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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Ein umherstreifender Ronin bittet darum, in einem angesehenen Haus Harakiri begehen zu dürfen um dadurch ehrenvoll aus der Welt zu gehen. Die ansässigen Samurai wittern jedoch einen Trick um an Nahrung oder Geld zu kommen und den Selbstmord dann abzusagen, um ein Exempel zu statuieren zwingen sie den Ronin dazu sich mit seiner eigenen Klinge, einem Schwert aus Bambus, umzubringen. Kurz darauf kommt ein weiterer Samurai und bittet um einen Ort für seinen rituellen Selbstmord, er lässt sich auch von der Geschichte seines Vorgängers nicht verunsichern, vielmehr scheint er diesen sogar gut gekannt zu haben. Er erzählt seine Geschichte.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Selbstaufopferung, Loyalität, Tapferkeit und der Einsatz für Wehrlose. Das alles sind Werte, die im traditionellen Ehrenkodex des Samurai-Standes im japanischen Mittelalter verankert sind und noch heute gelten Samurai im historischen Sinne als äußerst loyale und ehrenvolle Krieger. Ein wichtiger Bestandteil in der Ideologie der Samurai ist der rituelle Selbstmord, Seppuku oder auch Harakiri genannt. In Masaki Kobayashis („Barfuß durch die Hölle“) Samuraifilm „Harakiri“ spielt diese Praxis, die in ihrer ursprünglichen Bedeutung durch ihre Durchführung die Ehre eines Samurai erhält, eine zentrale Rolle. Doch ist es dem japanischen Regisseur keinesfalls daran gelegen, die Samurai zu ehrenvollen Kriegern zu erheben, sondern vielmehr entblößt er deren Rang und Ansehen als bloße Fassade. Ein letzter Abgesang, ein Anti-Samuraifilm, der dem gängigen Bild aus historischen Überlieferungen und künstlerischen Werken widerspricht.

In ihrem Kern ist die Handlung des Films eigentlich merklich simpel, es ist ihre unmissverständliche Aussage und die ausgeklügelte Erzählstruktur, die sie zu einem meisterlichen Konstrukt macht. So spielt sich ein Großteil der Geschichte in dem Innenhof eines ehrenwerten japanischen Hauses ab und erinnert dadurch stark an ein Kammerspiel, entscheidend für den Verlauf sind jedoch in der Vergangenheit liegende Ereignisse. Immer wieder verändern Erzählungen von vorausgegangenen Geschehnissen die Ausgangslage, nach und nach entblättert sich die komplette Tragweite der Geschichte und immer wieder rücken Flashbacks die aktuelle Entwicklung in ein anderes Licht. Dadurch bleibt der Ausgang bis zum Ende ungewiss, Kobayashi nutzt diese Struktur um durchgehend Spannung zu erzeugen und den Verlauf des Films in optimaler Geschwindigkeit zu entfalten.

Doch vermag Kobayashis Meisterwerk nicht nur inhaltlich zu glänzen, sondern ist auch formal in einer solchen Kunstfertigkeit inszeniert, dass man sich nur vor dem Schöpfer des Films verneigen kann. Perfektion ist ein schwerwiegender Begriff, aber an dieser Stelle scheint er angebracht. Jede Szene, jede Bildkomposition scheint bis ins Detail geplant zu sein, Kamera, Figuren und Objekte, alles hat seinen vorgegebenen Platz und im Zusammenspiel ergibt sich ein atemberaubendes Gesamtbild. Kobayashis Regie ist langsam, seine Wirkung entfaltet sich nur schleichend, aber dennoch spürt man von Beginn an seine Vision und die visuelle Kunstfertigkeit mit der er diese umsetzt. Ruhige schwarz-weiß Bilder, die von einer ausdrucksstarken Bildsprache und einem eindrucksvollen Gespür für effektive Inszenierung zeugen.

Was nach dem Film bleibt ist aber nicht nur seine ausgeklügelte Erzählstruktur und seine grandiose Inszenierung, sondern vor allem seine Aussage, ein letzter Abgesang auf die Ehre der Samurai. Unmissverständlich macht Kobayashi deutlich, dass diese, falls sie je existiert hat, schon längst vergangen ist. Spätestens wenn das Wappen des Hauses mit Blut bespritzt und die abgeschnittenen Zöpfe der vormals ehrenhaften Krieger im Dreck liegen, wird dem Zuschauer bewusst wie verkommen und falsch das System wirklich ist, wie auch in einem der letzten angesehenen Häuser die Ordnung und der äußerliche Eindruck nur ein glanzloser Schein ist, ein innerlich verkommenes Gerüst, versteckt hinter einer hübschen Fassade. Und auch der namensgebende Freitod, eigentlich ein freiwilliger Ausweg um die eigene Ehre zu bewahren, wird seiner ursprünglichen Bedeutung komplett entfremdet, wenn er mit einer Bambusklinge und unter schmerzverzehrtem Geschrei erzwungen wird.

Fazit

Was Masaki Kobayashi mit „Harakiri“ geschaffen hat, ist nicht weniger als einer der besten Filme aller Zeiten. In seiner visuellen Kunstfertigkeit enttarnt er die traditionelle Ehre der Samurai als bloße Illusion, demaskiert festgefahrene Strukturen und schafft es zeitgleich eine unglaublich spannende und fesselnde Geschichte zu erzählen. Der Film ist ein letzter Abgesang auf das traditionelle Bild der Samurai, in gewisser Weise ein Schlussstrich und wäre es wirklich der letzte Samuraifilm gewesen, dann hätte man sich wohl nicht beschweren dürfen, denn eigentlich hatte das Genre danach alles erzählt, was es zu erzählen hatte.

Kritik: Dominic Hochholzer

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