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Quelle: themoviedb.org

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Nicht selten in der Historie des Kinos wurde das Coming-of-Age von Figuren im High-School-Alter mit Elementen der Fantastik kombiniert. So wurde etwa der Konflikt zwischen juveniler Rebellion und erwachsener Strenge in Brian De Palmas Science-Fiction-Schocker „Teufelskreis Alpha“ (OT: „The Fury“) eindrucksvoll visualisiert, indem eine übersinnlich begabte Jugendliche eine Autoritätsperson mit ihrem aufbegehrenden Verhalten zum Explodieren brachte – nicht nur im übertragenen Sinne, wohlgemerkt. Ähnlich drastisch hatte De Palma bereits in „Carrie“ vom Jugendthema „Mobbing“ – bzw. von der Rache einer schikanierten jungen Außenseiterin – mit den Mitteln des Horrorfilms erzählt. In aktuellen Fantasy-Romanzen wie „Beautiful Creatures“ dienen Motive des Übernatürlichen wiederum dazu, auf schwarzromantische Art und Weise die Identitätssuche sowie das große Glück und den tiefen Schmerz der ersten – und in diesen Werken stets *einzigen* – Liebe der adoleszenten Filmheldinnen und -helden zu vermitteln.

Kritik

Der Regisseur Javier Ruiz Caldera und die Drehbuchautoren Cristóbal Garrido und Adolfo Valor präsentieren den bewährten Mix aus Teenagerkino und Fantastik nun in Form einer unterhaltsamen, zugleich klugen sowie nachdenklichen Fantasy-/Horror-Dramödie. Ihre Schöpfung „Ghost Club – Geister auf der Schule“ (OT: „Promoción fantasma“) handelt von zwei Schülerinnen und drei Schülern, die im Jahre 1986 bei einem Feuer in der Schulbibliothek starben und seither als Geister auf dem Schulgelände ihr Unwesen treiben. Ehe das garstige Tun der jugendlichen Spukgestalten in den Blick genommen wird, lernt der Zuschauer aber erst einmal Modesto (Raúl Arévalo) kennen. Modesto ist ein schüchterner Lehrer mit einer außergewöhnlichen Gabe – denn das Zitat „I see dead people“ aus dem modernen Filmklassiker „The Sixth Sense“ könnte auch von ihm stammen! Und wie schon der kleine Cole aus M. Night Shyamalans Grusel-/Psychodrama leidet Modesto zutiefst unter seiner Fähigkeit der Wahrnehmung toter Menschen. Zu High-School-Zeiten (die bekanntlich per se peinlich-strapaziös sind) sah er sich durch seine Gabe auf eine Outsider-Rolle verwiesen, was eingangs in einer tragikomischen Prom-Night-Sequenz schmerzlich aufgezeigt wird; im Erwachsenenalter ist er nun ein psychisches Wrack, das einen (leider ausnehmend inkompetenten) Psychiater (Joaquin Reyes) aufsucht, um von seinem vermeintlichen Wahn geheilt zu werden. Als der bis dato beruflich recht erfolglose Modesto jedoch eine Stelle an der Monforte-Schule antritt, bittet ihn die verzweifelte Direktorin Tina (Alexandra Jiménez) um Hilfe in Sachen Geisterkommunikation. In der Bildungs­stät­te spukt es – und die Schließung des Hauses droht. Rasch ist klar, dass die einstigen Brandopfer als Geister in der Monforte umgehen: der draufgängerische Bad Guy Dani (Alex Maruny), der athletische Jorge (Jaime Olías), der freakige Pinfloy (Javier Bódalo), das Mauerblümchen Ángela (Anna Castillo) sowie die High-School-Prinzessin Mariví (Andrea Duro). Vom toten Vater seines Psychiaters (Luis Varela) erfährt Modesto, dass sich die fünf verstorbenen Teenager noch immer im Diesseits aufhalten, weil es für sie vermutlich noch eine unvollendete Aufgabe zu bewältigen gibt. Der Lehrer beschließt, der Geisterbande dabei zur Seite zu stehen – und er hat gar so etwas wie einen Plan! Dies mag erschreckend banal klingen und zudem an die Erzählformel erinnern, derer sich die Mystery-Serie „Ghost Whisperer“ (mit Jennifer Love Hewitt) über fünf Staffeln hinweg wenig variantenreich bediente. Das „Ghost Club“-Filmteam schlägt aus jener Erzählung aber einiges an Witz und bringt ein Werk hervor, welches über ein zügiges Tempo sowie eine hohe Gag-Dichte verfügt – und noch weit mehr als ein luftig-lockerer Spaß ist. Der Film kann zunächst einmal als Parodie auf die Teeniekomödien und -gruselstreifen der Siebziger-, Achtziger- und Neunzigerjahre begriffen werden. Die Drehbuchautoren verwenden in ihrer Zeichnung der fünf jungen Anti-Helden bewusst die Typologie, die im Adoleszenzkino genreübergreifend (im Besonderen jedoch in High-School-Comedies und -Dramedies sowie in Slasher Movies) gebräuchlich ist. Eine Zuspitzung erfährt die stereotype Charakterzeichnung durch das Kostümdesign: In bester „Breakfast Club“-Tradition werden die Persönlichkeiten der Figuren über ihre Outfits klischeefroh zum Ausdruck gebracht. „Ghost Club“ zitiert weidlich den Youth-in-Revolt-Kultfilm „The Breakfast Club“ (1985) von John Hughes – gar komplette Sequenzen, wie z.B. der Tanz in der Bibliothek, werden übernommen –, und auch andere wohlbekannte Kinomomente werden verarbeitet, etwa eine Passage aus dem bereits erwähnten Horrorkunstwerk „Carrie“. Dennoch handelt es sich hier nicht um eines der vielen Spoof Movies, die im Zuge des Erfolges von „Scary Movie“ entstanden sind. Veralberungen wie „Not Another Teen Movie“ oder „Date Movie“ bestehen zumeist aus einer Abfolge von nachgestellten und in die Überdeutlichkeit getriebenen Szenen aus Genre-Hits, dargeboten von Akteuren, die entfernte Ähnlichkeit mit den Stars der Originalwerke besitzen. Sich das anzuschauen, ist – freundlich gesagt – stets ein ziemlicher Jammer: lieblos aneinandergereihte Zoten bilden die humoristische Grundlage; die Auswahl der zitierten Vorbilder mutet willkürlich an; und die Geschichte sowie die Figuren der Spoof Movies entwickeln keinerlei Eigenständigkeit. Obgleich sich im Œuvre des „Ghost Club“-Regisseurs mit „Super Drama Movie“ (OT: „Spanish Movie“) ein Film solcher Art findet, erschöpft sich „Ghost Club“ nicht im Kopieren und Verulken von Kinoklassikern, sondern nutzt das Bekannte (und mittlerweile zum Klischee Gewordene) als Basis für ein originelles Selbstfindungsstück. Bisweilen mag der Humor zwar ins Laute und Schrille, gar ins Derbe und Vulgäre abdriften (und bezeichnenderweise sind all jene Momente im Trailer des Films zu sehen), in erster Linie setzen die Macher aber auf gut gelungenen Anarcho-Humor und auf das Komiktalent der Schauspieler. Neben den nicht allzu geschmackssicheren Eighties-Kleidungsstücken und -Frisuren der Clique bereitet obendrein die Musik ein nostalgisches Vergnügen: Der Film schöpft aus dem herrlich trashigen Liedgut vergangener Dekaden – u.a. kommen „Total Eclipse of the Heart“ von Bonnie Tyler und „Saturday Night“ von Whigfield zum Einsatz. Im Gegensatz zu den Verantwortlichen der Spoof Movies geht das „Ghost Club“-Team liebevoll mit den Hauptcharakteren um; die Schadenfreude beschränkt sich auf karikaturesk konzipierte Nebenfiguren wie den Vorsitzenden des Elternrates (Carlos Areces). Auch wird das erzählerische Potenzial erkannt, welches in der Situation der fünf Teenager steckt. Die Fülle von irritierenden Eindrücken und das daraus resultierende Irrewerden an einer nicht verstehbaren Welt, das jeder Mensch aus seiner Jugend kennen dürfte, kann in Bezug auf die Geister-Gang um ein Vielfaches gesteigert werden: So sind etwa die Idole ihrer Zeit (Michael Jackson!) inzwischen tot, ihr einstmals cooles Vokabular ist hoffnungslos out, die Mode hat sich gewandelt – und die Menschen umso mehr. Bei allem komödiantischen Elan und sanften Grusel – z.B. einer Séance, einem schwebenden Skelett sowie diversen fliegenden Büchern und Heftgeräten – schlägt das Werk ernste, tragische Töne an: Ausgrenzung, Freundschaft, Schuld und Vergebung werden thematisiert; im Kern geht es um die Herausforderungen, denen sich Personen an der Schwelle zum Erwachsenwerden zu stellen haben: „Ghost Club“ ist eine Entwicklungsgeschichte (mit ein paar durchaus ungeahnten Handlungsverläufen), an deren Ende gleichwohl nicht der Übertritt in die Erwachsenenwelt, sondern der ins Jenseits steht. Zwischen dem Geist Jorge und dem Goth Girl Elsa (Aura Garrido) kommt es außerdem zu einer Love Story, die glücklicherweise weniger kitschig und weniger keusch in Szene gesetzt ist als etwa die Beziehung zwischen der trübsinnigen Bella Swan und dem edelmütigen Vampir Edward Cullen aus der „Twilight Saga“. Während diese eine Liebe feiert, die dank Vampirisierung bis in die Ewigkeit verlängert wurde, ist „Ghost Club“ ein Appell, das oft viel zu kurze Leben nach Kräften zu nutzen.

Fazit

„Ghost Club“ hat Humor, Herz und Klasse. Der Amüsier- und Anrührfaktor ist dank der zahlreichen Einfälle, der sympathischen Hauptfiguren und der gut aufgelegten Darsteller überaus hoch. Nur selten rutscht die Inszenierung ins allzu Überdreht-Alberne ab. Wenn man als Zuschauer die Figuren eines Films so lieb gewinnt, dass man gerne noch mehr Zeit mit ihnen verbracht hätte, hat das Filmteam wohl unzweifelhaft etwas sehr richtig gemacht!

Kritik: Andreas Köhnemann

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