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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

HIMMEL ÜBER DEM CAMINO schildert die inspirierende Reise von sechs Menschen aus Neuseeland und Australien, die sich auf den historischen, 800 Kilometer langen Pilgerweg durch Spanien begeben, um nach Antworten des Lebens zu suchen.  Der teils beschwerliche Jakobsweg bietet jedem von ihnen die Chance, die Grenzen ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit auszuloten und sich mit den jüngsten persönlichen Verlusten auseinanderzusetzen.

Kritik

Der Jakobsweg ist eine historische Wallfahrt, deren Ursprung im 9. Jahrhundert liegt. Die Hauptroute beginnt in Saint-Jean-Pied-de Port, Frankreich und endet 800 km weiter in Santiago de Compostela, Spanien. Über eine Viertelmillion Pilger wandern jährlich auf dem Jakobsweg. Sie erhoffen sich davon geistiges und religiöses Wachstum. In einem Interview mit dem Priester Father Manny C. Domingo Jr. SDB  heißt es, dass man eine gewisse Leidensfähigkeit braucht, um den Jakobsweg zu meistern. Diese Fähigkeit besitzen wohl alle sechs Protagonisten des Films, denn sie alle tragen unterschiedliche Schicksalsschläge als riesengroßen Ballast mit sich herum, was die Bezwingung des ohnehin nicht einfachen Jakobswegs noch schwerer macht.

Manche von ihnen sehen darin einen spirituellen Weg und jeder Schritt ist für sie ein Mantra für mehr Bewusstsein und Achtsamkeit, die zur inneren Selbstwahrnehmung führen. Für die anderen ist dieser Weg weniger spirituell, sondern ein notwendiger Schritt, den sie gehen müssen, um ihre Verluste und Trauer zu bewältigen. Es geht ihnen nicht um die Selbstverwirklichung, sondern darum ihren Lebensmut wiederzufinden. Der Jakobsweg dient für sie als der Ausweg aus der persönlichen Krise. Sie erzählen ihre persönlichen traurigen Geschichten und verbergen dabei nicht ihre Tränen. Diese Ehrlichkeit und Offenheit, mit der sie über ihr Leben sprechen, macht den Film bewegend, emotional und echt. Man empfindet Mitgefühl mit den Protagonisten und hofft, dass sie ihren inneren Frieden wiederfinden.

„Der Jakobsweg ist wie das Leben. Wir alle haben Hochs und Tiefs, aber ein Schritt nach dem nächsten und du erreichst dein Ziel.“ Auf diesem Weg entsteht Kameradschaft und Freundschaft und freier Austausch über Gedanken, denn die Protagonisten haben das Gefühl fremden Menschen mehr anvertrauen zu können, als ihrem persönlichen Umfeld. Offenbar konnten viele erst mithilfe des Jakobswegs über ihre Gefühle richtig sprechen. Als Zuschauer ist man in dem Moment in gewisser Weise zwiegespalten, denn einerseits fühlt man mit den Protagonisten mit, doch anderseits ist man sich spätestens nach der Hälfte des Films dessen bewusst, dass ihre Geschichten für dramaturgische Zwecke instrumentalisiert werden, sodass die Bezwingung des Jakobswegs nahezu in den Hintergrund tritt.

Die Regisseure ( Fergus Grady und Noel Smyth) legen  den Fokus zu sehr auf die Trauerbewältigung mit der damit zusammenhängenden Aufarbeitung der traumatischen Ereignisse, stets begleitet von der melancholischen Musik. Das nimmt dem Film die Freude und Leichtigkeit und Himmel über dem Camino schlägt einem irgendwann mal aufs Gemüt, weil die armen Protagonisten nur einem Zweck zu dienen scheinen: eine möglichst dramatische Geschichte zu erzählen. Von den Erfolgsbestrebungen gesteuert schlachten die Regisseure die Vergangenheit ihrer "Darsteller" gnadenlos aus, bis sicher kein Auge mehr trocken bleibt. Das hätte man sicherlich viel subtiler machen können, ohne die echten Menschen zu den bloßen Figuren eines Dramas zu degradieren.

Nichtsdestotrotz enthält dieser Film eine  inspirierende Geschichte über vom Leben gezeichnete Pilger, die über ihre Grenzen hinausgehen und sich weder von körperlichen noch psychischen Beeinträchtigungen abhalten lassen, immer weiterzugehen, um ihre Ziele zu erreichen. Der Film ist allerdings eher schwere Kost und richtet sich nur an eine bestimmte Zielgruppe, nämlich an die älteren Menschen. Natürlich ist es eine große Leistung, die sie vollbringen und es ist selbstverständlich bemerkenswert, was sie erreichen, aber man hätte sich trotzdem  jemanden gewünscht, der den Jakobsweg als Abenteuer und Herausforderung sieht und nicht als etwas, was dauerhaft Schmerz verursacht.

Die Regisseure setzen die kleineren und größeren Wehwehchen gekonnt in Szene und obwohl der Film „Der Himmel über dem Camino“ heißt, treten die wunderschönen Landschaftsaufnahmen und Sonnenaufgänge eher in den Hintergrund. Auch von den Orten bekommt man nur wenig mit. Man konzentriert sich viel mehr auf die Pilger, die hin und wieder sogar fröhliche Momente erleben, die jedoch in der melancholischen und schwermütigen Atmosphäre des Films vollkommen untergehen.

Fazit

"Himmel über dem Camino" ist eine persönliche und emotionale Doku über das Bewältigen des Jakobswegs durch 6 ältere Protagonisten, deren Schicksalsschläge vom Regisseur gnadenlos zu dramaturgischen Zwecken ausgeschlachtet werden. Der Film setzt den Fokus stark auf die Trauerbewältigung und schafft es beim Zuschauer starke Empathie für die sympathischen Protagonisten zu entwickeln. Insgesamt richtet sich der Film jedoch eher an die älteren Semester. Wer eine fröhlich-beschwingte Selbstfindungsdoku erwartet, kommt nur selten auf seine Kosten.

Kritik: Yuliya Mieland

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