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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Wunderheiler Gregory Wolfe rettet dem Sohn eines Politikers durch seine übernatürlichen Fähigkeiten das Leben und schleicht sich somit in dessen inneren Kreis ein. Nicht zu durchschauen pendelt er zwischen selbstlosem Engel und intriganten Teufel, wer oder was ist dieser Harlequin?

Kritik

„Jeder sollte seinen eigenen Gregory haben!“

Nachdem Der Tag nach Halloween, die erste Zusammenarbeit von Regisseur Simon Wincer (Free Willy – Ruf der Freiheit) und Autor Everett De Roche (Storm Warning), nicht den erhofften Erfolg brachte, probierten sie sich ein Jahr später mit Harlequin erneut an einem gemeinsamen Projekt. Eine Low-Budget-Produktion, die aufgrund dessen einige Kompromisse eingehen musste. Das ursprüngliche, fast epische Script von De Roche wurde massiv gekürzt und statt der anvisierten Hauptdarsteller David Bowie (Begierde) und Orson Welles (Der dritte Mann) musste auf Robert Powell (Asylum – Irrgarten des Schreckens) und David Hemmings (Profondo Rosso – Die Farbe des Todes) umgesattelt werden. Ein potenzieller Genickbruch für eine ambitionierte, aber auch bei der Realisierung aller Wunschgedanken sehr gewagte, experimentelle Produktion? Nicht unwahrscheinlich und rückwirkend nur umso spannender, was mit Bowie (für diese Rolle wie aus Elfenbein handgeschnitzt), Welles und dem Original-Script da für eine Brecher entstanden wäre. Oder vielleicht auch genau deshalb scheitern könnte. Denn der letztlich entstandene Harlequin ist (auch oder eventuell nur so) eine leicht exotische, leicht abstrakte und überaus clevere Genre-Perle, die mit den Jahren beinah unbemerkt wie unberechtigt durch den B-Movie-Gulli gespült wurde.

Wie aus dem Nichts erscheint der sonderbare Gregory Wolfe (Powell) auf der Bildfläche bzw. vor dem Schlafzimmerfenster der neunjährigen, an Leukämie im Endstadium erkrankten Politikersohns Alex. Sein Vater, Senator Nick Rast (Hemmings), ist nach dem plötzliche Tod seines ärgsten Kontrahenten auf dem Weg an die Spitze, ausschließlich fokussiert auf die Karriere und mit einer sachlich-kalten Pragmatiker-Schnauze ausgestattet, während seine aufopferungsvoll bemutternde, verzweifelte und nicht mal sonderlich geheimgehalten-betrogene Ehefrau Sandra sich nur noch um das Wohl des totkranken Sohns kümmert. Was der schräge Kautz dort zu suchen hat und warum er bei so einem engmaschig bewachten Wohnsitz nicht sofort mindestens angeschossen wurde ist relativ schnell egal, denn seine pure Anwesenheit lässt den medizinisch abgeschriebenen Alex wie von Zauberhand genesen. Der Krebs ist wie weggeblasen, der Junge regeneriert entgegen jeder Prognose prächtig und somit bleibt dem schon längst entrückten Paar kaum eine andere Möglichkeit, als den bizarren Zaungast selbst bar jeglicher empirischer Logik und den unermüdlichen Ratschlägen des irritierten Gefolges in den Schoß der nur zum Schein aufrecht erhaltenen Familie aufzunehmen. Was bald schon befremdliche Züge annimmt.

Der Wolf im Schafspelz verfolgt offenbar andere Ziele als reine Gutmütigkeit, unterwandert die brüchige Beziehung und wird für sie so begehrenswert-unentbehrlich wie für ihn konkurrierend-gefährlich. Auf mehr als nur privater Ebene, als wenn das nicht schon genug wäre. Wie eine subversive Albtraum-Version aus Mary Poppins, Rasputin-Legende (der sich nicht am Zarenhof, sondern im modernen Herrscherpalast mittels manipulativer Fähigkeiten einnistet), ernsthaft-relevanten Politthriller, Ehedrama und psychotisch-paranoiden Schauerstück versucht sich Harlequin an einem anspruchsvollen wie doppeldeutigen Mystery-Crossover und wuppt diese riesige Hürde erstaunlich spielend. Die Handschrift des oft unterschätzten Everett De Roche ist selbst in seiner gestauchten Drehbuchadaption unverkennbar. Unruhig, lauernd wie in Long Weekend, manchmal tangierend an der schaurigen Atmosphäre von Das Omen oder Die Vögel mit leichten, assoziativen Situationen in deren Richtung, hantiert das Script im weiteren Verlauf wahnsinnig geschickt mit den Möglichkeiten der perfekten, aber durchaus zu entblößenden Illusion und dem unerklärlichen Element. Politische Intrige, Fluch, Segen, Horror, Wunder oder diabolisch-hypnotischer Taschenspielertrick, was zum Teufel ist hier los? Der smarte Aufbau gipfelt in ein dynamisches, sich stets windendendes und ambivalent auslegbares Finale, das letztlich nur eines klar heraus kristallisiert: Family First. Wer das nicht beherzigt, hat so oder so verloren.

Fazit

Ein vergessenes Prachtstück aus Down Under, deshalb aber nicht der Ozploitation-Welle zuzuordnen. „Harlequin“ funktioniert als anonymes Grusel-Märchen, losgelöst von Handlungsort und Zeitrahmen, fast noch mehr als Polit-Parabel und Familien-Sezierung, mit klassischen Bezügen. Eine ungewöhnliche, faszinierende Mischung, deren Gelingen alles andere als selbstverständlich ist und in der Form höchsten Respekt abverlangt.

Kritik: Jacko Kunze

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