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Die Entführung seiner Frau zwingt einen Gefängnisdirektor (Oliver Reed), einem Gefangenen (Fabio Testi) zur Flucht zu verhelfen. Er freundet sich mit dem Entflohenen an, gerät damit aber auch in den gefährlichen Dunstkreis eines politischen Mordes.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Dem Wort eines Ganoven traue ich nicht. Du bist meine einzige Garantie.“

Mit „Revolver – Die perfekte Erpressung“ liefert Sergio Sollima („Von Angesicht zu Angesicht“) einen europäischen Beitrag ab, der sich eigentlich nahtlos in das politische Paranoia-Verschwörungskino der USA der Jahre nach dem Watergate-Skandal einfügt. Sollima gab seinen Filmen gerne einen solchen Unterton und in diese Zeit passte es diesmal aus aktuellem Anlass wie selten zuvor. Schon bei seinem Western „Der Gehetzte der Sierra Madre“ ging es zunächst primär um das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Mann des Gesetzes und flüchtigem Kriminellen, das letztlich ein größeres Komplott auf höherer politischer Ebene offenlegt. „Revolver – Die perfekte Erpressung“ scheint bald wie eine Neuinterpretation seines Klassikers, zumindest wie eine andere Variation dessen Blaupause.

Diesmal im Hier und Jetzt angesiedelt - dem Mailand der frühen 70er Jahre -  zeigt sich schnell, dass sich hinter dem Film mehr verbirgt als das vermeidliche B-Movie, die in dieser Zeit in Italien und in europäischer Co-Produktion wie am Fließband entstanden. Mag der leicht reißerische Titel etwa die Erwartungshaltung in Richtung eines Poliziesco bewegen, widerlegt dies Sollima – trotz leichter Überschneidung und Gemeinsamkeiten mit diesem Subgenre – relativ schnell und in der Folgezeit entwickelt sich ein klug konzipierter, lange spannungsfördernd undurchsichtig gestalteter Thriller, in dem der titelgebende Revolver verhältnismäßig selten zum Glühen kommt. Zu Beginn wird der Zuschauer mit für sich stehenden Szenen und Szenarien konfrontiert, ohne dass deren direkter Bezug zueinander klar ist. Die geradlinige Form entsteht durch den Auftritt von Vito Cipriani (Oliver Reed, „Die Brut“, mit Super-Mario-Schnauzer auf Italiener getrimmt), der als stellvertretender Leiter einer Strafvollzugsanstalt Zielscheibe der vermeidlich perfekten Erpressung wird. Unbekannte haben seine Frau entführt und zwingen ihn, einen Kleinganoven aus seinem Gefängnis zu schleusen. Wieso, weshalb, warum, das weiß er nicht und angeblich auch nicht der Immigrant Milo (Fabio Testi, „Nachtblende“), der das Objekt der Begierde darstellt. Der einstige Ermittler Vito beugt sich notgedrungen dem Druck der Entführer, ist dabei jedoch nicht so blauäugig, in deren sportliche Fairness zu vertrauen. Er behält das charismatische, gleichzeitig undurchschaubare, offenbar mit allen Wassern gewaschene Schlitzohr erstmal als Faustpfand, um Zeit zu gewinnen und herauszufinden, was hinter dem Ganzen steckt. Dabei entsteht trotz dem natürlichen Misstrauen und der professionellen Vorsicht eine Bindung zu seiner „Geisel“, bei der einfach nicht klar ist, ob sie in diesem nebulösen Schachspiel der zu schützende König, ein listiger Springer oder vielleicht doch nur ein unwissendes Bauernopfer ist.

Sollima zeigt sein ganzes Können, sowohl als Regisseur wie als Autor, kleidet seinen Film in erstklassige Fotographien (unterlegt von gewohnt einprägsamen Klängen von Großmeister Ennio Morricone) und kitzelt aus dem Plot lange Zeit das Maximum an Spannung und Suspense heraus. Schnell ist man direkt involviert in das dichte Geschehen und bis auf wenige, sich noch nicht in das Gesamte einfügende Puzzleteil auch nicht schlauer als Oliver Reed, der seine Rolle als verschwitzt-wutschnaubender Gesetzeshüter mit Ehre, gleichzeitig verzweifelt-hilfloser Ehemann mit zumindest halb gefesselten Händen auf dem Rücken intensiv und druckvoll verkörpert. Heute hat auf so was Liam Neeson („96 Hours“) das langsam überstrapazierte Dauerabo, jedoch nie mit so einem guten Skript gesegnet und mit deutlichem Fokus auf Action statt Handlung. „Revolver – Die perfekte Erpressung“ verzichtet bis auf ganz wenige Ausnahmen auf handfeste und bleihaltige Momente, lebt eindeutig von seiner kribbeligen, wendigen Handlung, den interessanten Figuren und seiner stilsicheren, atmosphärischen Umsetzung. Speziell die sich aufbauende Beziehung der beiden Hauptfiguren ist von einer unruhigen Ambivalenz geprägt, denn schließlich kann man sich lange nicht sicher sein, welche Rolle Milo (auch von Testi hervorragend gespielt) nun wirklich einnimmt und was die übermächtig scheinenden Drahtzieher im Schilde führen…und in wie weit ihre sich langsam festigende Bindung dadurch auf eine harte Probe gestellt wird.

Wenn gegen Ende deutliches Licht ins Dunkel kommt, droht „Revolver – Die perfekte Erpressung“ kurz seine packende Intensität leicht einzubüßen, von der Ungewissheit zehrte der Streifen bisher schließlich enorm, doch nun greift die vorher aufgebaute Charakterisierung und besonders das, was auch die besten, thematisch vergleichbaren Hollywood-Thriller dieser Zeit auszeichnet. Trotz des unbändigen Willens und des unerschütterlichen Tatendrangs des verbissenen Protagonisten scheint er am Ende gegen eine Wand zu laufen, die er unmöglich überwinden kann. Eine Mauer aus Korruption, Machtspielchen, purer Überlegenheit, praktisch höherer, (un)menschlicher Gewalt. Wie Don Quichotte gegen die Windmühlen. Ihm bleibt eigentlich keine Wahl, aber trotzdem eine Entscheidung. Wie wird die aussehen und was sind die Konsequenzen? In seinen letzten Minuten ergänzt Sollima seinen Film durch eine zusätzliche, erdrückende Qualität. Wie das Kartenhaus aus dem Glauben an Ethik, Gerechtigkeit und das Vertrauen in das Gute im Menschen in sich zusammenfällt, famos dargestellt durch die finalen Szenen, ist erschütternd und nachwirkend.

Fazit

Nicht nur Fans des italienischen Genre-Kinos auf seinem Höhepunkt sei diese endlich auch bei uns aufgelegte Perle dringend ans Herz gelegt. Jeder, der sich mit dem politisch-kritischen, paranoid-angehauchten Thriller-Kino der 70er Jahre anfreunden kann, sollte sich „Revolver – Die perfekte Erpressung“ nicht durch die Lappen gehen lassen. Durchgehend spannend, astrein präsentiert und mit der nötigen Prise Pessimismus versehen, die einen passenden, ungemütlichen Deckel auf das Gesamtwerk setzt.

Kritik: Jacko Kunze

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