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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Arthur Kirkland ist ein junger, idealistischer Anwalt, der sich dem Kampf für oftmals Vorverurteilte gegen das selbstgefällige, bürokratische Justizsystem der USA verschrieben hat. Etwas chaotisch, aufbrausend und nicht immer die Etikette wahrend, steht er damit der eigenen, großen Karriere konsequent im Weg. Bis er ausgerechnet den harten Richter, mit dem Kirkland in einer stätigen Privatfehde liegt, verteidigen soll. Er wird der Vergewaltigung an einem Mädchen angeklagt. Deshalb soll nun Arthur die Verteidigung übernehmen. Das perfekte Beispiel für die Unschuld. Für Arthur ein Karrieresprungbrett, wenn da nicht die Moral wäre.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Bissiges Lehrstück über Moral, die Schwierigkeiten eines Rechtsstaats, in dem jedem eine faire Verteidigung gebührt (wobei „jedem“, „fair“, „Rechtstaats“ dehnbare Begriffe sind) und ein satirischer Fingerzeig auf Mauschelein, Doppelmoral, Willkürlichkeit, Selbstgerechtheit und die persönliche Misere, wenn man zwischen allen Stühlen steht. Arthur Kirkland (von dem jungen Al Pacino in seiner damals noch ausgewogenen Form zwischen leisen Tönen und aufbrausenden Temperament wunderbar verkörpert) kommt in diese prekäre Situation. Als Anwalt steht er eigentlich für Gerechtigkeit, nicht nur auf dem Papier, sondern von seinem Herzen. Die Mühlen der Justiz sind ihm eher ein Dorn im Auge, wie Don Quichote kämpft er gerne gegen träge Windmühlen, anstatt sich ohne Stress und dickem Plus in der Geldbörse von ihnen mitreißen zu lassen. Ein ehrenhafter Mann, etwas ungehobelt, nicht unbedingt beliebt, aber ein Mann, der diesen bereit ist zu stehen. 

Nun soll/muss er genau den Richter verteidigen, der so eisenhart und rücksichtslos die arogante Schiene der „Gerechtigkeit“ fährt, die er sich diesmal selbst als widerlicher Gesetzesbrecher offenbart. Er ist nicht nur mit defektem Rücklicht gefahren, er hat auf eine extrem harte Art rückwärts eingeparkt. Das soll nun die (letzte) Chance für einen Idealisten sein, der eigentlich mit einem breiten Grinsen feiern würde, wenn dieser Mistkerl seinen Thron räumen müsste. Norman Jewison (Rollerball) beginnt seinen Film recht locker und unterhaltsam, der satirische Ansatz kommt eher überdreht und komödiantisch daher, wenn Jack Warden als Richter für Ruhe im Saal sorgt, in dem er die Knarre aus dem Halfter zieht und mit Schüssen in die Decke für Autorität sorgt („Meine Herren, ich muss sie daran erinnern, dass sie in einem Gerichtssaal sind.“). Erst im weiteren Verlauf bekommt seine Farce einen erschreckenden Antrich, nicht in dem er eher extrem überzieht, sondern sich im absolut realen Wahnsinn suhlt. Den alltäglichen Irrsinn so glaubhaft verkauft, dass es jeder nicht nur ernstnehmen kann, sondern es leider muss. Rechtssprechung in einer Klassengesellschaft, die natürlich nicht existiert, wäre ja auch schlimm.

Der Ton wird deutlich ernster, galliger und deshalb wirkungsvoller. Die anfängliche Satire wird zum reflektierten Drama, ohne den Ansatz aus den Augen zu verlieren, in beide Richtungen. Dem schwungvollen Unterhaltungswert wird eine deutlichere Aussage hinzugefügt, wirkt sogar unheimlich. Man kann kaum daran zweifeln, was so in den Räumen der Justiz – und besonders in den Hinterzimmern – vor sich geht. Da wird geschoben, mit zweierlei Maß gemessen, gedreht und gebeugt bis zum Anschlag, Menschen werden wie Schachfiguren hin und her geschoben, Bauernopfer sind Teil der Strategie, solange der König nicht geschlagen wird. Wunderbar besetzt, der schon angesprochene Pacino in seiner Hochphase, die ihn zu einem der besten Darsteller der 70er gemacht hat. Seine impulsive Art wechselt mit bedachten Momenten ab, irgendwann kippte das leider. Heute eher der alte Tränensack oder überdrehte Hampelmann, damals stimmig ausgewogen. Jack Warden, John Forsythe und (wenn auch nur in einer kleinen Rolle) der legendäre Lee Strasberg (quasi Pacinos Lehrer) unterstützen das passend.

Fazit

Klar zeigt „...Und Gerechtigkeit für alle“ Extreme, allerdings sehr konsequent und das bewusst. Satire kann nicht immer nur wizig sein, sie muss in erster Linie ein ernstes Problem anprangern. Das schafft dieser Film. Der Wahnsinn hat ein Zuhause, wo die guten Kerle wohnen. Sollte man annehmen. Wie überall auch, schwarze Schafe gibt es genug und an den richtigen und wichtigen Stellen scheinen sie sich besonders wohl zu fühlen. Manchmal wirkt der Film vielleicht etwas zu wenig homogen, nicht jeder Sprengstoff zündet immer effektiv, insgesamt aber ohne Frage ein mutiges Stück Kino aus der Spätphase, als in Hollywood gerne noch hinterfragendes Material umgesetzt wurde...regelmäßig.

Kritik: Jacko Kunze

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