ auch unter dem Titel The New Barbarians oder auch Warriors Of The Wasteland vertrieben wurde. Eindeutig stand hierfür der zwei Jahre vorher erschienene Mad Max II – Der Vollstrecker Pate, der neben seiner unbestreitbaren Brillanz auch zu den Filmen zählt, in dem ein latent queerer Unterton immer mitschwingt. Versehentlich? Kann, muss aber nicht sein. Nun, diese Frage stellt sich bei diesem Streifen zumindest definitiv nicht.

Wir schreiben das Jahr 2019. Da gab es noch kein Corona, trotzdem hat sich die Menschheit schon gegenseitig kaputt gebombt. Die wenigen Überlebenden bevölkern eine äußerst karge Einöde, die verdächtig nach der Kiesgrube um die Ecke aussieht. Bei Dorfkinder weckt das spontan nostalgische Erinnerungen. Als wäre das nicht schon alles hart genug, machen One (Allzweck-Waffe George Eastman, Man-Eater – Der Menschenfresser) und seine Templers (nein, nicht Templer, sondern wirklich Templers, nicht das es zu Verwechslungen kommt) Jagd auf alles und jeden. Präferierte Tötungsart: Die Opfer mit phallischen Riesenspeeren penetrie…ähm, aufspießen. Gerne auch unterhalb der Gürtellinie. Können die ja nichts dafür, wenn die so tief angebracht wurden. Doch einer lässt sich offenbar nicht so gerne in den Sack pieken: Scorpion (im Gegensatz zu dem wie immer auf Endstufe chargierenden Eastman schon etwas fade: Giancarlo Prete, Der Tag des Falken) lässt noch schnell die Karre von seinem 9jährigen KFZ-Meister auf Vordermann bringen (irgendwer muss ja die menschlichen Ohren vom Kühler kratzen), rettet und knattert nebenbei die fesche Alma (Anna Kanakis, Wild trieben es die alten Hunnen) und verbündet sich mit der einzigen männlichen Hete, die er dann doch noch aufspüren kann: Dem vitalen Muskelprotz Nadir (Fred Williamson, From Dusk Till Dawn) mit seinem flotten Flitzebogen.

„Seit sich die Templers in der Gegend rumtreiben, werden die Frauen immer seltener“.

Na, woran das wohl liegen mag? Sagenhaft, was Regie-Tausendsassa Enzo G. Castellari (Keoma – Das Lied des Todes) da schon wieder auf die Menschheit loslässt. Offensichtlich euphorisiert durch den Erfolg seiner beiden The Riffs-Streifen wird es hier nochmal eine Stufe absurder, aber auch noch schäbiger in Bezug auf das ganze Drumherum. „Normale“ Filmfans werden sicher schnell abgeschreckt durch das lumpige Erscheinungsbild. Eindeutig an einer einzigen Location mit Baggersee-Ambiente gedreht, bei der vermutlich nur die Kamera mal woanders hingestellt oder die spärlichen Kulissen von links nach rechts geschoben wurden. Kostüme und Requisiten sehen oftmals aus wie selbstgebastelt oder schon zu oft verwendet und wenn man kein Geld für optische Special Effects hat, unterlegt man Actionszenen einfach nur mit ein paar cartoonesken Zischs und Zaschs auf der Tonspur, dann kann man sich wenigstens vorstellen, was es eben nicht zu sehen gibt. Man muss sich nur zu helfen wissen. Wäre das alles besser produziert könnte Metropolis 2000 sogar ernsthafte Probleme mit der FSK bekommen (also nach heutigem Standard, damals wurde aus Prinzip ja schon alles verteufelt), denn eigentlich geht es hier recht derbe zur Sache. Wenn aber offenkundig ist, dass hier - im besten Fall - nur Schaufensterpuppen unter die Räder kommen (alternativ auch nur ein Sack Altpapier in Menschenform gesprengt wird), ist der „Gore“-Gehalt sicherlich auf für Zartbesaitete erträglich.

Bezogen auf seine alberne Präsentation ist Metropolis 2000 somit maximal als putzig zu bezeichnen, was aber wenigstens eine Form von sympathisch ist. Der Knaller ist jedoch ohne Frage dieser schräge…also Subtext kann man das schon gar nicht mehr nennen. Am Anfang vielleicht noch, doch irgendwann ist Castellari und Co. wirklich alles scheißegal und man lässt im wahrsten Sinne des Wortes die Hosen runter. Wirkt es vorher schon wie eine zickige Dreiecksbeziehung zwischen The One and Only Eastman, dessen eifersüchtigen Toy-Boy Mako (Massimo Vanni, Ein Haufen verwegener Hunde – Inglorious Bastards) und dem unverführbaren Scorpion, wird dieser in einer bald rituellen Zeremonie irgendwann vom Chef persönlich schön anal rangenommen. So. Und spätestens da sind wir an dem Punkt, an dem jeder US-Film vor Schamesröte erstarrt und den Schwanz eingezogen hätte. Metropolis 2000 legt da erst richtig los. Als vor dem Showdown dann ein gigantischer Superbohrer als Waffe gegen die Templers mit den Worten „Das Ding wird ihnen nicht viel Spaß machen, da kannst du sicher sein“ präsentiert wird, läuft man höchste Gefahr sein Bier quer durch den Raum zu prusten. Die Rache folgt auf dem Anus, da wird eiskalt von hinten angebohrt. Fred Williamson beglückt in der Zwischenzeit die armen Frauen in einer christlich verklemmten Siedlung. Muss auf die wirken wie der wahre Black Messia, in dieser Welt ist Frau wohl für jeden schäbigen Popoklapps dankbar. Man selbst sitzt da, reibt sich die Augen und ist in der sonderbaren Lage, gerade einen an sich furchtbar beschissenen Film ganz, ganz hart abzufeiern. Grazie, den Horizont schon wieder ein kleines Stück erweitert.

Fazit

Kackdreister Super-Schund aus Bella Italia, den man einfach nur liebhaben kann. Bei Enzo G. Castellari ist wirklich immer alles möglich. Mal haut der großartige Genre-Knaller raus und mal so einen schrammeligen Billigheimer, der trotzdem über einen unverschämten Unterhaltungswert verfügt. Eine Empfehlung wird hier ausdrücklich nur sehr vorsichtig ausgesprochen. Wer jetzt noch hadert: Ihr seit raus. Der Rest wird seine helle Freude haben.

Autor: Jacko Kunze
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