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Quelle: themoviedb.org

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Mantel-und-Degen-Film aus dem Jahr 1964 mit Alain Delon in der Hauptrolle basierend auf der gleichnamigen Erzählung von Dumas. Frankreich um 1789: Der Graf Guillaume de Saint Preux treibt als maskierter Wegelagerer "Schwarze Tulpe" sein Unwesen und beraubt seine Standesgenossen. Eine Wunde im Gesicht droht ihn zu enttarnen. Sein Zwillingsbruder Julien soll für ihn einspringen.

Kritik

Im fiktiven, mit historischen Details angefütterten Vorhof zur französischen Revolution angelegter Mantel-und-Degen-Film der alten Schule, aufwändig in Szene gesetzt und mit einem Alain Delon („Nur die Sonne war Zeuge“) in seiner ungestümen Blütezeit ideal besetzt. Ein farbenfroher  Augenschmaus, wundervoll ausgestattet und im einladenden-ausgiebigen Cinemascope-Rausch vorgetragen, nach einer Geschichte von Alexandre Dumas („Die drei Musketiere“), angetrieben von einem schmetternden Orchester. Hoffnungslos romantisches, klassisches Helden-Kino, das nostalgisch-großspurig lange unterhalten kann, bevor es in protziges Kasperletheater kippt.

Was den Briten ihr Robin Hood und den Spaniern ihr Zorro ist, das verkörpert Delon in der Rolle des Guillaume de Saint Preux (vermeidlich) als der französische Ableger „Die schwarze Tulpe“. Ein Mann aus dem Adel, dessen Alter Ego maskiert seinesgleichen um ihr Hab und Gut erleichtert, zum Helden des gemeinen, unterdrückten Fußvolks ausgerufen wird und sich gerne mit dieser Bezeichnung brüstet, obwohl er eigentlich nur diebisch in die eigene Tasche wirtschaftet. Bis ihm der ranghöchsten Gesetzeshüter (George Rigaud, „Nackt über Leichen“) auf die Schliche kommt, ihn im Kampf durch eine unübersehbare Gesichtsnarbe enttarnend markiert, den Triumph somit klar vor Augen. Das ruft den geheimen Zwillingsbruder Julien (natürlich: Ebenfalls Delon) auf den Plan. Dieser soll bei öffentlichen Auftritten den Platz von Guillaume einnehmen, um die Verdachtsmomente gegen ihn zu zerschlagen. Die Brüder könnten gegensätzlicher kaum sein: Guillaume ist der verwegene, egoistische Draufgänger, Julien der zarte, sogar leicht feminin wirkende Träumer, der in seinem Herzen ein waschechter Rebell gegen das elitäre System ist. Nur traut er sich nicht aus seiner behüteten Wohlfühlzone. Nun wird er in eine Rolle gedrängt, fällt sogar tollpatschig vom Pferd, aber mausert sich zum echten Helden einer aufkeimenden Revolution. Eine Rolle, die sein smarter Bruder schon innehatte, aber nicht ernsthaft verfolgte, sich nur unter diesem Deckmantel selbst bereicherte.

„Die schwarze Tulpe“ beginnt vielversprechend und bietet enormes Potenzial: Ein groß inszenierter Abenteuerfilm, der Fakten mit Fiktion clever vermengt, dazu einer Hausnummer wie Alain Delon mit dieser interessanten Doppelrolle viel Raum anbietet. Handwerklich ist das fraglos ein wunderbarer Film, der bis in die Details schön arrangiert und geschmückt ist, sowie mit Delon einen grandiosen Hauptdarsteller hat, der vor Charisma droht zu explodieren. Die an sich spannende Konstellation wird leider zu Gunsten eines gezwungen-heiteren Grundtons geopfert, der ab der Hälfte des Films eher störend erscheint. Delon kann in seiner gegensätzlichen Doppelrolle kaum glänzen, da er lange Zeit nur einen Charakter spielen darf, der Andere verschwindet bis kurz vor Schluss, um sich dann dramatisch zurückzumelden. Dazwischen (was über eine Stunde beinhaltet) wird locker vor sich hin gealbert, was mal ganz nett, über die ganze Distanz eher störend rüberkommt. Besonders der Polizeichef wird zu einer einzigen, verspotteten Witzfigur degradiert, hart an der Grenze zum Cartoon. Vieles erscheint unnötig auf flott und witzig gezimmert, obwohl es wenig bis nichts zum Lachen gibt. Darunter leidet die gute Idee, die deutlich unter Wert verhökert wird.

Am Ende hat das fast etwas von einem Heile-Welt-Heimatfilm, wenn Delon und seine Herzdame heiter-grinsend dem Abspann entgegen tanzen und der Schimmel der Tulpe ihnen die Ehre erweist. Ganz merkwürdig und unvorteilhaft, in welche Richtung sich dieser Film entwickelt. Wirkt letztlich viel antiquierter und spießiger, als er es nötig hätte, dabei steckt hier eine Menge drin. Chic, aber kaum mehr.

Fazit

Ein an sich herrlich inszeniertes, gut gespieltes Helden-Spektakel, das sich unnötig in albernen Klamauk flüchtet, anstatt sein wahres Potenzial auszuschöpfen. Ein hübsches Gemälde der verpassten Möglichkeiten, was in den 60er so sicher sein Publikum hatte, heute dafür gnadenlos überdreht und kitschig wirkt. Was nach 40 Minuten noch gut funktioniert, ist nach knapp zwei Stunden gerade so noch akzeptabel. Wer Delon in einer echt guten Doppelrolle sehen will, dem sei „Außergewöhnliche Geschichten“ von 1968 ans Herz gelegt.

Kritik: Jacko Kunze

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