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Quelle: themoviedb.org
Big gunda

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Inhalt

Gunda ist ein echtes Schwein. Die Protagonistin der Tierdokumentation kümmert sich liebevoll um ihren Nachwuchs und geht mit ihnen auf Entdeckungsreise, dann zieht sie sich zurück und schöpft Kraft. Vorsichtig nähert sie sich der Kamera. Weiß sie um ihr Schicksal? Was mag sie denken? 

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Vergesst den Berlinale-Bären. Offizielles Maskottchen des diesjährigen Festivals ist die einnehmende Titelfigur eines filmischen Essays, in dem der Mensch bewusst zurücktritt, um die Bühne ganz den Tieren zu überlassen. Scheinbar. Die formelle Schlichtheit der Schwarz-Weiß-Aufnahmen, der einnehmende Naturalismus der Beobachtungen, vor allem jedoch der äußere Purismus der Dokumentation stehen im Kontrast und manchmal im Widerspruch zum ästhetischen, konzeptuellen, pädagogischen und nicht zuletzt ethischen Gewicht des moralischen Appells in Form eines differenzierten Tierporträts.

Dessen zentrale Persönlichkeit ist die Sau Gunda, die sich auf dem ländlichen Schauplatz in Norwegen um ihre Ferkel kümmert. Während der neugierige Nachwuchs die naturnahe Bauernhofwelt erkundet, stellen sich Gundas Nachbarn vor. Das Muhen der Kühe, Fiepen, Hühnergegacker und Grunzen sind die einzige Kommunikation, die Victor Kossakovsky (Sreda) in seiner visuellen Komposition zulässt. Weder Hintergrundkommentar, noch Textpassage oder Dialog, nicht einmal Musik ergänzt die Einblicke in Gemeinschaftsverhalten und Emotionen, die den menschlichen an Tiefe nicht nachstehen.

Die Bilder sollen für sich sprechen. Das tun sie - zu denen, die verstehen wollen. Gundas Lebensbedingungen sind paradiesisch im Vergleich zu Kastenstand, Bodenhaltung und Milchfabriken. Die Tragik der Szenen liegt in ihrer Notwendigkeit, um Empathie für Gundas Spezies zu wecken. Ein Umdenken der speziesistischer Gesellschaft ist erklärtes Ziel Kossakovskys, der über seinen missionarischen (selbst)Enthusiasmus ausblendet, dass es den Menschen nicht am Wissen mangelt, sondern am Willen. Härtere Bilder, Worte und Taten wären da angebrachter.

Fazit

Seine motivische Trilogie beschließt Victor Kossakovsky mit einer sorgsamen Betrachtung tierischer Empfindsamkeit und Klugheit. Zärtliche Momentaufnahmen vermitteln die Individualität von Schweinedame Gunda und ihren Gefährten, ohne sie zu verniedlichen. Doch der inszenatorische Minimalismus ist auch Fallstrick des Essays, das medial und politisch propagierte Zerrbilder von tierfreundlicher Landwirtschaft ungewollt festigt. Die Norm für sogenannte Nutztiere ist eine Fabrikhölle, in der Sterben eine Erlösung ist. Doch damit wird das Publikum nie konfrontiert. Gunda eines Tages vielleicht schon.

Kritik: Lida Bach

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