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Inhalt

Der Handelsvertreter Elmer Gantry entdeckt, dass er mit seinem rhetorischen Geschick und seiner Gabe Menschen zu manipulieren es zu mehr bringen kann als zu einem drittklassigen Verkäufer. Er schließt sich der Wanderpredigerin Schwester Falcone an und wird bald ein prominentes Gesicht der Erweckungsbewegung. Im Namen des Herren sammelt er viele Dollar ein und erobert sogar das Herz von Schwester Falcone, bis ihn seine lasterhafte Vergangenheit wieder einholt.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Schwere Aufgaben scheute Regisseur & Drehbuchautor Richard Brooks (Kaltblütig) nie. Schon bei Die Brüder Karamasow oder Die Katze auf dem heißen Blechdach wagte er sich erfolgreich an die Adaption von preisgekrönter Weltliteratur, auf dem Fuße folgte dann noch Elmer Gantry. Der 1927 publizierten Roman des späteren Literaturnobelpreisträgers Sinclair Lewis sorgte seinerzeit für einen mittelschweren Skandal, übte er doch harsche Kritik am religiösen Fanatismus in den USA. Das auch 1960 noch durchaus riskante und diffizile Unterfangen sollte sich für Richard Brooks erneut auszahlen: Sein Film heimste etliche Auszeichnungen ein und er selbst erhielt für das adaptierte Drehbuch einen Oscar. Genauso wie Burt Lancaster (Der Leopard) als bester Hauptdarsteller und Shirley Jones (Zwei ritten zusammen) als beste Nebendarstellerin.

Burt Lancaster verkörpert den titelgebenden Protagonisten, der sich während der Prohibition als Vertreter für Haushaltsgeräte durchschlägt. Einst wegen moralischer Vergehen aus dem Theologiestudium geflogen streift er nun wie ein abgerissener Vagabund durchs Land. Dabei könnte Elmer richtig erfolgreich sein, denn dank seiner mitreißenden, euphorischen Rede- und Überzeugungskunst hängen die Menschen wie gefesselt an seinen Lippen. Finanziell kommt dabei trotzdem nicht viel herum und wenn, wird es postwendend für Whisky und leichte Mädchen wieder auf den Kopf gehauen. In einem kleinen Kaff stößt er auf Schwester Sharon Falcone (Jean Simmons, Spartacus), eine freie Predigerin der Erweckungsbewegung, die das einfache Landvolk in Scharen in ihr Zelt lockt und ihm das Wort des Herren nahebringt. Nicht nur verliebt sich Gantry Hals über Kopf in sie, er entdeckt seine wahre Berufung. Er wird ihr Partner und bald schon überflügelt er sie mühelos. Die perfekte Betätigung für den begnadeten Scharlatan und Bauernfänger, der den religiösen Wanderzirkus aus der Provinz in die kritische Großstadt bringt. Selbst dort fliegen ihm die Herzen und Spendengelder nur so zu, bis ihm in Person der Prostituierten Lulu (Shirley Jones) seine Vergangenheit im wahrsten Sinne des Wortes auf die Füße fällt.

Richard Brooks komprimiert bei seinem Skript die Handlung lediglich auf ein Teilstück des Romans und füllt so trotzdem noch knapp 2 ½ Stunden aus. Dabei fällt unweigerlich einiges unter den Tisch und insbesondere bei der direkten Kritik am Missbrauch religiöser Motive hält er sich deutlich bedeckter. So bezieht er eigentlich nie eigene Stellung zu dem Thema; verteufelt seine Hauptfigur genauso wenig, wie er ihr Absolution erteilt. Dies kann natürlich als großes Makel angesehen werden und ist vielleicht nicht wirklich mutig, wird auf diese recht diplomatische Weise aber geschickt vorgetragen. Der Film zeigt sehr wohl, wie solche Mechanismen funktionieren; wie Glaube und Gutgläubigkeit schnell von manipulativen Phrasendreschern instrumentalisiert werden können und wie sehr Ruhm und Versuchung mit im Ansatz vielleicht doch humanistischen Motiven einhergehen. Nur will er speziell seinen Protagonisten nie zu deutlich in diese Ecke drängen. Irgendwie kommt die Person Elmer Gantry in der Verfilmung viel zu gut weg, es ist unter Strich dann eben doch die typische vom Saulus zum Paulus Thematik. Im Umkehrschluss bleibt aber auch die These, das am Glauben an sich überhaupt nichts verkehrt ist, er eben nur sehr leicht als Werkzeug und sogar Waffe zweckentfremdet wird. Dahingehend ist alles richtig und wahrscheinlich so was wie ein Mittelweg, um den Geist der Vorlage so anzupassen, dass der fundamentalistische Mob nicht gleich mit Fackeln und Mistgabeln die Kinos belagert.

In erster Linie ist Elmer Gantry unzweifelhaft ein Darstellerfilm. Eine maßgeschneiderte, gigantische Bühne für die Rampensauqualitäten von Burt Lancaster. Der bebt förmlich vor Impulsivität und enthemmter Spielfreude. Mit einem anderen Darsteller – oder einer anderen Performance – würde der Film niemals so eine Wirkung entfachen. Lancaster ist wie Jack Nicholson, Al Pacino, Klaus Kinski und Nicolas Cage zu ihren Glanzzeiten und in Personalunion. Kaum zu bändigen und so allgegenwärtig, der spielt alles um sich herum kurz und klein. Er lebt diese Figur und atmet all diese für sie so unverzichtbare Facetten mit jeder Faser seines Körpers. Oft genug musste er in die Röhre gucken, der Oscar für diesen Husarenritt war endgültig unumgänglich. Damit überspielt er sicherlich auch ein Stückweit, dass der Film trotz seiner beeindruckenden Präsentation deutlich mehr hätte wagen können; vielleicht sogar müssen. Das alles mag man beinah vergessen, wenn Big Burt wie ein Tornado über die Leinwand fegt. Irre.

Fazit

Ein mitreißend inszeniertes Epos über religiösen Budenzauber, Manipulation und Bauernfängerei, das diesbezüglich noch etwas zaghaft mehr schildert als wirklich attackiert und Stellung bezieht. Sei es drum, denn sein furioser Hauptdarsteller reißt das Geschehen mit so einer Wucht an sich, da mag man dem Film gerne so manchen Kritikpunkt verzeihen. Im Prinzip wird somit genau das praktiziert, was eigentlich thematisiert wird. Absicht? Womöglich schon. Und wenn nicht: Clever aus der Affäre gezogen. Allein diese (unfreiwillige?) Meta-Ebene macht das Ganze schon mehr als sehenswert.

Kritik: Jacko Kunze

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