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Quelle: themoviedb.org
Big aitokibou omote

Kritik

Auch 2013 wurde in der japanischen Filmlandschaft deutlich: Fukushima ist nicht vergessen. Zwar versucht die Regierung alles, um der Bevölkerung den Status Quo vorzugaukeln, doch lässt sich längst nicht jeder davon blenden. So auch nicht Regisseur Hiroshi Kanno und Autor Junichi Inoue, die mit ihrem Generationsdrama "Fukushima – A Town of Love and Hope" die Geschichte einer Familie erzählen, die sich über 70 Jahre mit der nuklearen Energie zu kämpfen hatte. Eine Geschichte vor, während und nach dem Erdbeben die zeigt, dass das Atomkraftwerk in Fukushima nicht erst seit der Katastrophe ein Konstrukt aus Lügen und Gefahr darstellt, ein Konstrukt das nicht nur von den Betreibern sondern auch von der Regierung trotz des Unglücks weiter aufrechterhalten wird.

Filmemacher die sich Fukushima annehmen wollen zumeist die verheerenden Folgen und  entstandenen Schicksalsschläge bildhaft darstellen, das unfassbare Vorgehen der Regierung anprangern oder einfach einen Film im Kontext einer der schlimmsten Katastrophen der jüngeren Geschichte drehen. Dass es nach gut 3 Jahren und dutzenden Filmen noch immer neue Wege gibt, sich der Thematik zu näheren, zeigen uns die Macher von "Fukushima – A Town of Love and Hope". Der Film nimmt sich dabei nicht nur der aktuellen Situation an, sondern geht weit in die Vergangenheit um aufzuzeigen, dass Fukushima nicht erst nach dem Erdbeben ein Problemkind ist. Dabei erzählen sie die Geschichte in vier ineinander verwobenen Zeitebenen:

1945: Der 15 Jährige Hideo lebt in Fukushima, das weitestgehend vom Krieg verschont bleibt. Er wurde vom Militär einberufen um in einer Mine nahe Fukushima zu arbeiten. Militäroffizier Kato, der eine Affäre zu Hideos Mutter unterhält, eröffnet dem Jungen, dass durch ihre Arbeit der Bau einer neuartigen Bombe möglich sei - der Atombombe.
1966: Die 16 Jährige Aiko jobbt in einer Snack Bar in Fukushima anstatt zur Schule zu gehen. Der Grund dafür ist ihr Vater, der nicht nur seinen Job verloren hat sondern auch von den Dorfbewohnern gemieden wird, weil er sich gegen den Bau eines Atomkraftwerkes ausspricht. Akio's Freund Kenji macht sich große Sorgen um sie und weiß nicht mit ihr umzugehen, denn seine Eltern unterstützen den Bau.
2011: Kurz vor dem Erdbeben beginnt die nun 60 Jährige Aiko sich für Facebook zu interessieren. Ihre Enkeltochter Rei bringt ihr bei es zu benutzen. Durch Facebook kann Aiko wieder Kontakt zu ihrem Jugendfreund Kenji knüpfen und ihn nach 45 Jahren das erste mal wieder treffen.
2012: Ein Jahr nach der Katastrophe lebt die 16 Jährige Rei in Shibuya, Tokio und verkauft ihren Körper für Geld. Das Mädchen musste nach der Dreifachkatastrophe in die Hauptstadt umsiedeln und kann sich als Fremde nur schwer an das Leben in der großen Stadt gewöhnen. Eines tages weckt der junge Sawada ihr Interesse, er sammelt Spenden für Fukushima.

Alle vier Episoden unterscheiden sich nicht nur inhaltlich, sondern auch inszenatorisch. Regisseur Hiroshi Kanno versucht die Eigenheiten jeder einzelnen Generationen auf den Punkt genau zu treffen und nutzt dazu alle Mittel, die ihm zur Verfügung stehen. So sind Kostüme und Settings stets der jeweiligen Zeit angepasst und auch die Darsteller um eine realistische Darstellung bemüht. Außerdem wird noch die Farbgebung, das Licht und vor allem die Kamera genutzt, um Unterschiede zwischen den Zeitebenen zu kennzeichnen. Das hilft nicht nur die verworrenen Erzählstränge besser zu entwirren, sondern gibt dem Film eine angenehme Vielfalt, die den Genuss des Zuschauens um ein vielfaches erhöht.

"Nuclear energy: A brighter future awaits."

Hiroshi Kanno stammt selbst aus Fukushima und widmet den Film seinem an Krebs verstorbenen Vater, der lange Jahre im Kraftwerk gearbeitet hat. Dieser ist auch zeitgleich die Motivation gewesen, sich einem solchen Film anzunehmen. Zusammen mit Autor Junichi Inoue erschafft er eine eindrucksvolle Geschichte die nicht nur das Vorgehen der Regierung und Bevölkerung rund um die Dreifachkatastrophe kritisiert, sondern viel mehr noch die Versäumnisse, die Japan seit über 70 Jahren plagen aufzeigt. Eine Regierung, die weiter nukleare Energie ausbaut. Ein Volk, dass von seiner Regierung vernachlässigt wird. Die Manipulation der Regierung im zweiten Weltkrieg, die das Volk daran glauben lies, Japan wäre den Gegnern überlegen. Eine Gesellschaft, die mehr Wert auf ihre Industrie als auf die Freiheit der Individuen legt. Der Wahnsinn der Menschen, der zu Krieg führt und der Wahnsinn der Menschen, die auf das fortbestehen der Nuklearen Energie beharren. Ganze 70 Jahre nach dem Krieg weist das Vorgehen nach Fukushima erschreckende Ähnlichkeiten zur damaligen Struktur Japans auf. Die Versäumnisse der einen Generation werden an die nächste Vererbt und es scheint so, als sei ein Ausweg aus diesem Teufelskreis unmöglich.

Trotz seiner inszenatorischen Stärken und thematischen Wichtigkeit verpasst es der Film an einigen Stellen zu unterhalten. Das ist zum einen der recht wirren Erzählstruktur geschuldet, die dem ganzen eine gewisse Schwere und länge verleiht, zum anderen aber auch den Episoden um 1945 und 1966, die nicht nur sehr zäh erzählt werden, sondern auch einen weitaus weniger interessanten Inhalt haben als die Zeitebenen um das Erdbeben.

Fazit

Es kann nicht genug Filme über Fukushima geben! "Fukushima – A Town of Love and Hope" ist sicher kein perfekter Film, doch aber einer mit einer wichtigen Botschaft.

Kritik: Tobias Bangemann

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