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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Touda träumt nur von einem: eine Sheikha zu sein, eine traditionelle marokkanische Künstlerin, die von den Texten der kämpferischen Dichterinnen, die vor ihr lebten, gestärkt wird - mit ihren Liedern über Widerstand, Liebe und Emanzipation. Touda, die jeden Abend in den Bars der Provinz unter den lüsternen Blicken der Männer auftritt, plant, ihre kleine Stadt zu verlassen und in die hellen Lichter von Casablanca zu ziehen, wo sie hofft, als echte Künstlerin anerkannt zu werden und eine bessere Zukunft für sich und ihren Sohn zu sichern.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Touda lacht. Sie singt und tanzt. Sie wird angehimmelt. Dann wird sie vergewaltigt. Titeleinblendung: Alle lieben Touda. Drastischer und eindringlicher hätte Regisseur (Whatever Lola Wants) seinen neuen Kinofilm kaum beginnen können. Was bleibt, ist Entsetzen – und eine präzise Anklage. Denn diese Szene erzählt nicht nur von Gewalt, sondern auch davon, wie Sheikas – traditionelle Sängerinnen in Marokko – zugleich bewundert und verachtet werden. Gefeiert als Künstlerinnen, begehrt als Projektionsflächen, herabgewürdigt als Außenseiterinnen.

Sheikas singen meist Volkslieder oder Raï-Musik, oft mit gesellschaftskritischen Untertönen. Sie treten selbstbewusst auf, sprechen Themen an, die sonst verschwiegen werden. Und genau darum geht es auch in diesem Film, den Ayouch gemeinsam mit seiner Ehefrau Maryam Touzani (Das Blau des Kaftans) geschrieben hat. Es ist ein Werk, das weder larmoyante Betroffenheit noch exotisierende Elendsästhetik bedient. Touda wird Glück zugestanden, ebenso Rückschläge – aber nie die Würde genommen.

Die Hauptfigur – großartig verkörpert von Nisrin Erradi (Adam) – ist eine Frau voller Entschlossenheit. Sie hat sich aus der ländlichen Provinz befreit, sorgt eigenständig für sich und ihren taubstummen Sohn Yassine (Joud Chamihy), und bewahrt sich dennoch ihre Leidenschaft für die Musik. Auf der Bühne lebt sie auf, verwandelt sich, schöpft Kraft. Dabei macht der Film klar: Ihre Stärke ist kein Symbol, sondern Realität – geformt durch Erfahrung, Verlust und Selbstbehauptung.

Alle lieben Touda erzählt in Schattierungen. Der Film kennt kein simples Schwarz-Weiß, sondern webt seine Geschichte in Grautönen – durchzogen von Hoffnung, aber nie verklärt. Touda trifft Entscheidungen, die herausfordern. Manche mag man aus mitteleuropäischer Perspektive vorschnell verurteilen, doch sie ergeben im Kontext ihrer Lebensumstände Sinn. Sie will mehr – für sich und ihr Kind. Bildung, Sicherheit, ein Leben jenseits der Enge.

Als sie nach Casablanca aufbricht, setzt der Film einen bemerkenswerten Akzent: Während der Fahrt wird der melancholische Aïta-Gesang zunehmend vom Lärm der Stadt übertönt. Ein leiser, aber wirkungsvoller Kommentar über das Spannungsfeld zwischen Herkunft und Fortschritt. Die Musik ist in diesem Film ohnehin mehr als nur Klang – sie ist Ausdruck, Identität, Widerstand.

Nicht alles gelingt gleich überzeugend. Einige Nebenschauplätze wirken skizzenhaft, manche Übergänge holprig. Doch der Fokus bleibt stets auf Touda – und das ist die große Stärke des Films. Sie steht im Zentrum, kämpferisch, verletzlich, entschlossen. Hauptdarstellerin Erradi verleiht ihr Tiefe und Menschlichkeit, ohne sie zu idealisieren. Sie zeigt eine Frau, die mehr ist als Opfer oder Symbol. Sie ist eine Überlebende – mit Stimme, Haltung und Herz.

Fazit

"Alle lieben Touda" erzählt kraftvoll vom Überleben und Selbstbehaupten einer Künstlerin in einer widersprüchlichen Gesellschaft. Nicht jeder erzählerische Zugriff überzeugt, doch die emotionale Wucht und Hauptfigur hinterlassen bleibenden Eindruck.

Kritik: Sebastian Groß

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