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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Eine namenlose Frau (Martina Gedeck) fährt auf einen Urlaubsbesuch zu ihrer Cousine und deren Mann, die in einer Hütte in den oberösterreichischen Wäldern wohnen. Gleich nach ihrer Ankunft wollen die Gastgeber noch etwas im nächsten Städtchen erledigen. Als die Frau Stunden später auf der Couch erwacht, ist sie allein. Als sie die Umgebung erkundet, stellt sie fest, dass die Hütte und ihre Umgebung in einem gewissen Radius durch eine unsichtbare Wand von der Außenwelt abgeschnitten sind. Jenseits der Wand sind die Menschen erstarrt, die Zeit selbst scheint stehengeblieben zu sein. Tage und Monate vergehen und der Winter naht. Wenn sie gerade kein Feuerholz sammelt oder Wild jagt, kämpft die Frau um ihren Verstand. Während sie zunehmend geistig umnachtet durch ihren Alltag zieht, beginnt sie, ein Tagebuch zu verfassen.

Kritik

In der Literaturwissenschaft spricht man von Lesarten, wenn beispielsweise ein Roman mehrdeutig ist. Streng genommen ist Kunst immer mehrdeutig, aber so manches Werk provoziert verschiedene Interpretationsansätze mehr als andere. Die Wand gehört sicher in diese Kategorie – sowohl als Roman wie auch als Film.

Im Film erleben wir zweimal Martina Gedeck. Zum einen die Frau, die schon seit geraumer Zeit gefangen ist und uns als Off-Stimme mitteilt, was sie niederschreibt, kenntlich gemacht durch einen Kurzhaarschnitt und optisch durch einen wesentlich tristeren Farbton von den Szenen der anderen Frau getrennt. Im Tagebuch wird beschrieben, was Figur Nummer zwei erlebt. Das ist der eigentliche Handlungsstrang, dieselbe Frau, noch mit langen Haaren, ihr Weg hin zur Ich-Erzählerin. Dramaturgisch ist das der einzige Kniff, denn sonst wird der Film bis auf wenige inhaltliche Ausnahmen von einer Ruhe dominiert, die mitunter quälender erscheint als laute Stimmen. Denn das Leben der Protagonistin ist ruhig geworden, erscheint zuweilen wie ein komatöser Zustand – von einem Moment auf den nächsten hat sich alles verändert.

Regisseur Julian Pölsler hat einen im wahrsten Sinne des Wortes augenscheinlich beeindruckenden Film geschaffen. Denn sein Gespür für kunstvolle Einstellungen, attraktive Kamerawinkel, schöne Weitsichten und eindringliche Nahaufnahmen ist hervorragend. Die bezaubernde Landschaft birgt aber auch jede Menge Potenzial, um auf Bildebene ästhetisch Erstklassiges zu liefern. Um schöne Bilder zu präsentieren, reichen jedoch auch Fotos und so hat dieser positive Teileindruck nur einen marginalen Einfluss auf das Gesamtergebnis. Als Film scheitert Die Wand dann auch an seiner schleppenden Erzählweise. Scheinbar ging es den Machern nie darum, auf Unterhaltungsebene zu überzeugen, stattdessen wurde der Fokus radikal auf ein Publikum verlagert, die einen Anspruch auf Tiefe vorziehen. Natürlich ist das Gesehene eine Allegorie auf etwas, das im Menschen geschieht, zumindest kann es so interpretiert werden. Eine Wand, die nur im Film buchstäblich existiert, übertragen auf die Wirklichkeit aber die inneren Wände symbolisiert, denen sich der empfindsame Mensch im Leben stellen muss. Und manchmal kommt es eben einer Gefangenschaft gleich, in der man die Ressourcen nutzen kann, die vorhanden sind; im Fall von Die Wand sind es die Tiere und allen voran der Hund, der der Hauptfigur einen Grund aufzeigt, diesem schier aussichtslosen Dasein eine Chance zu geben, gerade in den Phasen überbordender Hoffnungslosigkeit: „Wir waren nicht ganz verloren, weil wir zu zweit waren“. Oder man versteht das, was man hat, nicht als vorhandenen Raum, sondern als Gefängnis, in dem man untergeht. Diese Wahl hat der Mensch als freies Individuum in der Regel.
Psychologisch auf die Spitze getrieben kann dieses Szenario auch als Depression verstanden werden, dazu passt auch der Gesichtsausdruck von Martina Gedeck, der ihre Mimik zu 90 % beherrscht. Wenn die Hauptfigur durch die Wand auf eine erstarrte Welt blickt, wirkt das auf den Zuschauer wie der Blick auf eine von Depressionen zerfressene Psyche. Man lebt in einer Welt, von der man emotional doch abgeschnitten ist, weil Alltag, Menschen, Worte, Berührungen im Schatten eines zermürbenden Seelenschmerzes stehen. Vielleicht ist ja die Reduktion aufs Wesentliche, wie hier bebildert, ein Ausweg. Sie sagt ja selbst, dass sich ihre Herbstmüdigkeit (oder eben auch Herbstdepression) vielleicht deshalb nicht wie gewohnt entfaltet, weil ihr hier einfach die Zeit fehlt. Genau genommen hat sie mehr Zeit als zuvor, denn jegliche Konventionen befinden sich auf der anderen Seite der Wand. Und auch ihre Aussage „Zum ersten Mal in meinem Leben war ich besänftigt“ deutet klar auf eine Katharsis hin. Dennoch: Symbolik hin oder her, Die Wand ist kein Film, der als Film unterhält, daher scheint der Griff zum Buch allemal sinnvoller.

Wer nach dem Film noch Lust hat, ein wenig mehr zu erfahren, statt sich eigene Gedanken zu machen, findet Interviews und ein Video von der Premiere (wo auch der Hund dabei ist) in den Extras. Der obligatorische Trailer lässt sich dort ebenso finden wie Trailer ausgewählter anderer Filme.

Fazit

Vom Stil her erinnert das alles an die Filme von Lars von Trier. Wer das mag, kann also einen Blick riskieren. Die Robinsonade, das künstlerische Motiv der unfreiwilligen Isolation, ist aber nicht vergleichbar mit der Abenteuerlustigkeit der namensgebenden Geschichte (Robinson Crusoe). Die Entwicklung der Protagonistin (sie spricht selbst von einem früheren und einem neueren Ich) vollzieht sich still und heimlich und entzieht sich damit dem Auge des Betrachters. Das mag ja durchaus zur These passen, dass es hier um innere Zustände geht, doch einem Film, der nun mal im Auge des Betrachters liegt, raubt dieser Ansatz die nötige Spannung.

Kritik: André Gabriel

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